Neubiberg:Nächstenliebe geht durch den Magen

Ulrike Seiz kocht seit zehn Jahren für Senioren in Neubiberg. Und das ist nicht das einzige Projekt, für das sie sich engagiert.

Von Daniela Bode, Neubiberg

Es duftet schon von Weitem. An diesem Mittwoch bereitet Ulrike Seiz Griesnockerlsuppe, Gulasch mit Spätzle und als Nachspeise eine Erdnusscreme für die Senioren in der Cafeteria des Hauses für Weiterbildung in Neubiberg zu. Die Tafel für rund 20 Personen hat ihr Mann Rolf bereits gedeckt, die Servietten auf den Tellern hübsch gefaltet. Woche für Woche machen die beiden das, seit mehr als zehn Jahren nun schon. Solch dauerhaftes Engagement ist etwas Besonderes. Daher bekam das Ehepaar vor kurzem beim Neujahrsempfang der Gemeinde auch die Ehrenmedaille von Neubiberg.

Mal gibt es Deftiges, mal Mehlspeisen

"Ich habe schon immer etwas für die Menschen getan, ich habe eine soziale Ader", sagt die 70-Jährige. Seit Jahren bringt sich Ulrike Seiz an vielen Stellen ein. Eine davon ist der Mittagstisch. Sie kocht, behält den Überblick, denkt sich die Menüs aus. "Es muss ja keine Haute Cuisine sein, aber ich koche alles frisch, und Abwechslung muss auch immer mal sein", sagt sie. Heißt: Es gibt deftige Eintöpfe ebenso wie süße Mehlspeisen.

Neubiberg, HFW, Seniorenmittagstisch,

Ihr Mann Rolf und Gordana Markovic helfen Ulrike Seiz (rechts) regelmäßig beim Kochen.

(Foto: Angelika Bardehle)

Gemeinsam mit ihrem Mann kauft sie montags die Zutaten ein und stellt sich dann mittwochs in die Küche im Haus für Weiterbildung. Seit fünf Jahren assistiert auch Gordana Markovic. "Gordana schnippelt mir immer alles", lobt Seiz die gute Teamarbeit. Man merkt, wie gerne sie das zusammen machen. Seiz' Mann Rolf hilft, indem er das Geschirr aus der Kammer holt, den Tisch deckt.

Die Idee für den Mittagstisch entstand im Herbst 2004 bei einer Bergtour. Bei der Wanderung hätten die damalige Bürgermeisterin Johanna Rumschöttel und eine weitere Dame an einem neuen Seniorenprogramm getüftelt, erzählt Seiz. Der Mittagstisch sei eine Idee gewesen. Bald standen die Veranstaltung in ihrer jetzigen Form und Ulrike Seiz als Köchin fest. Am 10. November 2004 war schließlich Premiere. Es gab Feldsalat mit Croutons, Fleischklößchen Emilia mit Nudeln und Schokoladencreme als Dessert. "Ich hatte riesengroßes Herzklopfen", sagt Seiz. Bis dahin hatte sie nur für ihren Mann und ihren Sohn sowie immer wieder für Gäste gekocht.

Doch die Aufregung legte sich bald. Das Angebot war sehr gefragt. Schon beim ersten Mal kamen elf Personen. Heute sind es in der Regel 20. "Es ist richtig toll. Sie kocht sehr gut, sehr abwechslungsreich und seniorengerecht", schwärmt Gabriele Stümpfig aus Putzbrunn, die an diesem Mittwoch zum Essen gekommen ist. "Es ist schön, dass man einmal in der Woche nicht alleine kochen muss", sagt sie.

So häufig für so viele Menschen Essen zuzubereiten und alles rundherum zu planen, verlangt Organisationstalent, Durchhaltevermögen und einen starken Willen. Das alles bringt Ulrike Seiz mit.

Der Mann hilft immer mit

Und der Mittagstisch ist längst nicht das einzige Projekt, für das sie sich in ihrer Freizeit engagiert. "Ich bin im Ehrenamt, seit ich in Pension bin", sagt sie. Sie backt Stollen und Plätzchen für die Weihnachtsdult sowie Kuchen für den Junimarkt, hilft bei der Vorbereitung für den Seniorenfasching, sitzt im Seniorenzentrumsbeirat. "Ich habe immer geholfen, wenn Not am Mann war", sagt sie. Dabei stand ihr ihr Mann stets tatkräftig zur Seite. "Das klappt so gut, weil wir das zu zweit machen. Wir brauchen nichts zu sagen und wissen, was der andere will", sagt Rolf Seiz. Auch Markovic hat Freude daran, sich sozial zu engagieren.

Aber woher kommt diese Energie, vor allem für den Mittagstisch? "Es kommt so viel an Freude zurück", sagt Ulrike Seiz. "Ich mache das von Herzen", sagt sie. Ans Aufhören denkt sie noch nicht. "Ich mache das, so lange ich kann. Ich brauche eine Beschäftigung. Nur zu Hause sein und Kreuzworträtsel lösen, das kann ich nicht." Die Senioren aus der Gegend werden sich also noch eine ganze Weile die leckeren Mittagessen von Ulrike Seiz schmecken lassen können.

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