Oberschleißheim:Teure Einsparungen

Oberschleißheim stellt Investitionen in Kläranlage infrage

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Die geplante energetische Optimierung der Oberschleißheimer Kläranlage würde fast doppelt so teuer wie ursprünglich geplant. Der Gemeinderat hat den Auftrag jetzt gestoppt und will alternativ kleinere Lösungsansätze untersuchen lassen. Peter Benthues von der CSU nannte die permanenten Investitionen in die Kläranlagenoptimierung über Jahrzehnte "den Berliner Flughafen von Oberschleißheim".

Eine Investition von 1,3 Millionen Euro über einen staatlich geförderten Sonderkredit, als Ergebnis ein Einsparpotenzial von 80 Prozent der Energiekosten, sodass sich der Aufwand in sieben Jahren amortisiere - so war der neue Optimierungsschritt für das unwirtschaftliche Klärwerk einst angepriesen worden. Der Oberschleißheimer Gemeinderat stieg darauf sofort ein und billigte dafür im Etat zum ersten Mal seit fast 20 Jahren wieder eine Kreditaufnahme.

Die Detailplanung präsentierte nun Investitionskosten von 2,4 Millionen Euro. Offenbar waren in der früheren Studie nötige Erneuerungen in der Maschinentechnik nicht berücksichtigt gewesen, die sich nun alleine auf rund 730 000 Euro summieren. Zudem habe man im Detail "unerwartete Erkenntnisse" gewonnen, sagte Planer Tobias Rocktäschel.

Die potenzielle Einsparung durch das Maßnahmenpaket wurde auf 66 Prozent korrigiert. In der Summe reduziere sich freilich die Maßzahl des spezifischen Energieverbrauchs von 51 Kilowattstunden, mit der Oberschleißheim den schlechtesten Verbrauch aller bundesdeutschen Kläranlagen aufweise, immer noch auf 29 Kilowattstunden. Die Investition sei daher weiterhin unbedingt wirtschaftlich, argumentierte der Planer.

Das sah der Gemeinderat nun freilich anders. Eine Amortisation über die gesamte Lebensdauer der neuen Anlage sei nicht mehr wirklich wirtschaftlich. Eine Kostensteigerung um fast hundert Prozent, "wenn man genauer hinschaut, ist ein No-go", monierte Peter Lebmaier von der CSU. Helga Keller-Zenth von den Grünen nannte die Abweichungen "nicht mehr im tolerablen Bereich". Das Vertrauen in die Planung sei erschüttert: "Was ist jetzt diese Planung wert?", fragte sie.

Benthues erinnerte an die permanenten Optimierungsinvestitionen seit annähernd 30 Jahren in die seinerzeit völlig verfehlt geplante Anlage. "Immer wieder werden wir geködert mit Einsparungen", sagte er, "ich weiß nicht, ob eine davon jemals eingetreten ist, weil wir gleichzeitig immer wieder was Neues draufsatteln."

Einmütig verweigerte der Gemeinderat die Freigabe der Umsetzung. Vorgelegt werden sollen nun Alternativpläne, welche Einzelmaßnahmen auch isoliert umgesetzt werden könnten und welche Einsparungen dadurch jeweils zu erzielen wären.

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