Neue Chefin gefunden:US-Managerin leitet Münchner Kliniken

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Das Chefbüro der Münchner Kliniken ist wahrscheinlich ab April wieder besetzt. Eine neue Leiterin wurde gefunden - sie ist in München nicht unbekannt.

D. Hutter

Ins Chefbüro des Münchner Klinikkonzerns zieht eine gebürtige Amerikanerin ein. Der Aufsichtsrat unter Leitung von Bürgermeister Hep Monatzeder (Grüne) hat sich am Mittwoch einstimmig darauf verständigt, die bisherige Geschäftsführerin der Ravensburger Oberschwabenklinik, Elizabeth Harrison, an die Spitze des durch den Hygiene-Skandal angeschlagenen Kommunalunternehmens zu berufen.

Die Amerikanerin Elizabeth Harrison wird Chefin der Münchner Kliniken. (Foto: Catherina Hess)

Die 51-Jährige wird ihr Amt frühestens zum 1. April 2011 antreten, erklärte Monatzeder - der genaue Termin hängt von den Verhandlungen mit ihren bisherigen Arbeitgebern ab. Ob Harrison offiziell als Sprecherin des Vorstands oder - wie vom Aufsichtsrat gewünscht - als Vorstandsvorsitzende mit erweiterter Machtfülle eingestellt wird, muss der Stadtrat noch entscheiden.

Mit dem ersten Arbeitstag Harrisons kehrt die Interimsgeschäftsführerin Birgitta Köbach auf ihre frühere Position als Klinikdirektorin in Neuperlach zurück. Dieter Daub, der einzige Arzt in der Chefetage an der Thalkirchner Straße, bleibt länger als die ursprünglich geplanten sechs Monate in München - seine Position soll später auf jeden Fall wieder von einem Mediziner besetzt werden. Einen genauen Termin dafür nannte Monatzeder nicht.

Zudem sei es weiterhin offen, ob eine drei- oder vierköpfige Chefriege den Konzern aus der Krise führen soll. Franz Hafner, der schon vor dem Hygiene-Skandal Mitglied des Vorstands war, verbleibt in seiner Position - er gilt als unbelastet und soll künftig fürs Kaufmännische zuständig sein. Hafners frühere Chefkollegen Manfred Greiner, Bruno Wirnitzer und Reinhard Fuß waren dagegen kurz nach der Schließung der Bogenhausener Sterilgutaufbereitung vom Aufsichtsrat gefeuert worden. Ihnen wurde vorgeworfen, schon viele Monate von den Problemen gewusst, aber nichts unternommen zu haben.

Zu den ersten Aufgaben der Volkswirtin Harrison wird es gehören, Konsequenzen aus dem Roland-Berger-Gutachten über die Organisationsstruktur des Konzerns zu ziehen. Die Unternehmensberatung hatte unter anderem eine mangelnde Zusammenarbeit zwischen den fünf städtischen Krankenhäusern bemängelt - viele Kompetenzen könnten so nicht ausreichend genutzt werden, eigentlich gute Ideen blieben auf der Strecke.

Diskutiert werden soll in den nächsten Monaten auch, welches Vorstandsmitglied für welche Arbeitsfelder zuständig ist. Um den obersten Chefposten hatten sich Monatzeder zufolge ausschließlich "hochqualifizierte Personen in verantwortlichen Positionen" beworben.

Im Krankenhaus Bogenhausen hat die neue Chefin der Münchner Kliniken bereits gearbeitet. (Foto: Catherina Hess)

Die passionierte Seglerin Harrison wurde in Savannah im US-Bundesstaat Georgia geboren, wohnt aber seit mehr als 25Jahren in Deutschland. "Ich wollte in Europa leben", erklärte sie bei ihrer offiziellen Vorstellung. Die Managerin arbeitete unter anderem am Institut für Weltwirtschaft und als wissenschaftliche Assistentin in Kiel, an der Humboldt-Universität in Berlin und bei der Deutschen Handelsbank, wo sie sich auf Beratung im Krankenhauswesen spezialisierte.

Harrison betreute Projekte an zahlreichen deutschen Kliniken, in Bogenhausen ebenso wie am Universitätsklinikum Frankfurt am Main und an der Berliner Charité. Seit fünf Jahren leitet sie die Oberschwabenklinik in Ravensburg, 2008 wurde sie dafür mit dem "Klinik Award" ausgezeichnet. "Mir ist es wichtig, dass die Medizin im Vordergrund steht, nicht Politik und Verwaltung", betonte sie. Den Patienten müsse "mehr Würde und mehr Zuwendung" gegeben werden. Vor ihrem Wechsel nach München will Harrison noch einige Zeit beim Segeln ausspannen.

"Mit ihr wird ein guter Neubeginn bei der Klinikum GmbH gelingen", prophezeit SPD-Stadtrat und Aufsichtsratsmitglied Hans Dieter Kaplan. Harrison sei eine "herausragende Klinikchefin", die durch "vielseitige und dennoch fundierte Fach- und Sachkenntnisse überzeugt".

© SZ vom 09.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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