Naturschutz:Musterbegehungen müssen reichen

Großdingharting, Deiniger Weiher, Sommertag

Das Moor am Deininger Weiher ist der nördliche Ausläufer eines Biotopverbundes, der im Süden bis Dietramszell reicht.

(Foto: Angelika Bardehle)

Grundbesitzer dringen vergeblich darauf, dass sie bei der Kartierung ihrer Flächen in den schützenswerten Mooren dabei sind.

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz/Straßlach-Dingharting

Mehlprimeln, Fieberklee und Wollgras - die Vielfalt an Pflanzen und Tieren in den Mooren zwischen Dietramszell und Straßlach-Dingharting ist groß. Das etwa 940 Hektar große FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat) ist ein wichtiger Bestandteil des europäischen Biotopverbundnetzes Natura 2000. Damit die Fachbehörden wissen, welche Arten dort vorkommen und wie deren Erhalt gesichert werden kann, soll ein Managementplan aufgestellt werden.

Dieser Maßnahmenkatalog für die künftige Bewirtschaftung des Gebiets, das über mehrere Teilflächen verstreut ist, macht vor allem Landwirten und Waldbesitzern Sorge. Sie fürchten, ihre Flächen nicht mehr wie bislang nutzen zu können. Um ihnen ihre Zweifel zu nehmen, lud die Regierung von Oberbayern zusammen mit der Forstverwaltung und den unteren Naturschutzbehörden der Landratsämter Bad Tölz-Wolfratshausen und München zu einer Auftaktveranstaltung. Etwa 450 Grundbesitzer waren vorab angeschrieben worden, etwa 70 waren ins Tölzer Landratsamt gekommen.

Wie schon bei den Auftaktveranstaltungen für den Isarwinkel und die FFH-Flächen zwischen Königsdorf und Eurasburg wurde am Dienstagvormittag deutlich, dass die Grundstücksbesitzer einen großen Wunsch haben: Sie möchten mit dabei sein, wenn die Experten ihre Wiesen und Wälder begehen und kartieren. Man möchte ja auch wissen, welche wertvollen Arten sich auf eigenem Grund und Boden befänden, sagte etwa Stefan Rührgartner, Verwaltungsleiter im Kloster Schäftlarn. Das Kloster besitzt 37 Hektar Land im großen Filz südlich der Gemeinde Egling.

Mit jedem Einzelnen werde man keinen Termin vereinbaren können, lautete erneut die Antwort von Thomas Eberherr von der Höheren Naturschutzbehörde der Regierung von Oberbayern. Dazu fehle es seiner Behörde an Personal und Zeit. "Sonst werden wir in zehn Jahren noch nicht fertig." Zur Güte schlug er vor, eine exexemplarische Begehung im Gemeindebereich von Dietramszell anzubieten, nachdem die dortige Bürgermeisterin Leni Gröbmair (Bürgerliste) insistierte. Unterstützung bekam sie dabei vom Eglinger Bürgermeister Hubert Oberhauser (Freie Wählergemeinschaft, der an die Fachbehörden appellierte, ihr gesamtes Vorgehen größtmöglich transparent für die Betroffenen zu machen. Man könnte auch überlegen, in den einzelnen Teilgebieten jeweils eine musterhafte Begehung anzubieten, sagte Eberherr. Allerdings müsse die Organisation das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen übernehmen. Gröbmair und Oberhauser sicherten Unterstützung zu. "Wir können so etwa auch bei uns im Gemeindeblatt verbreiten", sagte Dietramszells Bürgermeisterin.

Die Sorgen der Anwesenden, was die Nutzung ihrer Flächen betrifft, versuchte Katharina Strobl von der Regierung von Oberbayern zu zerstreuen. Der Managementplan sei allein für den Freistaat und die Behörden verpflichtend. Private Grundstücksbesitzer hätten sich schon an das sogenannte Verschlechterungsverbot zu halten. Aber das besage lediglich: "Sie müssen nichts, Sie dürfen jedoch nicht alles." Flächen im Natura-2000-Gebiet könnten etwa durchaus anders genutzt werden, allerdings dürfe sich dabei der Bestand der Arten nicht verschlechtern. "Ansonsten bleibt alles beim Alten." Zumal viele Flächen erst durch die regelmäßige Bewirtschaftung so wertvoll geworden seien, betonte Strobl.

Von den gut 940 Hektar liegen 499 auf Dietramszeller Flur und 397 im Gemeindebereich Egling. 45 Hektar gehören zu Straßlach-Dingharting wie der Moorkomplex Gleißental und Moor- und Streuwiesen im Deininger Filz. Eine große Vielfalt an Moor-Standorten zeichnet das Gebiet aus. Dort sind Hochmoore, Moorwälder und kalkarme Niedermoore ebenso zu finden wie nährstoffreiche Stillgewässer, Auenwälder, besonders naturnahe Bachläufe und Streuobstwiesen. Das FFH-Gebiet liegt in der Jungmoränenlandschaft des Ammer-Loisach-Hügellandes zwischen Egling und Ascholding mit Ausläufern ins Isartal.

Über den Zeitraum von zwei Jahren wird das Gebiet, darunter 421 Hektar Wald, kartiert. Die Ergebnisse fließen in einen Entwurf, der den betroffenen Grundstücksbesitzern vorgestellt werden soll. Der Entwurf werde drei bis vier Wochen vor dem geplanten runden Tisch in den Ämtern ausgelegt, sagte Eberherr. Beim runden Tisch sollen dann etwaige Einwände diskutiert werden, aber auch mögliche Verbesserungsmaßnahmen. Eines sei der Management jedenfalls nicht, betonte Behördenvertreter Eberherr: ein Plan für die Schublade.

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