Oberhaching:Kochen auf einem Bein

Unterhaching, Sport-Arena, Sanierung der Sanitäranlagen

Streckübungen mit dem Küchentuch: Die Bäuerin Helene Schram lässt sich von Claudia Leitner zeigen, wie es geht.

(Foto: Angelika Bardehle)

Pilates-Trainerin Claudia Leitner rät Bäuerinnen, Sport in ihren Alltag zu integrieren.

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Es gibt Berufsgruppen, bei denen man sich nur schwer vorstellen kann, dass sie zum Ausgleich ihrer Tätigkeit unbedingt etwas Sport machen sollten. Bäuerinnen zum Beispiel. "Wozu?", werden sicher nicht wenige in der Landwirtschaft sagen, "ich bin doch eh den ganzen Tag in Bewegung". Und außerdem: "Was sagen denn da die Nachbarn?" Diese Argumente der Bäuerinnen kennt Claudia Leitner, diplomierte Pilates- und Aerobic-Trainerin aus Unterföhring, nur allzu gut. Aber sie lässt es nicht gelten. Und die Frauen von den Höfen im Münchner Umland glauben der 43-Jährigen, wenn sie Überzeugungsarbeit bei den Versammlungen der Landfrauen leistet. Denn Leitner ist selbst Landwirtin und weiß, wovon sie spricht, wenn sie sagt: "Es tut gut, sich eine Auszeit zu nehmen und Sport zu machen."

"Sport und Bewegung - aber alltagstauglich", stand kürzlich auf der Tagesordnung der Mitgliederversammlung der Ortsbäuerinnen in Oberhaching. Nun darf man sich da keine Aerobicübungen auf dem Hof oder Stretching auf dem Feld vorstellen. "Wir machen viel Büroarbeit und haben daher die gleichen Alltagsbeschwerden wie alle anderen", betont Leitner. Es geht vor allem um Rückenschmerzen, um Knieprobleme, um Körperhaltung und um Gleichgewichtsübungen. "Kleine Übungen, die jeder machen kann", verspricht sie.

Etwa vor dem Aufstehen noch einem Moment liegen bleiben, Beine hoch und Rad fahren. Oder: Mal mit links die Zähne putzen, beim Kochen auf einem Bein stehen und beim Treppensteigen auch mal zwei oder gar drei Stufen auf einmal nehmen. Auch ein Küchenhandtuch kann man wunderbar dafür hernehmen, mal eben den Schulterbereich zu dehnen, um der Verkalkung des Gelenks entgegenzuwirken. Und auf jeden Fall: "Beim Gehen nicht nach unten, sondern nach vorne schauen, Schultern nach hinten nehmen und sich öffnen." Das helfe oft langfristig betrachtet besser als die Spritze vom Arzt.

Auch mal an sich selbst denken

Vor allem geht es Leitner in ihren Vorträgen um Motivation. Darum, den Frauen Mut zu machen, auch mal an sich selbst zu denken. "Du machst den Sport für dich, es ist die beste Medizin und nie zu spät, damit anzufangen", sagt sie den Bäuerinnen. Einfach einmal eine halbe Stunde spazieren gehen, auch wenn die Nachbarin womöglich lästert, man habe wohl nichts zu tun. "Ja, genau", bestätigte eine Zuhörerin. "Dann sagt man halt einfach, man habe einen Termin", schlug Leitner vor.

Es sei ganz typisch, dass die Frauen sofort ein schlechtes Gewissen bekämen, "das ist anerzogen", sagt sie. Das habe es ja noch nie gegeben, sei auch so ein Argument, das sie oft höre, "aber dann gibt es das eben jetzt", lautet ihre Antwort. Der Ehemann werde es schon verkraften, wenn das Essen mal nicht um zwölf auf dem Tisch stehe, dafür aber die Frau fit sei. Eine Runde Nordic Walking, am besten gemeinsam mit einer Freundin oder Nachbarin, müsse immer drin sein, das könne dann auch richtig Spaß machen. "Man muss sich sagen, jetzt scheint die Sonne, jetzt geh ich raus", sagt Leitner, dann sei der ganze Ärger erst einmal weg. Ein Training nicht nur für die körperliche Fitness, sondern auch für die Psyche. Und scheint die Sonne mal nicht? Leitner kennt auch Landwirtinnen, die regelmäßig zu ihr zum Aqua-Training kämen. "Trauen Sie sich einfach, im Badeanzug erkennt Sie eh keiner", verspricht sie, "und mit Badekappe erst recht nicht".

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