Oberhaching:Über alle Grenzen hinweg

Oberhaching: Karsten Schaller reist öfter nach Tansania. Hier ist er mit Dekan Wallace Lupenza aus Makambako zu sehen.

Karsten Schaller reist öfter nach Tansania. Hier ist er mit Dekan Wallace Lupenza aus Makambako zu sehen.

(Foto: privat)

Pfarrer Karsten Schaller reist zum lutherischen Weltbund nach Afrika.

Von Lea Frehse, Oberhaching

Als vergangenen Sommer die Flut ganze Dörfer in Bayern zerstörte, da haben sie in Tansania gebetet. In tansanischen Gemeinden gedachte man der Familien, die plötzlich ohne Zuhause dastanden. Als vor wenigen Wochen die Dürre ganze Dorfbevölkerungen in die Flucht trieb, da haben sie in Bayern Fürbitten gesprochen, und sie sammelten Spenden für die betroffenen Bauern in Tansania. Das, sagt Karsten Schaller, ist für ihn das Wunderbare an seiner Kirche: verbunden sein über alle Grenzen hinweg.

Schaller ist Pfarrer der evangelisch-lutherischen Gemeinde "Zum Guten Hirten" in Oberhaching. Innerhalb der Kirche kümmert sich der 48-Jährige außerdem um internationale Partnerschaften, vor allem in Tansania. Schallers Gemeinde unterstützt seit mehr als 30 Jahren eine Partnergemeinde im Norden Tansanias, hat eine Erste-Hilfe-Station ermöglicht und einen Kindergarten. Regelmäßig finden gegenseitige Besuche statt. Im Kleinen ist dieser Austausch das, was die Kirche gerne "Eine Welt" nennt: kirchliche Entwicklungsarbeit möglichst nicht von oben nach unten sondern miteinander.

In dieser Woche wird der Gemeindepfarrer gemeinsam mit 22 Vertretern der Bayerischen Landeskirche zur Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes nach Windhuk, Namibia, reisen. Der Weltbund ist der größte Verbund lutherischer Kirchen weltweit, mehr als 74 Millionen Christen aus 145 Kirchen in 98 Ländern gehören ihm an. Zur Vollversammlung im Lutherjahr ist eine Feier für mehr als 10 000 Teilnehmer geplant. Bayerns Landeskirche schickt eine 23-köpfige Delegation, darunter Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, die Präsidentin der Synode und Engagierte aus der Jugendarbeit.

Am liebsten reist er mit Ideen im Gepäck

"Dass man mich ausgewählt hat, kam völlig überraschend", sagt Schaller. Grundlos aber war die Wahl sicher nicht: Redet Schaller von der Partnerschaftsarbeit spricht er schon mal von "nach Hause kommen". Am liebsten reise er mit Ideen im Gepäck. Aus Oberhaching nach Ikwete kam so die Anregung, mit jugendlichen Konfirmanden nicht nur Bibeltexte zu pauken, sondern miteinander zu diskutieren - auch über die ganz normalen Probleme als Teenager. Aus Ikwete zum Guten Hirten reiste die Erkenntnis, dass ein Gottesdienst schon mal richtig gefeiert werden darf: mit Gesang, Tanz, Freude.

Bei der Versammlung in Windhuk wird Schaller zuhören, wenn Kirchenvertreter über die Strategie der Kirche im Kampf gegen Landraub, Menschenhandel oder Erderwärmung diskutieren, Themen, die manchem weit weg scheinen mögen von Oberhaching. "Dabei betreffen diese Fragen uns direkt", sagt Schaller. "Weil auch deutsche Firmen an Landraub beteiligt sind, weil der Klimawandel sich auch hier auswirkt." Schaller selbst ist nicht stimmberechtigt. Aber er wird abseits der Gremien doch einer der wichtigsten Aufgaben nachgehen: ins Gespräch kommen, über alle Grenzen hinweg.

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