Oberschleißheim:Das Ende des Ritters

Oberschleißheim: Heimatforscher Otto Bürger verfolgte die Geschichte des Wirtshauses bis ins 19. Jahrhundert zurück.

Heimatforscher Otto Bürger verfolgte die Geschichte des Wirtshauses bis ins 19. Jahrhundert zurück.

(Foto: Stephan Rumpf)

Nach der Aufgabe der Pächter weicht die Traditionsgaststätte nun einer Wohnanlage.

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Der "Deutsche Ritter" ist Geschichte. Nach mehr als hundert Jahren macht der Abrissbagger gerade eines der traditionsreichsten Gasthäuser der Region, an der Freisinger Straße in Oberschleißheim, unmittelbar gegenüber dem Schloss, dem Erdboden gleich. An seiner Stelle wird eine Wohnanlage mit neun Einheiten entstehen. Die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts nachweisbare Gaststätte hatte durch einen Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg ihre einst imposante mehrstöckige Ausprägung verloren, war aber auch in veränderter Form über all die Jahre stets ein Gasthof geblieben - bis im August die letzten Pächter zugesperrt hatten.

Das Gasthaus wurde bereits 1890 begründet

Die frühere Tafernwirtschaft von Jakob Hochenrieder hat sich nach Recherchen des Oberschleißheimer Heimatforschers Otto Bürger 1890 um Gästezimmer erweitert und zum "Gasthaus zum Deutschen Ritter" umbenannt. Einer der ersten Gäste war der Kieler Literaturstipendiat Detlev von Liliencron, der dem Gasthaus unter dem Titel "Kleine Reise" in seinem Gedichtband "Der Heidegänger" ein literarisches Denkmal gesetzt hat.

Im Juli 1944 wurde bei einer beabsichtigten Bombardierung des Schleißheimer Flugplatzes im Weltkrieg versehentlich der Ort getroffen. 28 Todesopfer waren in der Gemeinde zu beklagen, der "Deutsche Ritter" wurde zerstört. Der damalige Eigentümer, eine heute nicht mehr existierende Freisinger Brauerei, baute das Lokal nach 1951 wieder auf. Statt der einstigen drei Stockwerke des Gasthauses mit Gästezimmern entstand ein geducktes eingeschossiges Häuschen auf verkleinertem Grundriss. 1996 wurde an der Westseite ein Anbau angestückelt.

Ihre einstige Größe erreichte die Gastronomie lange nicht wieder. Die Pächter wechselten häufig, jüngst auch die Eigentümer. Letzte Pächter waren bis 2010 die Pizzeria "Pomoro" und seither das französische Restaurant "Bellevue". Unter diesem Etikett war das traditionsreiche Haus in den vergangenen Jahren eine gastronomische Attraktion in Oberschleißheim. Pläne für eine künftige Nutzung des Grundstücks an der Freisinger Straße zum Bau eine Wohnanlage liegen freilich schon seit Jahren im Rathaus.

2016 wurde das Ende des "Ritters" besiegelt

Als die letzten Pächter 2016 aus freien Stücken den einstigen "Ritter" verließen, um sich zu verändern, war das Schicksal der Gastronomie besiegelt. Derzeit wird die Anlage abgebrochen. Für ein Neun-Parteien-Haus hat das Rathaus schon Zustimmung signalisiert. Aktuell hat der Bauausschuss des Gemeinderats jetzt aber die Pläne auf Eis gelegt, weil einige Abweichungen vom Leitplan nicht angezeigt wurden. Dies muss vom Bauherrn nun nachgebessert werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: