Geothermie:Grünwald und Oberhaching legen Streit über Kraftwerk bei

Geothermie: Die Geothermieanlage in Laufzorn gehört Grünwald, liegt aber auf Oberhachinger Gemeindegebiet.

Die Geothermieanlage in Laufzorn gehört Grünwald, liegt aber auf Oberhachinger Gemeindegebiet.

(Foto: Claus Schunk)

Vor Gericht setzte Grünwald durch, dass es seine Erdwärme-Anlage im Oberhachinger Ortsteil Laufzorn erweitern darf. Nun zeigen sich beide Seiten versöhnlich und wollen auch die Bürger einbeziehen.

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Es kommt wohl eher selten vor, dass ein Bauamtsleiter in der Nachbarkommune zur Gemeinderatssitzung erscheinen muss, weil im Umgang und vor allem in der Kommunikation der beiden Rathäuser etwas gründlich schief gelaufen ist. Stefan Rothörl von der Gemeine Grünwald, zugleich Geschäftsführer des kommunalen Unternehmens Erdwärme Grünwald, musste am Dienstagabend vor dem Oberhachinger Gremium gemeinsam mit seinem Architekten Rede und Antwort zum geplanten Ausbau der Geothermie in Laufzorn stehen.

Eine gerichtliche Auseinandersetzung hatten die Kommunen zu diesem Zeitpunkt bereits hinter sich. "Das ist aber jetzt nicht der Gang nach Canossa", betonte Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle (CSU). Denn inzwischen vertragen sich die Gemeinden offenbar wieder.

Eigentlich sollte die Anlage bereits 2015 in Betrieb gehen

Die Anlage, um die es geht, steht bekanntlich auf Oberhachinger Flur, gehört aber den Grünwaldern. Seit Oktober 2011 liefert sie Erdwärme, seit Ende 2014 auch Strom. Nun hatten die Grünwalder vorgesehen, bis Ende 2015 zusätzlich ein Blockheizkraftwerk zur Eigenstromerzeugung und eine sogenannte Power-to-Heat-Anlage zu errichten, die nach dem Tauchsieder-Prinzip Stromüberschüsse aus dem Netz zu Wärme machen kann.

So hat es Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) noch in der Novemberausgabe 2014 des Grünwalder "Geothermie-Magazins" angekündigt. Auch im darauffolgenden Februar, als eine chinesische Delegation durch den Betrieb geführt wurde, galt dieser Zeitplan noch. Doch da hatten die Grünwalder ihre Rechnung wohl ohne die Oberhachinger gemacht.

Die nämlich zeigten sich wenig begeistert von den Ideen und legten ihr Veto ein: Sie verweigerten das gemeindliche Einvernehmen der eingereichten Planungen. Die Regierung von Oberbayern fand allerdings, dass das Vorhaben sehr wohl genehmigungsfähig ist, und forderte Oberhaching auf, das Einvernehmen zu erteilten, verbunden mit der Ankündigung, es andernfalls zu ersetzen.

Oberhaching dachte aber weiterhin nicht daran, einen Haken an die Sache zu machen, denn die Gemeinde fühlte sich in ihrer Planungshoheit übergangen. Sauer waren die Oberhachinger vor allem, weil die Nachbarn nicht mit ihnen geredet, sondern einfach einen Antrag einreicht hatten. Oberhaching klagte, und Grünwald bekam recht.

Grünwald räumt Fehler ein

Letztlich setzten sich beide aber doch wieder an einen Tisch und vereinbarten einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan mit öffentlicher Auslegung. "Wir bedanken uns für diesen Weg", sagte daher Oberhachings Bürgermeister Schelle. Wichtig sei, dass transparent kommuniziert werde. "Jetzt haben die Bürger die Möglichkeit, sich dazu zu äußern. Uns ist es darum gegangen, dass man diesen Verfahrensschritt macht", sagte Schelle. Grünwalds Bauamtsleiter Rothörl äußerte Verständnis für den Unmut der Oberhachinger: "Den Fehler müssen wir uns vorwerfen, nicht persönlich in den Dialog gegangen zu sein", sagte er. An deren Stelle würde er sich auch "vorgeführt fühlen", gab er zu.

Nun sind die Wogen offenbar geglättet, der Oberhachinger Gemeinderat stimmte dem vorhabenbezogenen Bebauungsplan zu. Der sieht vor, das neue Blockheizkraftwerk in das bestehende Heizkraftwerk zu integrieren sowie jeweils eine Trafostation und einen zweiten Außenkamin zu errichten. Mit einem Redundanz- und Spitzenheizwerk soll bei Ausfall der Förderpumpe oder in Spitzenzeiten die Wärmeversorgung kurzzeitig sichergestellt werden. Um die Oberhachinger milde zu stimmen, wurden Rothörl und sein Architekt bei ihrem Vortrag nicht müde zu betonen, wie "schön" und "landschaftsverträglich" die Anlage in Laufzorn doch sei.

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