Streetworker in Neubiberg/Ottobrunn:Zu Gast bei den Jugendlichen

Neubiberg, Landschaftspark, Mobile Jugendarbeit,

Viet Nguyen sucht die Jugendlichen an ihren Treffs auf.

(Foto: Angelika Bardehle)

Während es anderswo in der mobilen Jugendarbeit auch um Problemfälle geht, hört sich Mitarbeiter Viet Nguyen in Neubiberg vor allem die Wünsche der jungen Leute an und gibt sie an die Gemeinde weiter.

Von Daniela Bode, Neubiberg/Ottobrunn

Jugendliche spielen bei dem Korb neben der Skateranlage im Landschaftspark in Neubiberg Basketball. Viet Nguyen steht am Rand und schaut zu, kurze Zeit später dribbelt er mit, kommt mit den Jugendlichen ins Gespräch. So oder so ähnlich sieht es aus, wenn der mobile Jugendarbeiter Nguyen seinen Job ausübt.

Mobile Jugendarbeit - was ist das überhaupt? "Grob gesehen ist es Streetwork, nur dass es um Jugendliche geht", erklärt Nguyen. "Ich als mobiler Jugendarbeiter bin Gast bei den Jugendlichen, genau umgekehrt zum Jugendzentrum, da sind die Jugendlichen Gast", sagt er, der von der Ausbildung her Erzieher ist. Konkret sieht das so aus, dass er je nach Wetter mindestens einmal in der Woche mit dem Rad die Plätze in Neubiberg und Putzbrunn - für das Gebiet ist er zuständig - abfährt und die Treffpunkte der Jugendlichen ansteuert.

Beliebt ist etwa die Landebahn, weil hier Neubiberg, Ottobrunn und Unterhaching aufeinandertreffen. Im Sommer trifft er hier schon Gruppen von 15 bis 20 Jugendlichen an. Oder er fährt zum Außenbereich zwischen Gymnasium und Realschule, der während der Schulzeiten geöffnet ist. Es geht dann darum, ins Gespräch zu kommen, eine Beziehung aufzubauen. "Sie können frei entscheiden, ob sie mit mir quatschen wollen oder nicht", sagt der 24-Jährige. Wenn er merkt, dass es irgendwie nicht passt, geht er wieder.

Basketball auf der Landebahn

Christian Lad aus Ottobrunn wollte mit ihm quatschen. Der 16-Jährige hat ihn im Sommer beim Basketballspielen auf der Landebahn gefragt, ob er mitspielen wolle, als er selbst mit einem Freund dort auf den Korb passte. An diesem grauen, windigen Herbsttag quatscht Nguyen bei der Skateranlage kurz mit ihm. Erzählt ihm von "Nightball", einem Angebot der mobilen Jugendarbeit, bei der sich Jugendliche zwischen 13 und 27 Jahren mit Sportarten wie Fußball und Basketball den Freitagabend in der Turnhalle der Grundschule an der Albert-Schweitzer-Straße in Ottobrunn vertreiben können. "Gerne einfach Leute fragen, ob sie Bock haben", sagt Nguyen. "Hört sich gut an", sagt der 16-Jährige.

Neubiberg, Landschaftspark, Mobile Jugendarbeit,

Beliebter Treffpunkt Landschaftspark: Der mobile Jugendarbeiter Viet Nguyen sucht die Jugendlichen auf, um Kontakte zu knüpfen und Angebote zu unterbreiten. Christian Lad (rechts) hat er beim Basketballspielen getroffen und diskutiert mit ihm Verbesserungsvorschläge für das Gelände.

(Foto: Angelika Bardehle)

Nguyen nimmt also Kontakt mit den Jugendlichen auf, stellt sich ihnen vor, macht sie auf Angebote aufmerksam. Seine Aufgabe ist es aber auch, - wie auch für seinen Kollegen, der für Ottobrunn und Hohenbrunn zuständig ist - ein offenes Ohr für ihre Wünsche und Bedürfnisse zu haben. "Wir sind die Brücke zwischen Gemeinde und Jugendlichen", sagt der 24-Jährige. Einige junge Leute wünschten sich einen Besen und einen Rechen für die Landebahn, um immer mal wieder Glasscherben wegkehren zu können. Das soll nun so gelöst werden, dass dort ein Metallkasten mit Zahlenschloss aufgestellt wird, in dem das Kehrzeug gelagert wird.

Andere Wünsche, die die Jugendlichen im Landschaftspark haben, sind eine Flutlichtanlage, ein Bauwagen und eine Vergrößerung der Skater-Ramp. Darüber sind Nguyen und sein Kollege aus Ottobrunn bereits teilweise mit den betroffenen Gemeinden im Gespräch. Manchmal geht es auch ums Vermitteln, etwa mit Anwohnern, wenn die Jugendlichen einen Platz über die erlaubten Zeiten hinaus nutzten und etwas lauter waren. "Ich sage den Jugendlichen dann, dass sie erwünscht sind, dass sie sich aber so verhalten sollten, dass sie auch erwünscht bleiben", sagt Nguyen.

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Etwas karg mutet das Gelände an. Die Jugendlichen wünschten sich eine Flutlichtanlage und einen Bauwagen am Landschaftspark.

(Foto: Angelika Bardehle)

Üblicherweise dreht sich mobile Jugendarbeit auch darum, sozial benachteiligte Jugendliche zu unterstützen. Darum geht es in Neubiberg und Umgebung eher nicht. "Hier in Neubiberg ist es recht ruhig, hier geht es weniger um Problemfälle", sagt Nguyen. Vielmehr treffen sich hier Gymnasiasten, Realschüler auch ein paar Mittelschüler. Eben junge Menschen wie Christian Lad, Gymnasiast, der gleich noch zum Klavierunterricht muss, lässiger Typ, der einfach zweimal die Woche allein oder mit Kumpels zum Basketballspielen hierher kommt.

"Es gibt schon ein paar, von denen ich weiß, dass sie viel kiffen", sagt Nguyen. "Aber da ist es nicht mein Ziel, sie zu belehren, sondern Beziehungsarbeit zu leisten." Wenn einer viel rauche, sage er ihm seine Meinung dazu. "Das führt dazu, dass sie drüber nachdenken." Hört sich nach wenig an, bewirkt aber offensichtlich einiges.

Wie kommt es bei den Jugendlichen überhaupt an, dass Nguyen und sein Ottobrunner Kollege sich für ihre Belange einsetzen? "Ziemlich cool", findet Christian Lad das Engagement. Auch die Idee mit der Flutlichtanlage gefällt ihm sehr gut. Denn abends, wenn es richtig dunkel ist - direkt rundherum ist ja nichts und es gibt keine Beleuchtung - fühle man sich auch nicht immer ganz sicher. Ist auch Nguyen zufrieden mit dem, was er bisher hinbekommen hat? Er arbeitet jetzt seit einem Jahr in der mobilen Jugendarbeit. "Ja, dass mich viele Jugendliche kennen", sagt er.

Jetzt im Winter, da ist eher wenig los im Landschaftspark und an den anderen bei der Jugend beliebten Spots. Aber wer weiß, vielleicht stehen bis nächsten Sommer ja die Flutlichtanlage oder der Bauwagen.

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