Öffentlicher Personennahverkehr:Nordallianz fordert kostenlosen Nahverkehr

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Um die Stickoxid-Werte zu senken, müssten mehr Bürger aufs Auto verzichten und beispielsweise Bus fahren, wie hier in Hochbrück. (Foto: Florian Peljak)

Die Bürger in München und Umgebung sollen auf Probe gratis mit Bussen und Bahnen fahren können. Die acht Kommunen nördlich der Landeshauptstadt erhoffen sich davon eine Verbesserung der Luftqualität. Ein pauschales Fahrverbot für Dieselautos lehnen sie hingegen ab.

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Als Mittel gegen dicke Luft in Metropolregionen setzen die Mitglieder der Nordallianz darauf, mehr Menschen zum Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr zu überzeugen - indem dieser kostenlos wird.

Die Landkreiskommunen Ismaning, Unterföhring, Unterschleißheim, Garching und Oberschleißheim sowie die Gemeinden Hallbergmoos, Eching und Neufahrn plädieren deshalb in einer gemeinsamen Stellungnahme zum Entwurf des aktuellen Luftreinhaltekonzepts für die Stadt München dafür, dass die Stadt in den Kreis der Kommunen aufgenommen werden soll, in welchen die Bürger testweise Busse und Bahnen kostenfrei benutzen können.

Aus dem Probebetrieb erhoffen sich die acht Kommunen, die sich seit 1982 zur sogenannten Nordallianz zusammengeschlossen haben, einerseits Erkenntnisse darüber, inwieweit ein gratis nutzbarer Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) wirklich dazu beitragen kann, dass sich die Schadstoffbelastung der Münchner Luft tatsächlich verringert - in der Landeshauptstadt werden die maximal zulässigen jährlichen Stickoxid-Werte jüngsten Messergebnissen zufolge deutlich überschritten.

Reichen die Park & Ride-Flächen aus?

Die bayerische Staatsregierung hat im Dezember den Entwurf für ein weiteres Maßnahmenpaket vorgelegt, mit dem sie dem entgegenwirken will, die Fortschreibung des Luftreinhalteplans. Darin ist auch die Förderung des ÖPNV enthalten. Das geht den Mitgliedern der Nordallianz, die alle über S- beziehungsweise U-Bahnhaltestellen in das MVV-Netz eingebunden sind, jedoch nicht weit genug. Sie sprechen sich für den Gratisbetrieb zur Probe aus. Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hatte bereits öffentlich seine grundsätzliche Bereitschaft dazu signalisiert. Kritiker mahnten allerdings, dass das bestehende Netz zunächst ausgebaut werden müsse, andernfalls würde der MVV keine weiteren Fahrgäste verkraften. Die Nordallianz will die Testphase eingehend evaluieren lassen und so auch die Auswirkungen eines Gratisbetriebs auf die Infrastruktur von Bus, Bahn und Tram feststellen.

Insbesondere liegt das Augenmerk der Nordkommunen dabei auch auf den bestehenden Park-und-Ride-Anlagen und weiteren Parkflächen im Umland. Die Kosten für eine zusätzliche Belastung dieser sowie für den gesamten Testbetrieb müssten, so die Forderung, der Freistaat beziehungsweise die Landeshauptstadt tragen.

Für die Einführung einer blauen Plakette zeigt sich die Nordallianz offen, pauschalen Fahrverboten für Dieselfahrzeuge in München erteilen die Kommunen hingegen eine Abfuhr. Sie unterstützen die Ansicht des bayerischen Städtetags, wonach Versäumnisse der Autoindustrie "nicht zu Lasten der Kommunen und ihrer Bürger gehen" dürften.

© SZ vom 17.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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