Dichterfürst, Großschriftsteller, kühler Ironiker, steifer Stehkragenträger - jemanden wie Thomas Mann zum Vater zu haben, sei ein "problematisches Glück" gewesen, erklärte einst Golo Mann. Dabei drückte sich der 1994 verstorbene Historiker, der als Verfasser des Standarwerks "Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts" zu Ruhme kam, noch eher harmlos aus. Sein Bruder Klaus etwa litt lebenslang viel stärker unter dem übermächtigen Vater: Als Schriftsteller ("Mephisto") erreichte er trotz seines Talents nie die Höhe des Literaturnobelpreisträgers von 1929. Der hochbegabte, homosexuelle Klaus, der im Exil schwer vereinsamte, brachte sich 1949 im Alter von 42 Jahren um. Von den anderen vier Geschwistern hatten zumindest die Töchter Erika und Elisabeth ein deutlich herzlicheres Verhältnis zum Familienoberhaupt.
Der Abend "Im Bann des Zauberers - Thomas Mann und seine Familie", bei dem der Autor der "Buddenbrooks" auch im Privaten aus den Blickwinkeln von Frau Katia und seinen Kindern porträtiert wird, dürfte ein Höhepunkt der neuen Oberhachinger Kultursaison werden. Das Schauspieler-Ehepaar Leslie Malton und Felix von Manteuffel wird, unterstützt vom Valentin-Klavierquartett, den Abend gestalten, der zugleich der Auftakt zum 11. "Festival für Kammermusik, Literatur und Weltmusik" vom 27. bis 29. Januar 2017 ist. Konzipiert wurde er von Eva Hofmann vom Kulturamt Oberhaching, die auch im vergangenen Jahr für das Classic Jazz-Festival schon einen ähnliche Literatur-Musik-Abend über das Ehepaar Zelda und F. Scott-Fitzgerald entwickelt hatte. Zudem werden Helene Blum & Harald Haugaard mit Christoffer Møller im Rahmen des Festivals am 29. Januar ein Konzert geben, das zwischen modernem und traditionellem dänischen Folk changiert. Und am 28. Januar, gibt es eine Lesung mit Musik und Zaubertricks. Im Mittelpunkt: "Räuber Hotzenplotz" von Otfried Preußler, vorgetragen von Grimme-Preisträger Manteuffel. Festival-Leiterin Isabel Lhotzky erklärt den neuen Titel (bis 2015 hieß es " Kammermusikfestival"): "Jetzt wird auf den ersten Blick deutlich, dass dieses kleine, feine Festival Grenzen überschreitet und sich nicht allein an Freunde der Kammermusik richtet, sondern an alle Liebhaber guter Musik und interessanter Geschichten."
Seit diesem Donnerstag gibt es Tickets für diese und alle weiteren Veranstaltungen des Kulturamts - im Internet unter www.oberhaching.de sowie in der Bibliothek, im Bürgerbüro und bei der Buchhandlung Kempter, zudem bei Reservix. Erfahrungsgemäß fix sollten die Interessenten Tickets erwerben für die Kabarett-Auftritte: Unter anderem gastieren die "Schlachthof"-Moderatoren Christian Springer (17. November)und Michael Altinger (12. Februar) jeweils mit ihrem neuen Programm im Bürgersaal. Kein klassisches Kabarett, sondern Dialektadaptionen großer Hits präsentiert Stefan Leonhardsberger in "Da Billi Jean is ned mei Bua". Volker Böhm vom Kulturamt freut sich besonders auf den Österreicher: "Ich habe ihn schon mal im Schlachthof gesehen. Das wird sicher lustig." Viel erwartet er sich auch vom Gastspiel Marcus H. Rosenmüllers und Gerd Baumanns. Der bekannte Regisseur und sein Film-Komponist agieren hier als Kleinkünstler mit Gitarre, improvisationsfreudiger Zunge und Sinn für Poesie. "Als sie das letzte Mal hier waren, war das ein grandioser Abend", erinnert sich Böhm, "und diesmal haben sie sogar ein exklusives Programm für Oberhaching." Das heißt "Pontius Spekulatius" und dürfte eine charmant-ungewöhnliche Weihnachtslesung werden (21. Dezember).
Sehr beliebt ist zudem die Reihe "Musik & Antipasti" im Bibliothekssaal. Diesmal gibt es drei Termine: Voice & Strings am 13. Oktober mit Jazz/Pop, Lisa Wahlandt & Band am 1. Dezember mit swingenden Arrangements von traditionellen Weihnachtssongs und Vucciria am 12. Januar mit einer musikalischen Liebeserklärung an Sizilien. Weitere musikalische Höhepunkte dürften das Konzert mit dem renommierten Grünwalder Jazz-Saxofonisten Bernhard Ullrich sein, der mit der Monaco Big Band im November auftritt, oder das traditionelle Geburtstagskonzert am 11. Dezember mit dem famosen Pianisten Bernd Lhotzky, der in Oberhaching tief verwurzelt ist. Er spielt im Duo mit dem Franzosen Malo Mazurié, von dem er schwärmt: "Ein Ausnahmetalent an der Trompete!" Das Joe Kienemann Trio - der namhafte Münchner Pianist spielt gemeinsam mit Echo-Preisträger Henning Sieverts (Bass) und Matthias Gmelin (Drums) - dürfte anspruchsvolle Jazz-Fans ebenfalls begeistern. Des weiteren gibt es Angebote in klassischer Musik: Das Kammerorchester Oberhaching präsentiert im Oktober eine "Spanische Nacht", während das New Piano Trio Elemente aus Kammermusik, Folk, Jazz und Pop kombiniert. Das Salzburger Quartett Ziach-Fever, das im Dezember in Oberhaching gastiert, hingegen singt und spielt innovative, groovende Volksmusik. Insgesamt also wieder ein abwechslungsreiches Angebot, und unter den Veranstaltungen ist sicher die ein oder andere dabei, die einen in den Bann schlägt: ob mit dem Saxofon, scharfzüngigem Witz oder Thomas Mann'scher Sprachschönheit.
Karten und weitere Infos gibt es unter www.oberhaching.de sowie in Bibliothek, Bürgerbüro und bei der Buchhandlung Kempter, zudem bei Reservix.