Ottobrunn:Kicken und Wüten für den guten Zweck

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Vor voll besetzten Rängen messen sich in Ottobrunn ehemalige Fußballstars und aktive Sportler wie Benny Lauth, Souleymane Sané oder Linus Strasser im "Münchner Legendenspiel". Der Erlös geht an die Stiftung "Kleine Hilfe" der Brüder Taupert

Von Christina Jackson, Ottobrunn

Den Trainerwechsel gab es bei diesem Fußballspiel in der Halbzeitpause. Diego Armando Maradona übernahm das Coaching und verhielt sich deutlich ruhiger als sein Vorgänger Jimmy Hartwig, der das Team in 45 Minuten zu einem komfortablen 4:1-Spielstand geführt hatte. Gekleidet in Lederhose und Mannschaftstrikot wirkte Hartwig, der einst für den TSV 1860 spielte, ganz im Geiste des italienischen Nationaltrainers Antonio Conte und wütete am Spielfeldrand bei misslungenen Spielzügen seines Kaders.

Moderator und Ex-Schiedsrichter Urs Meier kommentierte das unterhaltsame Schauspiel: "Der Jimmy Hartwig ist nervös. Der steht seit 40 Minuten auf der Seitenlinie und spricht." Ort des amüsanten Auftritts war der Sportpark in Ottobrunn. Dort trafen sich als "Fußball-Legenden" angekündigte Spieler aus ganz Deutschland, um für den guten Zweck Tore zu schießen. Nur hinter dem verblüffend echt aussehenden Maradona verbarg sich ein Double namens Abi Atici, was auch das zurückhaltende Auftreten erklären dürfte. Alle anderen Sport-Prominenten kamen höchst selbst und zeigten ihr Können vor den vollbesetzten Zuschauerrängen.

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(Foto: Claus Schunk)

Vier gewinnt: Das grüne Team setzte sich beim Legendenspiel in Ottobrunn...

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(Foto: Claus Schunk)

...gegen Violett durch.

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(Foto: Claus Schunk)

Moderator war der frühere Schiri und ZDF-Experte Urs Meier.

Die Idee zum Kicker-Spektakel stammt von den Brüdern Klaus und Ralf Taupert. Sie gründeten 2008 die Stiftung "Kleine Hilfe", bei der der Name Programm ist. "Wir wollen nicht die ganze Welt verändern, sondern kleine Projekte unterstützen", sagt Ralf Taupert. So unterstützten die Brüder am Anfang eine heilpädagogische Kindertagesstätte in Trudering, die aus Geldmangel den Besuch der Bavaria-Filmstudios absagen musste. Mit der Finanzspritze gelang die Unternehmung. Die Kinder bedankten sich mit selbst gebastelten Grußkarten. Eine Geste, die Taupert noch heute anrührt. "Auf einer Karte schrieb ein Mädchen, dass der Ausflug in die Filmwelt für sie der schönste Tag ihres Lebens gewesen sei." Damit stand für das Duo fest, dass sie ihre Hilfe intensivieren wollen. Die Idee für die Fußball-Legenden war geboren. Der ehemalige Bundesligaprofi Andy Buck und der Münchner Lothar Traub stellten den Kontakt zu den Kickern her. Heuer nun gelang es ihnen, das vierte Münchner Legendenspiel zu organisieren. Dieses Mal in Kooperation mit dem TSV Ottobrunn, der Gemeindeverwaltung und der örtlichen Sportpark GmbH, die das Spektakel am Haidgraben ausrichteten.

Für Emanuele Cataldo bedeutet das Fest eine "Vertiefung des Zusammenhalts in Ottobrunn". Für den Jugendleiter der Fußballabteilung des TSV Ottobrunn geht damit ein großer Wunsch in Erfüllung: "Wir haben den Verein fest im Ort verankert und unsere neue Philosophie entwickelt." Rund 3500 Mitglieder zählt der Klub, die Jugend ist stark vertreten und der Verein zeigt Präsenz bei den wichtigen Turnieren. Rund ein Jahr lang hat Cataldo das Spiel der Fußball-Legenden mitorganisiert. "Ich rechne mit tausend Besuchern, obwohl parallel in München der TSV 1860 gegen Dortmund spielt."

Auch Dirk Schuster, der neue Trainer des FC Augsburg (links), war mit von der Partie. (Foto: Claus Schunk)

Tatsächlich beobachteten zahlreiche Familien auf den Zuschauertribünen, wie die ehemaligen Sportprofis auf dem Spielfeld auf das Tor zielten. Sie verfolgten gebannt, wie Torben Hoffmann als ehemaliger Profi des TSV 1860 die Führung erzielte. Kurz danach traf Benny Lauth, der ebenfalls für die Löwen sowie den HSV und den VfB Stuttgart spielte. Für ihn gab es besonders viel Applaus. Als ein Lauth-Fan bezeichnete sich auch der 13-jährige Valentino Weileder aus Ottobrunn. Der Schüler eifert seinem prominenten Idol nach. Er will ebenfalls Profi werden und hat seine Karriere bei der Jugendabteilung vom TSV 1860 begonnen. Mittlerweile kickt er in Deisenhofen. Zum Legendenspiel hatte er eine kritische Meinung: "Es ist ein bisschen viel Standfußball." Kein Wunder: Die meisten Akteure, die im Sportpark zu sehen waren, haben mehr als 40 Lebensjahre in den Beinen. Wahrscheinlich ein Grund, warum der 23-jährige Skirennläufer Linus Strasser im Wettkampf mit den ehemaligen Fußballern eine so gute Figur machte. In Meiers Moderation fand er lobende Erwähnung: "Strasser spielt einen guten Ball, dafür dass er nur Skifahrer ist." Anerkennende Worte erhielt Meier wiederum von Ralf Taupert. Er bedankte sich dafür, dass der ehemalige Schiedsrichter trotz Verpflichtungen in der Schweiz nach Ottobrunn gekommen war. "Ich weiß, du hast heute bis 12.15 Uhr einen Vortrag in St. Gallen gehalten und bist im Anschluss mit dem Auto hierher gekommen." Übrigens: Hartwigs/Maradonas Team siegte 5:3.

© SZ vom 18.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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