Oberschleißheim:Humorist mit Faible für Straßenköter

Oberschleißheim: "Ich mag das Verschrobene": Erich Drosen der sich als Schriftsteller Hanns E. Drohsen nennt, schmiedet gern humoristische Verse.

"Ich mag das Verschrobene": Erich Drosen der sich als Schriftsteller Hanns E. Drohsen nennt, schmiedet gern humoristische Verse.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

In der Verserzählung "Cyliax hieß Kraxens Hund" erzählt der Oberschleißheimer Erich Drosen heiter von Mensch und Tier

Von Udo Watter, Oberschleißheim

Im legendären Schwabing der Vorkriegszeit gab es sie zuhauf, die bleichen jungen Genies, die in ihren steilen Dachkammern saßen und dort ihren steilen Gedanken nachhingen. Erich Drosen, der sich als Schriftsteller Hanns E. Drohsen nennt, arbeitet gewöhnlich auch in einer Art Dachgeschoss, doch das ist edel ausgebaut, licht und hell, und die Wände des Mansardenzimmers dekorieren künstlerisch ausgesuchte Plakate über Ausstellungen im Münchner Stadtmuseum. Zwei Poster sind zwei besonderen Künstlern gewidmet, die mit ihrem Geist und Humor die Stadt geprägt haben: Karl Valentin und Erich Kästner. "Die beiden sind meine großen Vorbilder", sagt Drosen. Der 1938 in Gablonz geborene Autor hat einige Zeit lang auch im berühmtesten Münchner Stadtviertel gelebt, den Geist der Sechzigerjahre noch eingeatmet und darüber ein Buch geschrieben ("Schwabinger Tage"). Mittlerweile wohnt er seit vielen Jahren in Oberschleißheim und während der studierte Maschinenbauer seine 2004 erschienene Hommage an Schwabing noch in Prosa verfasste, entfaltet er sich jetzt vornehmlich in humoristischen Verserzählungen. In diesem Sommer ist sein Buch "Cyliax hieß Kraxens Hund" (Books on Demand) erschienen. Dem menschlichen Helden seines Büchleins hat er bereits früher den Gedichtband "Felix Kraxens tätige Lyrik" gewidmet, in dem er nach Art von Kästner oder Eugen Roth humoristischen Tief- und Quersinn entbreitet.

Das aktuelle Werk erzählt in Versen die Geschichte des in Italien aufgelesenen Straßenköters Cyliax, der in der neuen Heimat Deutschland unter anderem mit Leinenpflicht, der distinguierten Hündin Nora, einer paradiesischen Bieselwiese und Schlappohr-Dressur konfrontiert wird. Drosen hat zwar selber keinen Hund, ist aber zu der Geschichte durch persönliche Erfahrungen und Ereignisse im Bekanntenkreis inspiriert worden. Der Alltag von Hund und Herrchen im Buch ist von gegenseitiger Sympathie und Komplikationen geprägt, und manchmal wird klar, dass der Hund das Herrchen mehr beeinflusst als umgekehrt. "Es ist ein freundliches Buch, das heiter dahin fließt", erklärt Drosen. Manchmal holpert der Rhythmus zwar, nicht jeder Reim ist gelungen und die Sprache mutet mitunter ein bisserl altmodisch an. Aber Drosen gelingen auch immer wieder hübsche Preziosen, etwa wenn er beschreibt, wie Krax sich "ins Transzendente verliert, versonnen in die Ferne stiert: Da kann's passieren, dass die Seine ihn zurückruft ins Gemeine." Oder: "Eines merke dir für immer, keine Notdurft hier im Zimmer! So lehrte Krax wie ein Philister der Hundewelt Benimm-Register." Eins ist klar: "Will man ein Tier domestizieren, muss man mit ihm oft parlieren". Tja, sie sind schon herzig, diese Viecher, die "nach dem Lösen ihre Leinen in alle Dimensionen streunen".

Das Buch endet freilich nicht gänzlich heiter. Drosen ist zwar ein lyrischer Humorist, aber sein tiefer, freundlicher Blick mündet nicht in die Beschreibung einer heilen, braven Welt. "Ich mag das Verschrobene", sagt er . Und mit Blick auf die Vorbilder Valentin und Kästner: "Und Esprit muss es haben."

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