Neubiberg:In Flip-Flops zum Blutspenden

Trotz Sommerwetter folgen 180 Freiwillige dem Aufruf des Bayerischen Roten Kreuzes und der Feuerwehr. Viele sehen in der Teilnahme auch eine Möglichkeit, sich kostenlos durchchecken zu lassen

Von Annika Eder, Neubiberg

Es ist fünf vor drei, die Sonne strahlt vom wolkenlosen, blauen Himmel und die Neubiberger stellen sich mit Flip-Flops, kurzen Hosen und Sonnenbrille auf ein sommerlichers Wochenende ein. Perfektes Wetter für ein erstes Eis, einen Nachmittag im Garten oder eine Fahrradtour. Und doch hat sich die Menschenschlange in Unterbiberg nicht vor einem Eiscafé gebildet, sondern vor dem Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Unterbiberg. Dem Aufruf der Blutspendeaktion "Schenke Leben, spende Blut", folgten weit mehr als hundert Menschen am Freitagnachmittag. Sie kamen bis in die späten Abendstunden. Am Ende waren es 180, von denen 155 für eine Spende geeignet waren.

Neubiberg: Vor dem Piks kommt das Warten. Im Feuerwehrgerätehaus in Unterbiberg bildeten sich bei der ersten Blutspendeaktion lange Schlangen.

Vor dem Piks kommt das Warten. Im Feuerwehrgerätehaus in Unterbiberg bildeten sich bei der ersten Blutspendeaktion lange Schlangen.

(Foto: Claus Schunk)

Kurz anstellen, Formular ausfüllen, vom Arzt durchchecken lassen und schon standen die Helferinnen des Blutspendedienstes des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) mit der Nadel bereit. Nicht überall klappe das Spenden so reibungslos wie hier, lobten einige der Teilnehmer. Das überraschte viele vor allem deshalb, da es für die freiwilligen Helfer rund um Kommandant Andreas Baumann keine Routine, sondern die erste Kooperation mit dem Blutspendedienst war.

Neubiberg: Dem Aufruf der Blutspendeaktion "Schenke Leben, spende Blut", folgten weit mehr als hundert Menschen am Freitagnachmittag.

Dem Aufruf der Blutspendeaktion "Schenke Leben, spende Blut", folgten weit mehr als hundert Menschen am Freitagnachmittag.

(Foto: Claus Schunk)

Veranstaltungen zu organisieren sei für seine Leute nichts Neues, so der 41-Jährige, aber mit so einem Ansturm noch vor offiziellem Beginn habe man nicht gerechnet. Laut Gebietsreferent Robert Schneider ist Neubiberg keine Ausnahme. Bayernweit sei ein guter Zulauf an Blutspendern zu verzeichnen. "Geeignet ist im Prinzip jeder, der gesund und zwischen 18 und 72 ist." Vor allem jüngere Spender könne das BRK durch soziale Medien besser erreichen, so Schneider weiter. Doch wie passt das zusammen mit einer Gesellschaft, der immer größer werdender Egoismus unterstellt wird?

Neubiberg: Am Ende waren es 180, von denen 155 für eine Spende geeignet waren.

Am Ende waren es 180, von denen 155 für eine Spende geeignet waren.

(Foto: Claus Schunk)

Die Antworten fanden sich im Behandlungsraum im zweiten Stock des Feuerwehrhauses. Dort liegt Josef Kyrein total entspannt und bereit für die Blutentnahme. Dass das nicht seine erste Spende ist, sieht man dem 57-Jährigen sofort an. Er antwortet mit derselben Selbstverständlichkeit wie viele seiner Kameraden bei der Feuerwehr: "Ich bin gesund und es wird gebraucht, warum sollte ich also nicht spenden?" Auch viele der Soldaten aus der nahegelegenen Bundeswehr-Universität erschienen an diesem Tag. Sie teilen die selbstlose Einstellung Kyreins. Aber nicht nur der Aspekt der Nächstenliebe wird als Motiv genannt, ein Großteil zieht aus der Spende auch einen Eigennutzen: Man werde kostenlos durchgecheckt, bei Auffälligkeiten im Blut informiere das BRK den Spender sofort. Ein völlig legitimer Grund findet Schneider, bei mehr als 2000 benötigten Blutkonserven pro Tag sei man für jeden Spender dankbar. So unterschiedlich die Gründe auch ausfielen, warum nur sieben Prozent der Bayern tatsächlich spenden, darüber sind sich alle Teilnehmer in Neubiberg einig: Die Termine müssten häufiger und näher am Heimatort stattfinden. Dafür fehle es allerdings an Helfern, sagt Schneider. Für die Feuerwehr in Unterbiberg soll die Blutspendeaktion jedoch zu einem festen Bestandteil werden.

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