Oberschleißheim:Gemeinderat lässt Bauträger abblitzen

Planung für Wohnblöcke am Schäferanger muss nachgebessert werden

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Bei der Planung des nächsten Oberschleißheimer Neubaugebiets auf der innerörtlichen Freifläche zwischen St.-Margarethen-Straße, Moosweg und Schäferanger ist noch gehörig Sand im Getriebe. Der Gemeinderat hat vor allem wegen Bedenken von SPD und FWG die Pläne des Münchner Bauträgers Concept Bau als viel zu dicht und massiv vorerst nicht akzeptiert. Auf einem schmalen Teilgrundstück mit etwa 1,5 Hektar Fläche an der unbebauten Ostseite des Schäferangers will Concept Bau sieben fünfstöckige Wohnblöcke mit zusammen 175 Wohneinheiten errichten. Entstanden wären so etwa 14 000 Quadratmeter Wohnfläche, nahezu die gesamte Grundstücksfläche wäre von einer Tiefgarage unterkellert.

Die Geschossflächenzahl, die das Maß der Baudichte ist, läge bei 1,35. Limit gemäß Bayerischer Bauordnung für Wohngebiete ist 1,20, in der unmittelbar angrenzenden Mooswegsiedlung aus den Neunzigerjahren wird 0,8 erreicht. Vor Jahren hatte die Gemeinde ein Strukturkonzept für die Freifläche erstellt, das eine Geschossflächenzahl von 0,9 bis 1,0 vorgibt. Somit würden "alle Beschlussvorgaben definitiv nicht erfüllt", bilanzierte SPD-Sprecher Florian Spirkl.

Die flächendeckende Unterkellerung bedeute zudem eine Totalversiegelung, die mit der geplanten Baumpflanzung auf der Tiefgarage nach Meinung im Rat kaum kaschiert werden könne. Bei der Planung sei doch "vieles im Argen", monierte Hans Negele (FWG), mit dem vorgesehenen Bauvolumen und der Gebäudehöhe habe man "einiges übertrieben". Die sieben Blöcke sollen jeweils viergeschossig werden und dazu ein von der Gebäudekante abgesetztes fünftes Dachterrassengeschoss erhalten. Wegen des Grundwasserstands soll das Geländeniveau zudem um einen Meter angehoben werden. Fünf Geschosse seien in den umliegenden Baugebieten überhaupt nicht vorhanden, monierte Negele.

Im Strukturkonzept wurde die gesamte Freifläche mit etwa fünf Hektar überplant. Allerdings sind nur zwei der drei Eigentümer bauwillig, sodass eine gemeinsame Gestaltung scheiterte. Dennoch müssten Vorgaben des Konzepts umgesetzt werden, forderte nun in erster Linie Negele, der pikanterweise Eigentümer des Nachbargrundstücks ist, an dem die Gesamtplanung scheiterte. Es könne aber nicht angehen, monierte er, dass alle für das Gebiet eventuell nötigen Infrastrukturmaßnahmen wie öffentliche Grünzüge oder eine Kindertagesstätte im ersten Bauplan ignoriert würden und dann zwangsweise auf den später bebauten Flächen nachgewiesen werden müssten.

Ingrid Lindbüchl forderte für die Grünen ebenfalls, die Beurteilung der Pläne erst gemeinsam mit dem ebenfalls unmittelbar zur Bebauung anstehenden Westteil der Fläche am Kreuzacker vorzunehmen. Eine Kindertagesstätte werde angesichts des Bauvolumens unabdingbar sein. Mit Gebäudehöhe und Dichte hätten sich die Grünen durchaus anfreunden können, auch die CSU signalisierte Akzeptanz. Innerorts an bereits verdichteter Stelle sei massive Bebauung sinnvoller als neuer Flächenverbrauch in der freien Landschaft, argumentierte Helga Keller-Zenth (Grüne).

Unisono gerügt wurde das Konstrukt des Bauherrn, die gemäß Gemeindeauflage 30 Prozent an sozial geförderten Wohnungen auf die zwei Blöcke am Nordrand der Fläche zu konzentrieren und die fünf anderen frei zu veräußern. Das sei "eine Stigmatisierung", monierte Gaby Hohenberger (Grüne), Peter Benthues (CSU) warnte vor einer "Ghettoisierung". Organisatorisch sei es üblich, Miet- und Eigentumswohnungen zu trennen, begründete "Concept Bau" diese Vorgabe.

Die von Bürgermeister Christian Kuchlbauer (FWG) empfohlene grundsätzliche Akzeptanz der Pläne verweigerte der Gemeinderat. Stattdessen wurde überhaupt kein weiterführender Beschluss in der Sache gefasst, sondern nur die Kenntnisnahme protokolliert. Concept Bau muss damit nun wohl mit einem weiteren Vorschlag unter Einbeziehung der Kritik erneut im Rathaus vorstellig werden. Die Münchner GmbH hat nach eigener Darstellung seit dem Jahr 1982 in München und Umland über 6000 Eigentumswohnungen realisiert. Seit 2003 gehört Concept Bau zur französischen LNC-Group mit Sitz in Paris, die an der Euronext-Börse notiert ist und einen Jahresumsatz von 662 Millionen Euro angibt.

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