Neubiberg:"Verleumdung der christlichen Werte"

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Die 25 Jahre alte Nicola Gehringer () steht seit knapp zwei Jahren an der Spitze der Jungen Union im Landkreis München. (Foto: Angelika Bardehle)

JU-Vorsitzende Gehringer erklärt, wo bei ihr die Grenze der Toleranz erreicht ist

interview Von Markus Mayr, Neubiberg

Die Kreisvorsitzende der Jungen Union schwor ihre Parteifreunde auf der Klausurtagung Mitte November darauf ein, dass "unsere Werte und Traditionen" gegen Asylsuchende und "linke Gender-Idealisten" verteidigt werden müssten. Die SZ hat nachgefragt, was Nicola Gehringer damit meint. Die 25-Jährige beantwortete die Fragen schriftlich.

SZ: Frau Gehringer, wer sind "linke Gender-Idealisten" und warum müssen Sie Werte und Traditionen vor ihnen verteidigen?

Nicola Gehringer: Ja, die Junge Union und ich sind der Meinung, dass Werte und Traditionen verteidigt und betont werden müssen. Linker Umverteilungs- und Gleichschaltungsidealismus widerspricht all dem, woran ich politisch glaube und wofür wir stehen. Die JU ist in sehr vielen Bereichen für die urbayerische Grundhaltung "Leben und leben lassen" zu haben, es gibt aber Grenzen.

So wie Sie es sagen, klingt das wie das Feindbild schlechthin: linker Gender-Idealist. Dabei ist doch das Thema Gender wichtig, immerhin geht es da um die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Sehen Sie als Frau das etwa anders?

Selbstverständlich ist die Gleichberechtigung von Mann und Frau einer der zentralen Werte. Da gibt es auch nach wie vor Arbeitsbedarf. Beispielsweise bei dem Thema "Gleiche Leistung - gleicher Lohn". Entscheidend ist aber die Leistung. Ich lehne jede Art von Quote entschieden ab, übrigens auch die Frauenquote für den CSU-Parteivorstand. Aus Erfahrung weiß ich, dass sich gute Frauen immer auch so durchsetzen.

Inwiefern bedrohen linke Idealisten und Asylsuchende die christlichen Werte? Sehen Sie diese Werte hier bei uns im Landkreis wirklich in Gefahr?

Unsere Werte und Traditionen sind in erster Linie durch unsere Gesellschaft selbst bedroht und weniger durch Schutz suchende Asylbewerber. Die Frage ist da doch eher: An welchen Werten soll sich ein Asylsuchender orientieren, um sich zu integrieren? Wenn wir unsere Leitkultur selbst nicht definieren und dementsprechend Verhaltensregeln aufzeigen, wie soll dann ein anerkannter oder geduldeter Asylbewerber Orientierung bekommen.

Toleranz kann zu den christlichen Werten gezählt werden. Dürfen da nicht auch Sonne-Mond-und-Sterne-Feste gefeiert werden, selbst wenn die Junge Union gerne Sankt Martin feiert?

Einfache Gegenfrage: Was ist die Botschaft des "Sonne-Mond-und-Sterne-Fests"? Die Sage des Heiligen Martin vermittelt Kindern konfessionsübergreifende Werte wie Barmherzigkeit und Nächstenliebe. Daher gibt es klare Grenzen der Toleranz: Es geht nicht darum, wie Familien privat feiern, sondern was unseren Kindern im Kindergarten vermittelt wird. Generell gilt: Die Grenze der Toleranz ist überschritten, wenn unsere eigenen Werte eingeschränkt werden.

Warum erklären Sie Christkindlmärkte zum Flaggschiff im Kampf um den Erhalt christ-sozialer Grundwerte?

Meine JU setzt sich insbesondere auch dafür ein, die in den bayerischen Städten und Kommunen gelebte Tradition gegen vorauseilende Toleranz auf Kosten unserer Kultur zu schützen. "Wintermärkte" sind ein Beispiel für die Verleumdung der christlichen Werte.

Kann der Landkreis München, kann Bayern eine Region sein, in der verschiedene Kulturen respektvoll neben- und miteinander existieren?

Selbstverständlich! Wir leben das Miteinander erfolgreich, aber auch nur, weil wir unsere Werte und Traditionen bewusst leben. Unser Landkreis tut sich aufgrund der großen Heterogenität und der Vielfalt in den Gemeinden besonders schwer mit der eigenen Landkreisidentität. Für die Landkreisidentität gilt dasselbe wie für den Umgang mit verschiedenen Kulturen: Ein reines Nebeneinander ist zu wenig und darf es nicht geben.

© SZ vom 01.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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