Ottobrunn:Abschied von einer Macherin

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Ihre letzte Ausstellung als Kuratorin in der Galerie Treffpunkt Kunst hat Doris Laves-Wegat unter das Thema "Ku(h)rios" gestellt. (Foto: Angelika Bardehle)

In den 20 Jahren seit seiner Gründung hat Doris Laves-Wegat den Kunstverein Ottobrunn geprägt - mit ihrem hohen Anspruch, aber auch mit Optimismus und Tatkraft. Nun kuratiert sie ihre letzte Ausstellung als Vorsitzende.

Von Irmengard Gnau, Ottobrunn

Eine Kuh als Logo eines Vereins, der sich der Kunst widmet? Die Wahl, welche die Gründungsmitglieder des Kunstvereins Ottobrunn vor 20 Jahren getroffen haben, ist ungewöhnlich und sagt zugleich viel aus über die Gruppe aus dem Süden des Landkreises. Nicht zuletzt über ihre Vorsitzende, Doris Laves-Wegat. Das Rindvieh im Briefkopf ist "nicht das Einzige, wodurch sich der Kunstverein Ottobrunn von anderen unterscheidet", sagt Laves-Wegat.

Die gebürtige Westfalin muss es wissen, sie hat dem Verein in den vergangenen 20 Jahren eine Stimme verliehen und stets auf dessen ernstzunehmende Stellung als anerkannter Kunstverein gepocht. Nach zwei Jahrzehnten an der Spitze gibt Laves-Wegat den Vorsitz nun ab. Bei der Mitgliederversammlung Anfang Februar wird sie sich nicht mehr zur Wahl stellen. "Irgendwann ist mal Schluss", sagt Laves-Wegat schlicht. Ende März wird sie Ottobrunn verlassen, nach knapp 40 Jahren. Ihr neuer Lebensmittelpunkt wird in Halle an der Saale liegen, in der Nähe ihrer ältesten Tochter Julia Wegat, die den Kunstverein 1995 mitinitiiert hat.

Gut 140 Mitglieder zwischen 20 und 80 Jahren hat der Kunstverein Ottobrunn

Laves-Wegat hinterlässt einen gewachsenen Kunstverein, den einzigen dieser Art im Landkreis, wie sie gern betont. Gut 140 Mitglieder zählt die Gruppe inzwischen, Fördermitglieder eingerechnet. Ein Nachwuchsproblem lässt sich nicht erkennen, die Altersspanne der Künstler reicht von Anfang 20 bis über 80 Jahre, einige von ihnen haben den Weg aus München nach Ottobrunn gefunden.

Über die Jahre hat Laves-Wegat ein feines Netzwerk gesponnen, davon können sich Besucher der zahlreichen Ausstellungen des Kunstvereins immer wieder aufs Neue überzeugen. In der Galerie "Treffpunkt Kunst", die die Bezeichnung "klein, aber fein" zu Recht trägt und dem Kunstverein seit 15 Jahren als Präsentationsfläche dient, sind Bilder regionaler Maler und Vereinsmitglieder ebenso zu sehen wie die Werke vielversprechender Nachwuchskünstler und internationale Arbeiten.

Ottobrunn
:Kuh statt Pinsel

Der Kunstverein Ottobrunn hat ein "Rindviech" als Logo, ist der einzige im Landkreis und feiert jetzt sein 20-jähriges Bestehen. Er organisiert zahlreiche Ausstellungen in der Gemeinde und zählt inzwischen mehr als 130 Mitglieder

Von Udo Watter

Künstlern die Möglichkeit zu geben, sich und ihre Arbeiten der Öffentlichkeit zu zeigen, war der umtriebigen Vorsitzenden eine wichtige Motivation für ihr Engagement und gab 1995 auch den Anstoß, gemeinsam mit Gleichgesinnten den Kunstverein zu gründen. Die Begeisterung für Kunst habe sie "von Kindesbeinen an" gespürt, sagt Laves-Wegat.

"Ich lege mehr Wert auf Können", sagt Doris Laves-Wegat

Dennoch ist sie selbst keine Künstlerin - "und das ist auch gut", sagt Laves-Wegat. "Sonst würde ich doch einen bestimmten Stil vertreten." So konnte die ehemalige Lehrerin alle Sparten im Blick - vor allem der bildenden Kunst - halten und widmete sich in besonderem Maße auch deren Vermittlung. Neben gemeinsamen Ausstellungsbesuchen und Kursen zur Weiterbildung der Vereinsmitglieder pflegte Laves-Wegat auch den Kontakt zu Schulen und Kindergärten in Ottobrunn.

Ihr eigener Kunstbegriff hat sich in den Jahren als Vorsitzende durchaus gewandelt. "Ich lege mehr Wert auf Können", sagt Laves-Wegat. Dass die Ausstellenden ihr Handwerk beherrschten, mit Pinsel oder Meißel umzugehen wüssten. Eine Einstellung, die auch viel Fingerspitzengefühl verlangt. "Ich habe in den vergangenen 20 Jahren viel Erfahrung gesammelt im Umgang mit Menschen", sagt Laves-Wegat und lächelt spitzbübisch. Der Anspruch seiner treibenden Kraft hat sicherlich dazu beigetragen, dass sich die Ausstellungen des Kunstvereins auf einem hohen Niveau bewegen. Dass sich der Verein dieses erhält, ist auch Laves-Wegats Wunsch für die Zukunft.

Künstler würdigen Laves-Wegat als Urmutter der hiesigen Kunstszene

Wer dafür Sorge tragen soll, zeigt sich bei der Mitgliederversammlung am 4. Februar. Nach längerer Suche hat sich eine Kandidatin für die Nachfolge gefunden. In ihrer letzten Ausstellung als Kuratorin stellt Laves-Wegat noch einmal das Symboltier des Kunstvereins in den Mittelpunkt. Mit der Ausstellung "Ku(h)rios" verabschieden sich auch die Künstler von ihrer Förderin. Die "Urmutter der hiesigen Kunstszene", würdigt ein Maler Laves-Wegat in seinem Werk, hinterlasse Großes.

"Ku(h)rios" ist bis zum 6. Februar immer Mittwoch bis Freitag von 15 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr in der Galerie Treffpunkt Kunst, Rathausstraße 5, in Ottobrunn zu sehen.

© SZ vom 15.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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