Oberschleißheim:Der Bahntunnel wird wieder aktuell

Bahnsteig Oberschleißheim

Die Bahnlinie samt S-Bahnstation soll nach dem Willen des Oberschleißheimer Gemeinderates unter die Erde verlegt werden.

(Foto: Florian Peljak)

Die Gemeinde Oberschleißheim gibt eine neue Machbarkeitsstudie für die Tieferlegung der Bahnlinie in Auftrag. Die Aussichten auf eine Verwirklichung stehen nach Meinung der Gemeinderäte günstiger denn je.

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Mit der Finanzierung einer neuen Machbarkeitsstudie für einen Bahntunnel durch Oberschleißheim steigt die Gemeinde noch einmal massiv in die Tieferlegungspläne ein. Weil die Gemeinderäte eine historische Chance sehen, vollzogen sie einen Schulterschluss. Nach Jahrzehnten erbitterten Ringens um die Vision gab das Gremium am Dienstagabend einstimmig die Studie in Auftrag. Peter Benthues, seit 27 Jahren einer der engagiertesten Kämpfer für den Bahntunnel, sprach hinterher von einer "Sternstunde".

"Die Chance war noch nie so gut"

"Die Chance war noch nie so gut und wird nie mehr so gut sein", ordnete Bürgermeister Christian Kuchlbauer (Freie Wähler) die Situation ein. Erstmals hat die Gemeinde auch den Landkreis an ihrer Seite. Dazu kämpft der Flughafen dafür, die Voraussetzung für eine Express-S-Bahn auf der Bahntrasse zu schaffen, und die Ludwig-Maximilians-Universität möchte ihren künftigen Campus der Tierärztlichen Fakultät besser erschließen. Deshalb wird die Tieferlegung der Bahnlinie in der neuen Studie gekoppelt an eine Verlegung des S-Bahnhofs näher an den Uni-Campus am Veterinäranger.

Ein weiterer Eckpunkt der Argumentation ist, dass die Signalanlagen in Oberschleißheim spätestens in zehn Jahren an neue Sicherheitsbestimmungen angepasst werden müssen und dann jede Schrankenschließung eine bis eineinhalb Minuten länger dauert. Was heute gewitzelt wird, würde dann Realität: Die Schranken wären länger geschlossen als offen.

Unterirdischer Bahnhof auf Höhe der Dachauer Straße

Kuchlbauer berichtete dem Gemeinderat von zahllosen Vorgesprächen in großer Runde und in direkten Einzelkontakten. "Möglich ist momentan relativ viel", versicherte der Bürgermeister. Allerdings habe sich herauskristallisiert, dass man mit einer bloßen Einhausung der Bahn den Freistaat nicht als Partner gewinnen werde, da sich dieser dann auf die günstigere Lösung einer Straßenunterführung zurückziehen werde. Um auch den Staat zu gewinnen, müsse der Bahnhof verlegt werden, um die Uni zu erschließen. Ein möglicher Standort wäre ein unterirdischer Bahnhof auf Höhe der Dachauer Straße.

SPD, CSU, Grüne und FDP - seit Anfang der Neunzigerjahre Fürsprecher einer Tunnellösung - begrüßten die Fortschreibung der zuletzt 2010 angestrengten Machbarkeitsstudie. Florian Spirkl (SPD) dämpfte allerdings die Euphorie, indem er fragte, "ob all die glühenden Befürworter auch noch da sind, wenn der Deckel zu bezahlen ist". Aber auch die Freien Wähler, die eine Tunnellösung seit Jahren für irreal halten, an allen Fronten dagegen agitiert und sogar einen Bürgerentscheid dagegen angestrengt haben, stellten sich hinter die Studie. "Wir schulden unseren Bürgern etwas", sagte ihr Sprecher Hans Hirschfeld.

Für die Grünen mahnte Markus Büchler an, bei einer Untertunnelung von Anfang an die Folgeprobleme im Blick zu behalten. Entfiele die Bahnschranke als Verkehrsbremse, könne sich die Bundesstraße B 471 zur "Zweitautobahn durch den Ort entwickeln". Als einzige Lösung sehe er eine Abstufung der Bundesstraße zur Kreisstraße, um die man sich parallel bemühen müsse. Außerdem müsse der eventuelle Bahntunnel von Anfang an darauf ausgelegt sein, dass er langfristig weitere Gleise aufnehmen kann.

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