Deisenhofener Burschenverein:Feuchtfröhliche Vorreiter

Lesezeit: 2 min

1912 posierten die Mitglieder des Burschenvereins vor dem Alten Wirt. Damals trug der Bursche noch Hut und Anzug, nicht Lederhose wie heute. (Foto: oh)

Der Deisenhofener Burschenverein war 1890 der erste seiner Art in der Gemeinde Oberhaching. Seine Feste sind berühmt-berüchtigt. Jetzt steht die 125-Jahrfeier an.

Von David Knapp, Oberhaching

An welchem Tag genau die Deisenhofener Burschen zusammenkamen, um den Verein aus der Taufe zu heben, ist nicht ganz klar. Vorsitzender Georg Kornbichler verweist darauf, dass mehrere Dokumente dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen sind. Fest steht jedoch, dass das heutige Gasthaus Forstner 1890 zur Geburtsstätte der Deisenhofener Burschen wurde. Eine handschriftliche Satzung protokolliert die offizielle Aufnahme des Vereinslebens am 30. August 1891. Damit übernahm der Verein eine Vorreiterrolle in der Nachbarschaft, die Oberhachinger und Further Burschen, die zunächst auch nach Deisenhofen kamen, organisierten sich erst später in eigenen Vereinen.

Die 125 Jahre, in denen der Verein im Ortsleben aktiv ist, bestanden nicht immer nur aus festlicher Heiterkeit. Um mehr über die lange Geschichte des Vereins in Erfahrung zu bringen, unterhält man sich am besten mit Klaus Dexl. Dexl, selbst von 1977 bis 1992 aktiv im Verein und seit seiner Heirat Ehrenmitglied, verfasste Anfang der Neunzigerjahre anlässlich der 100-Jahrfeier eine Festschrift. Er kennt die Höhen und Tiefen in der Geschichte des Vereins, der zwei Weltkriege und eine Neugründung überstand. Obwohl Burschenvereine eher für ihren Frohsinn und ein geselliges Miteinander bekannt sind, konnte man sich nicht immer dem Lauf der Geschichte entziehen.

1935 verweigerten sich die Burschen dem Heldengedenken

"Besonders bemerkenswert ist", erzählt der ehemalige Vorsitzende Dexl, "dass der Burschenverein dem Heldengedenktag am 17. März 1935 fernblieb." Einen Tag nach Wiedereinführung der Wehrpflicht durch die Reichsregierung war das ein Affront gegenüber den Nationalsozialisten. Durch den Krieg kam das Vereinsleben dann völlig zum Erliegen, auch ehemalige Burschen ließen ihr Leben. Erst drei Jahre nach dem Ende des Krieges, im August 1948, fanden sich wieder einige Burschen zusammen, um das Erbe ihrer Vorgänger anzutreten.

Mit Erfolg. Seit nunmehr 67 Jahren feiert und pflegt der Verein wieder seine jährlichen Feste. Dabei kann es schon mal etwas wilder zugehen. Besonders der Kehraus am Faschingsdienstag, bei dem ein "Frischling" während des letzten Tanzes seinen Tod simulieren muss, um dann unter einer Alkoholdusche "beerdigt" zu werden, ist berühmt-berüchtigt.

Das Auftaktkonzert ist schon ausverkauft

Beim diesjährigen Jubiläum wartet der Verein mit einem fünftägigen Programm auf zahlreiche Gäste im Festzelt an der Pestalozzistraße. Neben dem bereits ausverkauften La-Brass-Banda-Konzert am Mittwoch haben die Burschen auch für die folgenden Tage ein breites Programm auf die Beine gestellt. Der Donnerstag beginnt mit dem Vatertagsfrühschoppen. Für den Abend konnten die Deisenhofener mit dem Ingolstädter Chris Boettcher einen deutschlandweit bekannten Comedian ins Boot holen. Boettcher tritt am Donnerstag, 14. Mai, um 20 Uhr auf (Karten im Vorverkauf: 21 Euro). Am Freitag folgt ein Spielenachmittag der Gemeinde Oberhaching. Ein Festzeltabend mit Kesselfleischessen rundet den Tag ab. Die Rocknacht am Samstag mit Auftritt der Band 7 Promille beginnt um 19 Uhr und kostet sieben Euro Eintritt. Am Sonntag bleibt das Festzelt den ganzen Tag in Betrieb. Der traditionelle Festzug bildet den Abschluss der Feierlichkeiten.

Die Veranstaltungen des Burschenvereins sind fester Bestandteil des Ortslebens in Deisenhofen. Jährlich organisieren die rund 30 Mitglieder das Faschingstreiben, das Waldfest Ende Juni und das Weinfest im Herbst. Zudem unterstützen die Burschen Veranstaltungen anderer Vereine und beteiligen sich an Festtagsprozessionen. Natürlich, so betont Georg Kornbichler, stehe die Geselligkeit im Vordergrund. Doch indem man sich aktiv in die Ortsgemeinschaft einbringe, lerne man auch gewisse Pflichten. Allein für die Organisation der Jubiläumsfeierlichkeiten haben die Burschen eineinhalb Jahre viel Zeit investiert. Aber was sind schon anderthalb Jahre im Vergleich zu 125.

© SZ vom 12.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: