Ottobrunn:FDP-Wahlkampfplakat mit Genscher von 1987 in Ottobrunn aufgetaucht

Ottobrunn: Begegnung am Straßenrand: Ein Plakat mit Hans-Dietrich Genscher steht in Ottobrunn.

Begegnung am Straßenrand: Ein Plakat mit Hans-Dietrich Genscher steht in Ottobrunn.

(Foto: Claus Schunk)

Wo dieses Plakat 30 Jahre überdauert hat und wer es mitten im Bundestagswahlkampf 2017 wieder aus der Versenkung hervorholte, ist nicht bekannt.

Von Michael Morosow, Ottobrunn

Wenn die jungen Fohlen lahmen, holt man halt die alten Zugpferde aus dem Stall. Anders lässt sich ein Plakat am Straßenrand in Ottobrunn kaum interpretieren, mit dem die FDP 1987 für eine Wahlveranstaltung warb.

Seinerzeit, in den alten Tagen der Bonner Republik und fünf Tage vor der Bundestagswahl, war der damalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher zusammen mit dem damaligen Bundeswirtschaftsminister Martin Bangemann im Münchner Hofbräuhaus aufgetreten. Die Mühe lohnte sich: Das Wahlergebnis am 25. Januar ermöglichte die Fortsetzung der schwarz-gelben Koalition mit Helmut Kohl als Bundeskanzler.

Wo dieses Plakat 30 Jahre überdauert hat und wer es mitten im Bundestagswahlkampf 2017 wieder aus der Versenkung hervorholte, ist nicht bekannt. Auch hinter dem Zweck der Aktion steht ein Fragezeichen. Wollte der oder die Unbekannte klarstellen, dass mit Christian Lindner und Wolfgang Kubicki kein Staat zu machen sei und es deshalb Männer brauche wie Genscher, die den Weg zurück auf die Regierungsbank weisen? Der für seine gelben Pullunder bekannte Außenminister brachte es zwei Jahre später in der Satire-Zeitschrift Titanic sogar zur Comicfigur Genschman, die die Welt vor dem bösen Waigel rettet.

Die Idee ist reizvoll. Vielleicht sollten auch andere Parteien in ihren Kellern nach alten Politrecken suchen. Immerhin weilte anno 1987 Franz Josef Strauß noch unter den Lebenden. SPD-Kandidat war damals Johannes Rau. Die Grünen steckten noch in den Kinderschuhen und der aktuelle Bundestagskandidat der FDP im Landkreis, Jimmy Schulz, ging noch zur Schule. Es war eine Zeit, in der die Parteienlandschaft noch stabil war, die Mauer stand und die Welt im Vergleich zu heute fast einfach und sicher erschien.

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