Nahverkehr in München: Streik:Pendler brauchen starke Nerven

Schwere Zeiten für Pendler: Am Dienstag werden U-Bahn, Bus, Tram, S-Bahn und Regionalverkehr bestreikt. Wie es danach weitergeht, ist völlig offen.

Marco Völklein

Für die Pendler in München kommt es an diesem Dienstag knüppeldick. Nicht nur, dass die beiden Bahngewerkschaften Transnet und GDBA zum Warnstreik bei der S-Bahn, den Regionalbahnen, der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) und des Allgäu-Express (Alex) aufrufen. Wider Erwarten bestreikt die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) nun doch auch erneut die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG). Damit dürfte es bei U-Bahn, Tram und Bus ebenfalls zu Behinderungen kommen.

Warnstreiks im bayerischen Regionalverkehr

Warnstreiks im bayerischen Regionalverkehr: Am Dienstag müssen Pendler mehr Zeit einplanen, um zur Arbeit zu fahren.

(Foto: dpa)

Beim Tarifkonflikt mit der Bahn erwarten die Gewerkschaften Transnet und GDBA durch den Streik "erhebliche Störungen". Die GDL indes führt im Bahn-Tarifbereich separate Gespräche - sie hält sich mit Streikmaßnahmen bei der Bahn zurück. Transnet und GDBA haben ihren Warnstreik in Bayern auf die Zeit von fünf bis acht Uhr befristet. "Wir wollen nicht den Betrieb komplett lahmlegen", sagte der Transnet-Beauftragte Johann Gebhardt. Vielmehr sei geplant, "einzelne Teile zu treffen".

Ob ganze S-Bahn-Linien ausfallen werden, wollte Gebhardt nicht sagen. Geplant sei aber, bereits in den frühen Morgenstunden die Bereitstellung von Zügen zu stören; ebenso seien Maßnahmen in den Stellwerken geplant. Dadurch könnten sich die Behinderungen bis in den späten Vormittag hineinziehen. Zudem dürfte auch der Fernverkehr betroffen sein - beispielsweise dann, wenn ein bestreikter Regionalzug eine Strecke blockiert oder Fahrdienstleiter im Stellwerk streiken und daher die Strecke nicht freigeben.

Für Mittwoch sind nach Gebhardts Worten keine weiteren Maßnahmen geplant; ob am Donnerstag erneut gestreikt wird, ist noch offen. "Wir wollen erstmal abwarten, ob sich die Arbeitgeber nicht noch substantiell bewegen", so Gebhardt. Am Freitag ist eine neue Verhandlungsrunde mit der Deutschen Bahn angesetzt. Mit den Aktionen wollen Transnet und GDBA den Druck auf die Bahn und ihre sechs wichtigsten Konkurrenten erhöhen. Seit Monaten verhandeln sie über einen einheitlichen Tarifvertrag, der für alle Beschäftigten der Branche annähernd gleiche Bedingungen garantiert. So wollen die Arbeitnehmervertreter verhindern, dass die Bahnbetreiber ihren Wettbewerb vor allem über die Lohnkosten austragen.

Die Deutsche Bahn kündigte an, die Zahl der Service-Mitarbeiter an Bahnhöfen aufzustocken. Über die aktuelle Lage informiert der Konzern unter der kostenfreien Telefonnummer 08000/996633. BOB-Chef Heino Seeger hat nach eigener Aussage "örtliche Busunternehmer gebeten, sich in Bereitschaft zu halten". Zudem will er Führungskräfte einsetzen, die eine Lokführerberechtigung haben, um Waggons zu steuern. "Wenn es sein muss, übernehme ich auch selbst einen Zug", so Seeger.

Am Montagabend kündigten die GDL und deren Dachverband dbb Tarifunion zudem an, auch bei U-Bahn, Tram und Bus in München, Nürnberg und Augsburg ihre Mitglieder zum Streik aufzurufen. Dieser soll befristet von 4 bis 19 Uhr laufen und sei eine Reaktion auf das Angebot der Arbeitgeber vom Freitag, das aus Sicht der GDL nicht akzeptabel sei. "Wir wollen zum Ausdruck bringen, dass dies keine Basis für einen befriedigenden Abschluss ist", erklärte dbb-Vize Willi Russ.

MVG-Chef Herbert König wertete den Streikaufruf als Zeichen der "Unberechenbarkeit der GDL". Ihr gehe es um eine "maximale Schädigung der Fahrgäste". Die GDL-Führung hatte zuletzt angekündigt, während der laufenden Gespräche nicht zu streiken. Eigentlich sollten noch in dieser Woche weitere Gespräche stattfinden, hieß es am Montag beim Arbeitgeberverband.

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