Ottobrunn:Bunte Selbstbildnisse

Ottobrunn: Chris Groitl (links) und Birgit Weierer (rechts) haben mit Flüchtlingen eine Ausstellung in Sankt Magdalena vorbereitet.

Chris Groitl (links) und Birgit Weierer (rechts) haben mit Flüchtlingen eine Ausstellung in Sankt Magdalena vorbereitet.

(Foto: Claus Schunk)

Flüchtlingsfrauen haben sich gemalt, so wie sie sich sehen. Die Ergebnisse sind in St. Magdalena in Ottobrunn zu sehen

Von Iris Hilberth, Ottobrunn

Najias Bild fällt sofort auf. So bunt sind die Wände in der Ottobrunner Kirche Sankt Magdalena sonst nicht. Mit leuchtende Farben hat Najia die Frau lebensgroß dargestellt, eine Frau, die befreit und gelöst wirkt. Die Frau ist sie selbst. Naija ist aus Afghanistan geflüchtet, jetzt lebt sie in Ottobrunn und hat sich an einem Projekt der beiden Künstlerinnen Chris Groitl aus Riemerling und Birgit Weierer aus Hohenbrunn beteiligt. Die beiden hatten in Groitls Atelier Flüchtlingen die Möglichkeit gegeben, ihre Selbstbilder und Geschichten zu gestalten. Entstanden ist in eineinhalb Jahren eine ganze Reihe von beeindruckenden Selbstbildnissen. In einer Ausstellung sind die zwei Meter großen Bilder noch bis Palmsonntag, 9. April, in St. Magdalena zu sehen.

Umgesetzt wurde das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn und dem Flüchtlingsfonds der Erzdiözese München-Freising. "Es geht um eine angstfreie Begegnung auf Augenhöhe mit anderen Kulturen und Religionen", sagte Gemeindereferent Nicolaus Gkotses während des Familiengottesdienstes am Sonntag, mit dem die insgesamt sehr farbenfrohe Ausstellung eröffnet wurde. Der Eine-Welt-Kreis der Pfarrei hatte anschließend noch zu einer Begegnung im Pfarrsaal mit den Künstlerinnen eingeladen, bei der kulinarische Kostproben aus den Herkunftsländern zum Kaffee gereicht wurden. "Ecce Homo - Siehe der Mensch" war das Thema dieses Vormittags, und Gkotses betonte: "Die Bilder zeigen sehr persönliche Lebensschicksale." Etwa das von Roque aus Afghanistan, die ein Trauerlied in ihren blau ausgemalten Körper geschrieben hat, ein Lied von einer Mutter, die ihren gefallenen Sohn betrauert. Oder Zainab, ebenfalls aus Afghanistan, die in persischer Schrift geschrieben hat: "Der Mensch trägt in sich die ganze Welt, aber die Welt allein kann den Menschen nicht tragen." Überraschen mag das Selbstbildnis von Olifia aus Irak, die sich als moderne junge Frau mit blonden Haaren und blauen Augen darstellt. Auch die Gesichter der beiden Schülerinnen Jasmin und Jamima aus Uganda sind weiß, während sie für Arme und Beine dunkelbraune Farbe verwendet haben. Rony aus Syrien ist der einzige Mann, der sich an dem Projekt beteiligt hat. Sein Bild erzählt die Geschichte von Krieg und Flucht, mit einer grünen Blumenranke drückt er aber auch seine Hoffnung aus.

"Wir wollten den Menschen die Möglichkeit geben, zu zeigen, wie sie sich fühlen", sagt Groitl. Für Weierer, die als Kunstlehrerin am Ottobrunner Gymnasium, aber auch als Kunsttherapeutin arbeitet, war es wichtig, den Teilnehmerinnen eine Atmosphäre zu bieten, "in der sie ganz bei sich sein können." Die Arbeiten sind daher auch nicht in der Gruppe entstanden, sondern jede und jeder konnte alleine im Atelier den eigenen Umriss zeichnen und anschließend mit Acrylfarben gestalten. Groitl und Weierer waren am Ende des Projekte entstaunt, wie bunt und keinesfalls düster die Bilder geworden sind.

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