Osteria Friulana:Bodenständiger Charme

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Im "Friulana" werden Gerichte aus Italiens Nordosten serviert. (Foto: N/A)

Wein von kleinen italienischen Gütern, Spezialitäten aus Friaul, originale Live-Musik: Die Osteria Friulana setzt auf das Regionale.

Hanne Rübenbauer

Fernab der Hauptverkehrsadern von Nord nach Süd gelegen und eingeklemmt zwischen Venetien, den Karnischen Alpen und Slowenien: Das Friaul zählt nicht zu den Hauptzielen der Italien-Reisenden. Dafür ist die Region bodenständig, unverfälscht und charmant. Ähnlich verhält es sich mit der Osteria Friulana am Rande des Schlachthofviertels, dort, wo bei der U-Bahn-Haltestelle Poccistraße die Zenettistraße auf die Lindwurmstraße trifft.

Zufällig kommt man hier kaum vorbei, und manch einer mag die Nase rümpfen ob des rustikal-kitschigen Ambientes. Holzscheite vor den Fenstern, ein Holzdach ziert den Stammtisch, ansonsten Nippes und bunt gemischte Bilder an den Wänden. Eklektisch, unprätentiös, trotzdem nicht ungemütlich: Man fühlt sich an so manche heiß geliebte Osteria in Italien erinnert, wo man vor langer Zeit seine ersten Gnocchi kostete oder Vitello Tonnato entdeckte.

Im Friulana, das über lange Zeit vom Ehepaar Modotti geführt wurde, regiert seit 2002 Santo Palamara, dessen beachtlicher Bauchumfang jedem Chef zur Ehre gereichen würde. Palamara bietet regionale Spezialitäten an, die vorzugsweise dem Marktangebot folgen: Pasta, gegrillter Fisch, zwei Fleischgerichte, allesamt nachzulesen auf einer Schiefertafel, die durchs Lokal getragen wird. Auch bei den Weinen setzt Santana auf den regionalen Touch: Er kauft sie bevorzugt bei kleineren Weingütern in ganz Italien ein, etwa bei Livio und Giorgio Marega im Friaul oder bei Caruso und Minini auf Sizilien.

Zu Beginn sollte man die "Verdure" probieren: gebratenes Gemüse, das für ein Geschmackserlebnis nicht mehr braucht als Olivenöl, etwas Zitronenmelisse und grünen Pfeffer. Die Pasta-Kombinationen sind klassisch, waren aber durchweg gelungen: Ravioli mit einer Füllung aus Rucola und Ricotta, schmackhafte Tagliatelle oder Gnocchi mit Steinpilzen. Unsere Favoriten waren die schwarzen Tagliolini mit Baby-Tintenfisch sowie die mit Trüffel gefüllten Tortellacci, beide geschmacklich gut abgestimmt.

Auch bei den Hauptgängen bewies der Chef sein Können: Die Dorade war perfekt gegrillt, hatte nichts von ihrer Saftigkeit eingebüßt. Die Muscheln in Weißwein waren ebenfalls zart und frisch, die hauchdünnen Fleischstückchen, Bistecchine, in verschiedenen Variationen stets gut abgeschmeckt. Zu loben sind auch das geschmorte Kaninchen sowie die Saltimbocca mit einer kräftigen Salbei-Sauce, wenngleich diese eine Spur versalzen war.

Kritisieren dagegen muss man eine gewisse Lieblosigkeit bei den Beilagen. Sie werden nach der Einheitsregel serviert - gleiche Beilage für jedes Gericht. An einem Abend bekamen wir stets einfallslos gegartes Gemüse und Kartoffeln auf den Tisch, die dazu auch noch stark abgekühlt waren.

Überhaupt scheint der Service in den vergangenen Monaten etwas nachgelassen zu haben. Einmal - es war Wiesnzeit und proppevoll - dauerte es fast eine Stunde, bis nach der Vorspeise der Hauptgang serviert wurde. Ein anderes Mal - es war gähnend leer - brachte die Bedienung es fertig, auf unsere Frage nach Wein zu antworten: "Rot oder weiß?". Da hätte man sich zumindest gewünscht, sie hätte Signore Palamara zur Beratung vorbeigeschickt.

Aber der saß bereits missgelaunt an einem Tisch und stocherte in seinem eigenen Essen herum. Zu seinem Glück hat er eine charmante Frau, die mit ihrem Arbeitseifer seinen Hang zur Kontemplation ausgleicht. Trotzdem wünscht man sich zuweilen, dass auch der Chef ein wenig von seinem Wissen preisgibt. Sonst bleiben die ausgefallenen und häufig großartigen Weine (die auch online zu bestellen sind) im Keller.

Das Preis-Leistungsverhältnis im Friulana ist ordentlich. Pasta kostet hier zwischen zehn und 12 Euro, für Hauptgerichte muss man 16 bis 18 Euro rechnen, die durchwegs hervorragenden Nachtische kosten um die sechs Euro.

An Samstagabenden bietet das Friulana ein Menü für 36 Euro an. Zudem gibt es Live-Musik, mal spielte ein Musiker, mal griffen Gäste spontan zum Mikrophon. Das schafft Atmosphäre - und wenn dann auch der Chef in Laune ist, kann man, wie Santo Palamara es auf der Webseite verspricht, im Freundeskreis den Abend genießen und die Osteria durchaus in Hochstimmung verlassen.

© SZ vom 18.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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