Neubiberg:Leuchtibus und Labyrinth

Neubiberg: Fragiles Spiel der Kräfte: Finian, Jakob und Matida versuchen, die Kugel durch das Bewegen der beiden Rohre in Bewegung zu setzen.

Fragiles Spiel der Kräfte: Finian, Jakob und Matida versuchen, die Kugel durch das Bewegen der beiden Rohre in Bewegung zu setzen.

(Foto: Claus Schunk)

Bei der "Miniphänomenta" an der Grundschule Unterbiberg können die Kinder zwei Wochen lang an mehr als 50 Stationen ihren Forscherdrang ausleben

Von Daniela Bode, Neubiberg

Ein paar Jungs aus der Klasse 3b der Grundschule Unterbiberg stehen an diesem Morgen rund um eine schiefe Ebene aus Holz und legen Holzklötze zu einem Labyrinth. Dann lassen sie einen Tischtennisball durch die gebaute Bahn rollen. Ihr Ziel war es, die Bahn so zu bauen, dass der Ball möglichst langsam rollt. Sie haben sichtlich Spaß. An mehr als 50 Stationen wie dieser können die Schüler noch bis Freitag technische und naturwissenschaftliche Phänomene untersuchen. Denn an der Schule findet seit Anfang voriger Woche die Miniphänomenta statt. Am Mittwoch waren Eltern und Ehrengäste eingeladen, mit den Kindern an den Stationen zu forschen.

Bei der Miniphänomenta handelt es sich um ein Projekt des Bildungswerks der Bayerischen Wirtschaft (BBW), mit dem schon bei den Grundschülern das Interesse für Technik und Naturwissenschaften geweckt werden soll. "Sie sollen staunen, über das Staunen stellen sie Fragen und so werden sie kleine Forscher", sagte Projektleiterin Eva Hinterhuber von der BBW. Sie war neben Ehrengästen wie Bürgermeister Günter Heyland (FW.N@U) und Vertretern des Elternbeirats und des Fördervereins ein geladen. Die Experimentierstationen hat das Bildungswerk zur Verfügung gestellt. Sie stehen in der Aula, vor den Klassenzimmern, über das ganze Schulhaus verteilt. Die Kinder kommen teilweise in den Pausen oder auch einmal mit ihren Klassen zu den Stationen und tüfteln. Hauptsponsor des Projekts, das in diesem Schuljahr auch an elf weiteren Grundschulen in Bayern zu Gast ist, sind die Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektroindustrie in Bayern. "Bayern braucht angesichts der demografischen Entwicklung auch in Zukunft gut ausgebildete Fachkräfte", begründete deren Vertreter Florian Benz das Engagement. Er betonte, dass auch die Mädchen sich an Technik und Naturwissenschaften herantrauen sollen. Sie seien später oft die besten. Gefördert wird das Projekt auch vom Bayerischen Wirtschaftsministerium.

Dass die Miniphänomenta nun auch in Unterbiberg stattfindet, darüber ist man an der Schule sehr froh. Hat Lehrerin Christiane Bussert doch schon seit fünf Jahren versucht, das Projekt an die Schule zu holen. "Im Februar vorigen Jahres haben wir den Zuschlag bekommen", erzählt Schulleiterin Diana Lörner-Steinfeld. Ihr gefällt es besonders, dass die Kinder an den Stationen klassenübergreifend forschten. "Das ist gut für das Klima an der Schule", sagte sie. Selbst nach eineinhalb Wochen seien die Kinder noch begeistert. Sie begrüßt auch das Konzept des freien Forschens. Denn den Kindern ist keine Anleitung an die Hand gegeben. Sie sollen unvoreingenommen an die Sache herangehen, nicht von Erwachsenen belehrt werden, bei den Erkenntnissen gibt es kein richtig oder falsch. Daran erinnern auch diverse gelbe Zettel, die im Schulhaus aufgehängt worden sind.

Genau dieses freie Forschen praktizieren an diesem Tag auch zwei Mädchen aus der Klasse 3c. Sie beobachten, was ein spitzes Metallpendel, das an einer Schnur an einem Holzrahmen aufgehängt ist, in einem Untergrund aus Sand kreiert, wenn es angestoßen wird. "Es malt unterschiedliche Muster in den Sand", sagt eines der Mädchen. Auch im sogenannten Stromraum tummeln sich die Kinder mit ihren Eltern. Es handelt sich um ein Klassenzimmer, in dem verschiedene Stationen aufgebaut sind. Finian aus der 4b beobachtet an einem Tisch, wie sich der Schattenwurf von zwei Holzklötzen von der Farbe her verändert, wenn zu einem herkömmlichen Licht noch ein rotes oder ein grünes dazu geschaltet wird. "Kommt ein rotes Licht dazu, gibt es zusätzlich einen hellblauen Schatten", beobachtet der Junge. Noch besser als diese Station gefällt ihm aber der Kasten mit der UV-Leuchte. "Zum Glück habe ich heute eine Hose mit weißen Stellen an, die leuchten dann", sagt er.

Am allerbesten kommt bei den Schülern aber das Experiment mit dem Labyrinth und dem Tischtennisball an. Das verraten die vielen roten, blauen und grünen Punkte, die auf einem Zettel an der Wand neben der schiefen Ebene kleben. Jeder Punkt steht für Lieblingsstation eines Schülers. Denn in dieser Woche ging es nicht mehr nur ums Forschen. Die Schüler sollten den Stationen Namen geben - Leuchtibus nannte jemand etwa den UV-Kasten - , ihre Beobachtungen aufschreiben und eben einen Punkt für die Lieblingsstation vergeben.

Es ist davon auszugehen, dass die Kinder ihre Forschererfahrungen dieser zwei Wochen in Erinnerung behalten. Um das zu unterstützen, ist die Idee, dass die Eltern Stationen für die Schule nachbauen. Der Aufruf ist gestartet, die Schulleiterin ist guter Dinge: "Ich bin mir sicher, dass sich Eltern finden werden", sagt sie.

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