Ottobrunn:Eine Siedlung für Flüchtlinge

Ottobrunn muss 570 Asylbewerber unterbringen. Ein Dutzend Häuser der Firma Feel Home könnten dieses Problem fast auf einen Schlag lösen

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Die Zahl ist nicht in Stein gemeißelt. Denn noch kann niemand abschätzen, wie viele Flüchtlinge im kommenden Jahr tatsächlich in den Landkreis kommen werden. Doch es gibt Prognosen - und die stellen die Gemeinden vor große Herausforderungen. Ottobrunn etwa wird 2015 - so der Stand heute - mindestens 570 Asylbewerber unterbringen müssen. Doch der Raum in der flächenmäßig kleinsten Kommune des Landkreises ist begrenzt - und damit auch der Handlungsspielraum des Gemeinderates.

Jetzt aber tut sich für die Gemeinde eine neue Chance auf - und sie trägt den Wohlfühlnamen "Feel Home". Das Starnberger Unternehmen produziert Häuser in Leichtbauweise für Flüchtlinge; Unterkünfte für jeweils 32 Menschen, feste Häuser, die eine Abkehr von kargen, zugigen Container- oder gar Wohnwagensiedlungen bedeuten könnte.

In Ottobrunn könnte nun ein ganzes Viertel mit Feel-Home-Häusern entstehen, sagt Bürgermeister Thomas Loderer (CSU). "Könnte", betont der Rathauschef. Denn noch sei keine Entscheidung gefallen. Ein Grundstück aber hat der Gemeinderat bereits auserkoren: den gemeindlichen Grund am nördlichen Haidgraben, an der Ecke zum Kathi-Weidner-Weg. Bis zu 13 Häuser, sagt Loderer, könnten dort entstehen. Und mit einem Mal das Ottobrunner Problem lösen. Bis zu 416 der 570 Menschen, die die Gemeinde nach der Quote des Landkreises unterbringen muss, könnten mit der Feel-Home-Offensive am Haidgraben unterkommen. "Diese Häuser stellen eine gute Lösung dar", sagt Loderer. "Sie sind sehr stabil, sie sind fest. Und sie sind sehr schnell aufzustellen." Die Gemeinde befinde sich bereits in Gesprächen mit dem Starnberger Unternehmen; bisher gebe es aber nur eine Grobplanung sowie eine Grundlagenermittlung, sagt der Bürgermeister. Frühestens in der Gemeinderatssitzung am 27. Januar könne eine Entscheidung fallen, sagt Loderer - zuvor werde die Gemeinde gemeinsam mit Landrat Christoph Göbel am 13. Januar im Wolf-Ferrari-Haus eine Informationsveranstaltung für die Bürger abhalten. Dann wird auch der Investor Feel Home seine Pläne vorstellen. Denn die Gemeinde selbst wird bei diesem Projekt nicht als Bauherr auftreten, sie stellt dem Unternehmen lediglich das Grundstück zur Verfügung, sagt Loderer. Feel Home werde die Häuser dann dem Freistaat zur Unterbringung von Flüchtlingen vermieten. "Wir wollen frühzeitig über diese Möglichkeit der Unterbringung informieren", sagt Loderer. "Nur gemeinsam mit den Bürgern kann die Integration der Menschen in unsere Gemeinde gelingen."

Allerdings drängt die Zeit. Momentan leben noch etwa 130 Flüchtlinge in den Altbauten der Josef-Seliger-Siedlung. Diese aber werden von Januar an abgerissen und durch Neubauten ersetzt - den Asylbewerbern muss der Landkreis dann alternative Unterkünfte zur Verfügung stellen. Loderer sagt auch, seine Gemeinde werde ihrem "bisherigen Weg" treu bleiben und für die Schutzsuchenden "menschenwürdige" Unterkünfte suchen. Dementsprechend kritisch blickt der Christsoziale daher auch auf die Pläne der Nachbargemeinde Taufkirchen, Flüchtlinge in einem ehemaligen Bürogebäude im Gewerbegebiet in der Lise-Meitner-Straße unterzubringen. Dieses Areal befindet sich zwar auf Taufkirchner Gemeindegebiet, liegt aber deutlich näher an der Gemeinde Ottobrunn.

Loderer befürchtet, Taufkirchen könnte sich mit dieser Lösung der eigenen Integrationsaufgabe entziehen. "Aber wir sind gesprächsbereit. Bisher hat aber noch niemand mit uns gesprochen", sagt Loderer. Vor allem die Frage der Quotierung müsse bei diesem Vorhaben eine Rolle spielen, denn letztlich, sagt Loderer, würde die Betreuung von Flüchtlingen in der Lise-Meitner-Straße aufgrund der geografischen Nähe eher in den Aufgabenbereich des Ottobrunner Helferkreises fallen. "Und das kann es dann auch nicht sein", sagt Loderer.

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