Öffentlicher Nahverkehr:Geduldsprobe für Wiesnbesucher

Der Streik im Öffentlichen Nahverkehr zeigt erstmals Wirkung: Fahrgäste müssen sich auf Verspätungen und Ausfälle einstellen - und das am besucherstärksten Wiesn-Wochenende.

Inzwischen zeigt der Streik im öffentlichen Nahverkehr Wirkung: Am Samstag kam es in München zum ersten Mal zu deutlichen Einschränkungen. Zahlreiche Ausfälle und Verspätungen bei U-Bahnen, Straßenbahnen und Bussen stellten besonders die Oktoberfest- Besucher auf die Geduldsprobe.

Streiks im Nahverkehr gehen weiter

Anstehen wie vor den Bierzelten: Wegen des Streiks dürfte es auch an diesem Sonntag bei U-Bahnen und Bussen zu Engpässen kommen.

(Foto: dpa)

Die Verkehrsbetriebe in der Landeshauptstadt, in Augsburg und Nürnberg teilten jedoch mit, dass sie den Betrieb weitgehend aufrechterhalten konnten. Sie rechneten auch am Montag noch mit Behinderungen.

Hunderte Wiesn-Besucher hatten bereits morgens in den U-Bahn- Stationen auf die Züge gewartet, um noch einen Platz in den Bierzelten zu ergattern. Das veranlasste Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) in seiner Rede zur Wiesn-Halbzeitbilanz am Sonntag zu Kritik an dem Streik: "Ich habe volles Verständnis für die Fahrgäste, die kein Verständnis haben", sagte er. Festleiterin Gabriele Weishäupl sprach von einer "Sauerei".

Das zweite Wiesnwochenende ist traditionell das umsatzstärkste. Und ausgerechnet an diesen Tagen müssen sich Wiesnbesucher auf ungewöhnlich lange Wartezeiten einstellen. Am Samstag fuhren bei der Münchner U-Bahn die Fahrzeuge auf allen Strecken, allerdings konnte nach Angaben der Verkehrsbetriebe die übliche Taktung nicht eingehalten werden. Bei der Tram fielen die Linien 16 und 21 aus.

Der stellvertretende Vorsitzende der DBB-Tarifunion, Willi Russ, sprach vom heftigsten Streiktag seit den Arbeitsniederlegungen im Nahverkehr. "Wir haben unser Streikziel erreicht", sagte er. Es würden "über 55 Prozent aller Dienstschichten bestreikt" und es werde noch so lange weiter gestreikt, bis der Arbeitgeber Zugeständnisse mache.

Nach Ansicht der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) kam es jedoch nicht zu dem erwarteten großen Chaos. In einer Mitteilung vom Sonntag hieß es, der Betrieb laufe ordnungsgemäß. Vereinzelt komme es zu Ausfällen und Verspätungen.

Der Andrang auf das Oktoberfest war am Wochenende bereits am Vormittag groß. Um 11 Uhr teilte die Festleitung mit, dass die Bierzelte wegen Überfüllung geschlossen wurden. Insgesamt rechnen die Veranstalter an diesem Wochenende mit 500.000 Besuchern.

Und dafür, so ein Sprecher der MVG, laufe der Betrieb ordnungsgemäß. "So ist es halt, wenn Wiesn ist: Jedes Jahr will ein Haufen Gäste mit uns fahren, da kann es ein bisschen voller werden."

Am Samstagnachmittag aber mussten am Marienplatz die Zugänge zum Bahnsteig mehrmals kurzzeitig gesperrt werden. Grund dafür war, dass zwei Großereignisse aufeinander trafen: Wegen des Bundesliga-Spiels des FC Bayern München gegen den FSV Mainz 05 benutzten sowohl Fußballfans als auch Wiesnbesucher die öffentlichen Nahverkehrsmittel. Auch in Nürnberg, Fürth und Erlangen kam es infolge des Streiks den ganzen Tag über zu Fahrtausfällen.

Am Freitag hatte die Gewerkschaft DBB Tarifunion die Streiks auf unbefristete Zeit verlängert. Die DBB tarifunion dringt auf fünf Prozent mehr Gehalt und Verbesserungen bei der Arbeitszeit. Es ist das erste Mal, dass es während des Oktoberfests Streiks im Nahverkehr gibt.

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