Oberhaching:Archäologen machen reiche Beute

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Auf Baustellen im Hachinger Tal lassen sich Zeugnisse der frühen Besiedelung finden. Wie jetzt wieder in Oberhaching

Von Michael Morosow, Oberhaching

Wenn irgendwo im Hachinger Tal ein Bauplatz hergerichtet wird, garantieren die Wiesen und Äcker reiche Früchte für Historiker. Oftmals nur ein paar Spatenstiche, und schon blitzt der Knochen eines Bajuwaren oder ein Trinkgefäß eines Römers aus dem Erdreich hervor. Geschehen erst kürzlich wieder in Oberhaching bei der Erneuerung der Münchner Straße und beim Bau einer Asylbewerberunterkunft am Ende der Holzstraße: Die Ergebnisse der baubegleitenden archäologischen Untersuchungen lassen den Schluss zu, dass es vor mehr als tausend Jahren eine Siedlung aus der Karolingerzeit gab. "Mit relativ geringem Aufwand ist es dabei gelungen, neue Erkenntnisse zur Ortsgeschichte zu gewinnen, die auf Grundlage der Schriftquellen in dieser Form nicht zu erwarten waren", freut sich Dorothee Ott vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege.

Die Funde und Befunde, die während Arbeiten zur Straßensanierung gemacht worden sind, deuten auf eine mittelalterliche Siedlung aus dem achten und neunten Jahrhundert hin. So etwa wurden die Reste zweier Grubenhäuser freigelegt, die nach Meinung der Archäologen karolingische Weberwerkstätten gewesen sein könnten. Keramikfunde und eine beinerne Nähnadel lassen laut Ott eine Datierung zu. Diese Siedlung der Karolingerzeit könnte ihrer Meinung nach in einem Zusammenhang mit den in den 1950er-Jahren in etwa 80 Metern Entfernung vom jetzigen Fundort entdeckten Gräbern stehen. Möglicherweise habe es schon damals eine Furt über den Hachinger Bach gegeben, zumal der Name des Ortsteils bis heute "Furth" laute. In einem weiteren Schnitt konnte ein ebenerdiges Gebäude, ein so genannter Ständerbohlenbau aus dem Hochmittelalter, nachgewiesen werden. Auch hier hätten Keramikfunde die Datierung ermöglicht: Das Gebäude dürfte im elften, zwölften Jahrhundert entstanden sein, "möglicherweise in Fortsetzung der karolingischen Siedlung", so Ott. Außerdem haben die Archäologen entlang der Münchner Straße spätantike Keramik gefunden, die aus dem vierten und fünften Jahrhundert stammen, zu einer Zeit also, da die Bayern noch gar nicht sesshaft waren. Unter anderem kam ein gut erhaltener Krug zutage. "Diese Funde passen zu der spätantiken Besiedlung in Oberhaching", erklärt die Denkmalpflegerin.

Mit Spannung hat ihr Amt auch auf das Ergebnis der archäologischen Untersuchung des Areals an der Holzstraße gewartet, während man im Oberhachinger Rathaus um die Eröffnung des Asylheims bangte. Zum Vorschein kamen zwei Gräber aus der karolingisch-ottonischen Zeit, allerdings ohne Grabbeigaben. Die Flüchtlinge konnten planmäßig ihre neue Unterkunft beziehen.

© SZ vom 19.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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