Oberhaching:Anwohner verbarrikadiert Radweg - weil er sich belästigt fühlt

Oberhaching: Bis hierher und nicht weiter: Maximilian Müller vor der Bretterwand, mit der er den öffentlichen Weg über seinen Grund blockiert hat.

Bis hierher und nicht weiter: Maximilian Müller vor der Bretterwand, mit der er den öffentlichen Weg über seinen Grund blockiert hat.

(Foto: Claus Schunk)

Weil Passanten Müll, Exkremente und Hundehaufen in seinem Garten hinterlassen, wusste sich Maximilian Müller nicht mehr anders zu helfen.

Von Iris Hilberth

Wer in Oberhaching mit dem Rad oder zu Fuß von der Tisinstraße zur Karlstraße will, nutzt normalerweise gerne den 150 Meter langen namenlosen Weg, der beide Straßen verbindet. Für Spaziergänger wie für Kinder und Jugendliche, die auf dem nahen Kyberg zur Schule gehen, bietet er eine willkommene Abkürzung. Auch der direkte Weg zum Rathaus, zur Volkshochschule und zum Kindergarten führt hier entlang.

Doch seit dem Jahreswechsel ist hier kein Durchkommen mehr. Ein gut zwei Meter hoher, blickdichter Bretterzaun bremst die Passanten etwa auf der Hälfte der Strecke aus. Errichtet hat ihn Maximilian Müller, der Grundstückseigentümer. Denn er sagt: "Jetzt muss Ruhe sein."

Der Streit zieht sich seit Jahren hin

Auf einem Zettel am Laternenmast begründet Müller seine Barrikade mit "grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten zwischen den Eigentümern und der Gemeinde Oberhaching über die Nutzung und die Bewirtschaftung des Weges." Tatsächlich ärgert er sich schon seit Jahrzehnten über den öffentlichen Weg auf seinem Grund, der seines Erachtens hier gar nicht hätte errichtet werden dürfen.

Es ist auch nicht der erste Holzzaun, mit dem er an dieser Stelle Passanten in ihre Schranken weist. Doch der erste sei nicht so schön wie dieser gewesen und er habe ihn auf Druck der damaligen Miteigentümer auch schnell wieder abgebaut. Gebessert habe sich die Lage damals aber nur für wenige Wochen.

Müller, der selbst gar nicht in der Anlage wohnt, nerven die Leute, die ihren Abfall in seinen Garten würfen, die Jugendlichen, die sich zum Biertrinken und Rauchen hier träfen und vor allem die Hundebesitzer. "Wenn ein Hund am Hauseingang markiert, kommen gleich noch fünf andere, die hier hinpinkeln", klagt er. Das könne er seinen Mietern nicht zumuten.

Auch die Hundehaufen landeten regelmäßig auf seinem Grundstück. Und während des Burschenfestes hätten sogar Männer wie Frauen ihre Notdurft in seinem Garten verrichtet. Die Briefkästen der acht Mietparteien würden als Mülleimer benutzt und Zigarettenkippen sowie Bierflaschen einfach hingeworfen.

Die Gemeinde hat zwei Säuberungen pro Woche versprochen

Oft genug habe er im Rathaus die Reinhaltung der Anlage eingefordert, doch dort habe man ihn lediglich auf die "angeblich" zwei Säuberungen pro Woche hingewiesen.

Das aber reicht Müller nun nicht mehr. In drei Schreiben habe er in den vergangenen Wochen die Gemeinde aufgefordert, ein "Konzept" für die Nutzung des Weges vorzulegen und den Durchgang für Hunde grundsätzlich zu sperren. In seinem letzten Schreiben Anfang Dezember habe er dann die Konsequenzen angedroht.

Jetzt hat Müller den Weg erst einmal dichtgemacht. Denn er ist der Ansicht:"Ich bin weder dazu da, die Jugendlichen zu erziehen, noch ihren Dreck wegzuräumen." Den Zaun entfernen will er erst, wenn die Gemeinde auf seine Forderungen eingehe. "Entweder ordentlich oder gar nicht", sagt er, und schiebt nach: "Gar nicht wäre mir am liebsten."

Einfach abreißen lassen kann die Gemeinde den Zaun nicht

Unterdessen prüft die Gemeinde die rechtliche Situation. Den Zaun einfach wegreißen kann sie nicht, da er sich auf Privatgrund befindet und die Gemeinde nur ein Gehrecht besitzt. Die Unstimmigkeiten mit Besitzer Müller reichten zurück bis ins Jahr 1979, sagt Bauamtsleiter Gerhard Jäger.

Die Gemeinde sei ihm immer sehr entgegen gekommen und habe vieles getan, um Müllers Belangen gerecht zu werden, findet er und verweist als Beispiel auf die Errichtung eines Umlaufgitters, um die Radfahrer auszubremsen. Auch die turnusmäßige Reinigung zweimal pro Woche bezeichnet er als "sehr dicht". Jetzt habe Müller "die Sache eskalieren lassen" und die Gemeinde "vor vollendete Tatsachen" gestellt, sagt Jäger.

Nun müssten zunächst einmal die alten Akten gesichtet werden. Tatsächlich sei der Weg anders angelegt worden als ursprünglich geplant, räumt der Bauamtsleiter ein. Gleichwohl sei der Weg ein wichtiger Teil der innerörtlichen Vernetzung von Gehwegen, "die wir seit Jahren verfolgen und aufrecht erhalten wollen." Er sei zuversichtlich, dass der Weg der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werde.

Auf einen möglichen Zeitpunkt will er sich nicht festlegen. Der Forderung Müllers, den Weg für Hunde zu sperren, erteilt er allerdings eine Absage. "Schilder aufstellen hilft da nicht weiter", vermutet er. Denn dann müsse auch kontrolliert werden, ob Hundebesitzer sich daran hielten. "Das ist nicht durchsetzbar", vermutet Jäger, und dann gehe der Konflikt weiter.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: