Oberhaching:Suchst du noch oder wohnst du schon?

Oberhaching: Oberhaching ist als Wohnort sehr begehrt. Aber viele können sich die Mieten und Grundstücke nicht mehr leisten.

Oberhaching ist als Wohnort sehr begehrt. Aber viele können sich die Mieten und Grundstücke nicht mehr leisten.

(Foto: lks)

Die Gemeinde will verhindern, dass nur noch Reiche in den Ort ziehen und die soziale Mischung kippt. Deshalb informiert sich der Gemeinderat über Genossenschaften, Mietgemeinschaften und Mitbauprojekte.

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Die Mieten sind sehr hoch, Bauland ist extrem teuer: Oberhaching nimmt bei den Immobilienpreisen im Landkreis eine Spitzenposition ein, Tendenz weiter steigend. Im Rathaus beobachtet man diese Entwicklung mit Sorge. Schließlich will hier keiner, dass sich nur noch Reiche in der Gemeinde ansiedeln, Bürgermeister und Gemeinderat fürchten um die Stabilität, wenn es keine gute soziale Mischung der Bevölkerung mehr gibt. Daher bemüht sich die Kommunalpolitik auch verstärkt um die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Insbesondere den Oberhachingern will man Möglichkeiten schaffen, in der Gemeinde wohnen zu bleiben und vielleicht sogar Eigentum zu erwerben. Gerade ist das Einheimischenmodell am neu geschaffenen Ilse-Weitsch-Weg in Bau. Hier entstehen acht Einfamilienhäuser, 14 Doppelhaushälften, 19 Reihenhäuser, zudem ist Eigentumswohnungsbau in der Planung. Und doch reicht das nicht. Die Liste der Bewerber für diese Immobilien war lang, das Rathaus musste vielen absagen oder sie auf mögliche weitere Projekte vertrösten.

Damit so etwas nicht an mangelnden Grundstücken scheitert, hat die Gemeinde kürzlich auch für den Grunderwerb immerhin 30 Millionen Euro locker gemacht. Die dadurch hinzugewonnene Fläche von etwa 230 000 Quadratmetern soll auch für den Wohnungsbau genutzt werden.

Allerdings stellt sich im Rathaus mehr und mehr die Frage, wie man es als Kommune am besten anstellt, tatsächlich Einheimische bei der Schaffung von Wohneigentum in der Gemeinde zu unterstützen, ohne dabei gegen EU-Recht zu verstoßen. Denn das ist durchaus heikel, verlangt komplizierte Punktevergaben und bringt nicht immer das von den Kommunalpolitikern gewünschte Ergebnis.

Wohnbauprojekte fördern den sozialen Zusammenhalt

So baten kürzlich die Fraktionen im Gemeinderat die Architektin Natalie Schaller in die Sitzung des Gemeinderats. Sie ist Projektleiterin der Mitbauzentrale München, die Beratung für gemeinschaftsorientierte Wohnprojekte anbietet. Sie sieht in Modellen, bei denen die zukünftigen Bewohner das Projekt selbst initiieren und gestalten großen Nutzen für die Kommunen. Denn solche Wohnbauprojekte förderten nicht nur den sozialen Zusammenhalt und stärkten die Bürgergesellschaft. Schaller sieht in diesen Modellen, ob als Genossenschaft, Bau- oder Mietgemeinschaft, auch einen Beitrag zur Bewältigung des demografischen Wandels: "Die Menschen können sehr lange in ihrer vertrauten Umgebung bleiben." Das entlaste auch die kommunalen Hilfesysteme. Zudem würden die individuellen Wohnkosten durch sparsamen Flächenverbrauch und gemeinsame Nutzung von Räumen reduziert und dadurch dauerhaft günstiger Wohnraum geschaffen, sagt Schaller.

Interessant waren für die Gemeinderäte vor allem die kommunalen Steuerungsmöglichkeiten, die die Referentin aufzeigte. So gibt es auch so genannte Konzeptvergaben. Die Kommune legt variable Konzeptbausteine fest, den Zuschlag erhält der Bieter mit dem besten Konzept. "Da gibt es ein großes Gestaltungspotenzial für Kommunen", versicherte Schaller, was vor allem Bürgermeister Stefan Schelle (CSU), der sofort an ein "Einheimischenmodell als Konzeptvergabe" dachte, hellhörig werden ließ. "Wenn Sie damit 19 Einheimische in 19 Reihenhäuser bringen, erlangen Sie sicher Berühmtheit im Oberland", mutmaßte er. Schaller winkte da gar nicht mal ab, sondern gab sich überzeugt von diesem Gestaltungsinstrument: "In eine Konzeptvergabe kann man alles Mögliche reinpacken."

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