Oberhaching:Das große Baumsterben

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Vor 25 Jahren wurden an den Straßen in Oberhaching viele Bäume gepflanzt. Allerdings wurde dabei die Beschaffenheit des Bodens nicht berücksichtigt.

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Acer platanoides, der Spitzahorn, gilt durchaus als geeignet, um als Stadtbaum ein langes Leben zu führen. Allerdings mit Einschränkung. Er hat sich immerhin als sehr frosthart erwiesen, reagiert aber empfindlich auf Bodenverdichtung. Sorbus aucuparia hingegen, die Vogelbeere, bekommt von der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) kein gutes Zeugnis für ein Dasein neben der Straße ausgestellt: "Im Alter rundlich" und "nicht stadtklimafest" heißt es in der GALK-Liste.

Ob die Landschaftsplaner in Oberhaching vor 25 Jahren bereits diese Auffassung teilten, ist nicht bekannt. Jedenfalls haben sie bei der Entstehung des Wohngebiets Forstanger offenbar viel Abwechslung bei der Pflanzenauswahl beweisen wollen und jede Menge verschiedener Bäume gesetzt: vom Bergahorn über die Linde, hin zu Baum-Hasel, Rosskastanie, Walnuss und Birne. Und eben auch die Vogelbeere und die ähnlich ungeeignete Mehlbeere. Zudem sind die Planer der öffentlichen Bepflanzung des Wohngebiets nicht unbedingt zaghaft bei der Begrünung des Straßenbildes vorgegangen. Doch wie sich jetzt herausstellt, haben sie mit diesem Konzept nicht immer ein glückliches Händchen bewiesen.

Von 900 Bäumen stehen noch gut 600

Während es an manchen Stellen viel zu üppig wuchert, verkümmern die Pflanzen andernorts. Manche Bäume sind in all den Jahren geradezu in den Himmel gewachsen und machen dem zu nah gepflanzten Nachbargrün den Platz streitig. Andere haben sich inzwischen als völlig ungeeignet für den Oberhachinger Boden erweisen. Die Folge: Von den ursprünglich 900 gepflanzten Bäumen standen bei einer Kontrolle der Verwaltung im vergangenen Herbst noch 688, weitere 48 mussten wegen eines schlechten Gesundheitszustands oder der Gefährdung der Verkehrssicherheit gefällt werden.

Unterföhring
:Eschen müssen weichen

Im Auwald rund um den Poschinger Weiher bei Unterföhring stehen Forstarbeiten an. Das liegt auch an einer Pilzerkrankung, die speziell Eschen befällt.

Auffallend sei dabei, so der Leiter des Oberhachinger Umweltamts, Martin Weidenhiller, dass bei diesen "Maßnahmen" die Mehlbeeren, die Eschen, die Vogelbeeren und die Walnussbäume am häufigsten gefällt werden mussten. Hauptgrund bei Vogel- und Mehlbeere sei der basische Untergrund, der in der Schotterebene nach dem Oberboden anzutreffen sei. Erreichen und durchdringen die Wurzeln dieser Bäume den Kies, verkümmern sie meist, vergreisen vorzeitig und sterben letztlich ab, weil sie saure Verwitterungsböden benötigen, um zu gedeihen.

Die Walnussbäume wurden zu dicht gesetzt

"Leider ist das im gesamten Ortsbild zu beobachten und war vor 25 bis 30 Jahren bei den maßgeblichen Entscheidern nicht bekannt", sagte Weidenhiller in der jüngsten Sitzung des Umweltausschusses. Hinzu komme nun auch noch das neuartige Eschentriebsterben, das für einen überproportionalen hohen Krankheitsgrad dieser Bäume verantwortliche sei. Wegen der Verkehrssicherheit seien Fällungen auch hier unabdingbar. Dass nun auch eine überproportionaler Anteil der Walnussbäume entfernt werden müsse, liege hingegen an einer zu engen Pflanzung. "Juglans regia" neigt zu immensem Breiten- und Höhenwachstum. Das endet zwar etwa nach 80 Jahren, hat aber jetzt schon dazu geführt, dass erhebliche Behinderungen und Schäden bei Nachbarbäumen und Gebäuden entstanden sind.

30 Prozent des Ursprungbestands musste am Forstanger bereits entfernt werden. Mehr sollte es nicht werden, mahnte Weidenhiller. Die verbliebenen Bäume müssten zur Luftreinigung, Sauerstoffproduktion, Wärmeregulation und Schattenspende in dem Wohngebiet erhalten werden. Schattenwurf oder Laubfall seien jedenfalls kein Grund, noch mehr zu fällen. Für den gesamten Ortsbereich gelte nun: in die Liste der GALK schauen und geeignete Baumarten pflanzen.

© SZ vom 07.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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