Oberhaching:Wer gerne liest, der liest gut vor

Beim Bezirksentscheid des Vorlesewettbewerbs treten in Oberhaching 17 Schüler aus dem südlichen Oberbayern an

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Deutliche Aussprache, angemessenes Tempo, sinngemäße Betonung - richtig gut vorlesen ist gar nicht so einfach. Vor allem, wenn einem neben dem erwartungsvollen Publikum auch noch eine Jury gegenübersitzt, die beurteilen soll, ob der ausgewählte Text lebendig und ausdrucksvoll vorgetragen wird, ob den Zuhörern die Stimmung der Geschichte vermittelt wird, ob es gelingt, sie mitzureißen. Und das alles in drei Minuten. "Wer gerne liest, kann meist auch gut vorlesen", ist der Börsenverein des Deutschen Buchhandels überzeugt und versucht alljährlich Schülern der sechsten Jahrgangsstufe mit einem Wettbewerb den Bammel vor dem Vorlesen zu nehmen.

Immerhin 600 000 Kinder aus 7000 Schulen haben sich in diesem Jahr motivieren lassen, eine Passage aus ihren Lieblingsbüchern vorzutragen. Mittlerweile geht der Wettbewerb 2015 in die vierte Runde, nach Schul-, Orts- und Kreis- stehen die Bezirksentscheide an. In der Oberhachinger Bibliothek traten am Mittwoch 17 Schülerinnen und Schüler aus dem südlichen Oberbayern zum Wettstreit um den Titel der beiden besten Vorleser an. Überzeugt haben die Jury am Ende insbesondere Yannick Thedes vom Gymnasium Oberhaching und Carina Schneider vom Staffelsee-Gymnasium Murnau. Die Sechstklässler werden den Bezirk am 18. Mai beim Landesentscheid in Grünwald vertreten.

Oberhaching, Gemeindebibliothek, Vorlesewettbewerb,

Anna Scheunemann aus Pullach verpasst dieses Ziel nur knapp.

(Foto: Angelika Bardehle)

Zweimal mussten die Schüler bei diesem Wettbewerb auf der Bühne vor dem Mikrofon Platz nehmen und ihre Texte vortragen. In der ersten Runde galt es, ein selbst ausgewähltes Buch kurz vorzustellen und eine geeignete Stelle vorzulesen. Beim zweiten Auftritt mussten sie einen ihnen unbekannten Text vortragen.

Wie in vielen Jahren zuvor, ging es an diesem Vormittag in der Bibliothek natürlich um Harry Potter, um die bekannten Protagonisten von Cornelia Funke und Paul Maar. "Die werden immer wieder gerne gewählt", sagt Petra Walbrunn, die den Wettbewerb seit 1999 alle zwei Jahre in Oberhaching organisiert. Auch aus dem Klassiker "Die Schatzinsel" wurde sicher nicht zum ersten Mal gelesen - den Vorlesewettbewerb gibt es immerhin schon seit 56 Jahren.

Gerne werden lustige Geschichten ausgewählt, mit denen man die Zuhörer zum Lachen oder wenigstens zum Schmunzeln bringt. Siegerin Carina Schneider hat das in den vorangegangenen Runden auch so gemacht. "Diesmal traue ich mich mal, eine traurige Geschichte zu lesen", begann sie ihren Vortrag. "Es wird keine Helden geben" von Anna Seidl handelt von einem Amoklauf an einer Schule. Auch Anna Scheunemann vom Pater-Rupert-Mayer Gymnasium Pullach überzeugte die Jury mit einer ernsten Geschichte. Sie las aus dem Roman "Dschihad Paradise" von Anna Kuschnakowa über einen jungen Selbstmordattentäter, der mit Sprengstoffgürtel auf dem Berliner Alexanderplatz steht.

Oberhaching, Gemeindebibliothek, Vorlesewettbewerb,

Yannick Thedens aus Oberhaching darf zum Landesentscheid fahren.

(Foto: Angelika Bardehle)

Nach wie vor lässt sich aber auch mit amüsanten Geschichten punkten, was Yannick Thedes bewies. "Hilfe ich habe meine Lehrerin geschrumpft" von Sabine Ludwig hatte dem Oberhachinger bei einem vorherigen Wettbewerb - vorgetragen von einem anderen Teilnehmer - so gut gefallen, dass er diesmal das Buch selbst aufschlug. Die Jury tat sich schwer mit der Entscheidung, Yannick musste am Ende noch einmal mit Anna in ein Finale um die Qualifikation für den Bayernentscheid. "Die meisten Teilnehmer haben wirklich sehr spannend und sehr gut gelesen", urteilte Jurymitglied Felix Lipp. Der Münchner hatte den Wettbewerb im vergangenen Jahr gewonnen.

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