Pfadfinder Ottobrunn:Freunde fürs Leben

Pfadfinder Ottobrunn: Gemeinschaft am Lagerfeuer - ein typisches Pfadfinderidyll, auch in Ottobrunn.

Gemeinschaft am Lagerfeuer - ein typisches Pfadfinderidyll, auch in Ottobrunn.

(Foto: Claus Schunk)

Die Ottobrunner Pfadfinder erlebten in den vergangenen Jahren starken Zulauf. Im Jahr ihres 45. Bestehens gibt es sogar einen Aufnahmestopp.

Von Jana Treffler, Ottobrunn

Zwei Bäume im Wald, ein Haufen Seile. Ein paar Kinder sollen daraus eine Brücke bauen, ohne den Boden zwischen den Bäumen zu berühren.

Was schwierig aussieht, ist kein Problem für die Jungen und Mädchen der Ottobrunner Pfadfinder. Die Wölflinge, mit unter zehn Jahren die Kleinsten, teilen sich auf und diskutieren, wie das Brückenbauen am besten vonstatten gehen könnte. Die Gruppenleiter werden kaum beachtet, die Kinder schaffen es schon selbst.

In einer Jugendgruppe, in der jeder wie selbstverständlich mit "Ja!" auf die Frage antwortet, ob er wirklich im Wald Feuer machen könne, wird vieles machbar. Im Stamm Ottobrunn der Pfadfinderschaft St. Georg, der am Samstag sein 45-jähriges Bestehen mit einem Straßenfest feierte, werden "typische Pfadfinder-Skills" vermittelt: Zeltbauen, Knotenkunde, alleine im Wald zurechtkommen.

Die Teenies haben ein Pfadfinderversprechen abgelegt

Ein Haufen Kekse verteilender Fähnlein Fieselschweifs? Fehlanzeige. Die Pfadfinder in Ottobrunn sind ganz normale Teenies, mit dem Unterschied, dass sie ein Pfadfinderversprechen abgelegt haben, sich einmal pro Woche zur Gruppenstunde treffen und gemeinsam ins Pfingstlager fahren. "Einmal Pfadi, immer Pfadi", sagt der 19-jährige Abiturient Tassilo Siegel. In den "todeslangweiligsten Sommerferien", die er als Kind je erlebt hatte, entschloss er sich, zu den Pfadfindern zu gehen. Heute ist er Leiter einer Wölflingsgruppe. "Man kommt da einfach nicht mehr raus", sagt er schulterzuckend und öffnet die Tür zur "Teestube", in der sich einmal wöchentlich Ehemalige bei ein paar Bier treffen.

2010 bekam der Ottobrunner Stamm sein lang ersehntes neues Zuhause. Das architektonisch einzigartige Haus hat 2013 den Bayern-Preis des Bundes Deutscher Architekten erhalten. Drinnen fühlt man sich, als säße man im Wald, hinter den großen Fenstern nichts als grüne Blätter. Der Neubau brachte dem Stamm einiges an Publicity und trug zum Anstieg der Mitgliederzahl auf heute 135 bei. Es gilt Aufnahmestopp, die Wartelisten sind lang.

Die Werbung in den Schulen trug Früchte

Felix Beck kennt da noch andere Zeiten. Der angehende Lehrer ist seit 1995 Pfadfinder in Ottobrunn. Als er Leiter wurde, hatte der Stamm nur 40 Mitglieder, also ging man in die Schulen und machte Werbung - mit Erfolg. "Wir wollten weitergeben, was wir selbst erlebt hatten", sagt der 29-Jährige mit rosa Leiter-Tuch um den Hals, Teil der sogenannten Kluft.

Mit der Kleiderordnung nehme man es nicht besonders streng, sagt Beck. Schon kurz nach der Gründung 1971 hatte sich der Ottobrunner Stamm gegen die klassischen beigen Hemden samt Schulterklappen aufgelehnt. Die wirkten zu militärisch. Stattdessen wurden schwarz-rote Holzfällerhemden gewählt, die den Zweck, soziale Unterschiede unsichtbar zu machen und das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken, genauso erfüllen.

Aber was findet man beim Pfadfinden? Vor allem andere, die dasselbe suchen. Eine Gruppe von Freunden, auf die man sich verlassen kann und alles erlebt, was wichtig ist. "Es ergibt sich halt, dass der Großteil des Freundeskreises irgendwann Pfadfinder ist", sagt Tassilo Siegel. Auch Partnerschaften entstehen, sodass mittlerweile zehn Kinder von Ehemaligen dabei sind. Es scheint, als würden Pfadfinder eher unter sich bleiben. Kein Wunder, sie begegnen einer Menge Vorurteile. "Die Reaktionen sind meistens nicht so gut", erzählt der 14-jährige Tom.

Zu unrecht. "Wir vermitteln Grundwerte wie Freundschaft und Respekt", erklärt Felix Beck. Selbstständigkeit und Freiheit von Eltern und Schule, aber mit klaren Regeln, wirke auch heute noch anziehend auf Kinder und Jugendliche. Da bleibt auch mal eineinhalb Stunden lang das Handy aus.

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