Nahverkehr:Es geht um Sekunden

Nahverkehr: Bisher verkehren auf der Linie nur Busse mit höchstens drei Türen.

Bisher verkehren auf der Linie nur Busse mit höchstens drei Türen.

(Foto: Claus Schunk)

Um die Kapazität der Linie 210 zu erhöhen, kommen in Ottobrunn künftig größere Busse zum Einsatz. Dafür werden auch die Haltestellen umgebaut. Ziel ist es, ein schnelles Ein- und Aussteigen zu ermöglichen.

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Der 210er ist eine echte Errungenschaft für Ottobrunn. Mit dem MVV-Bus, der die Zusestraße im Gewerbegebiet Brunnthal Nord über die Rosenheimer Straße mit Neuperlach Süd verbindet, kann die S-Bahn mit ihrem quälend langen 20-Minuten-Takt nicht mithalten. Für den 210er-Bus ist Ottobrunns Bürgermeister sogar bereit, das immer wieder diskutierte Projekt einer Straßenbahn von Neuperlach über Neubiberg und Ottobrunn bis Brunnthal endgültig zu opfern. Wer so einen Bus hat, braucht keine Tram.

Nur erreicht die stark frequentierte Linie insbesondere morgens und abends nahezu täglich ihre Kapazitätsgrenze. Pendler müssen im Bus eng aneinander rücken, das Ein- und Aussteigen dauert ewig - und insbesondere auf der Rosenheimer Landstraße geht es oft nur stockend voran. Der Landkreis will das Problem nun mit einer Umstellung der Fahrzeuge auf viertürige Gelenkbusse angehen, die in der Landeshauptstadt schon längst zum Straßenbild gehören und etwas mehr als hundert Fahrgästen Platz bieten.

Bisher fahren auf der Strecke durch Ottobrunn nur Dreitürer, die etwa zehn Plätze weniger haben, oder die nur zwölf Meter langen Zweitürer. Die bis zu 20 Meter langen Viertürer aber brauchen längere Haltestellen - und an diesem Punkt kommt die Gemeinde Ottobrunn ins Spiel, die für die Bushaltestellen verantwortlich zeichnet.

Hohe Kosten schreckten einige Gemeinderäte ab

Insgesamt 71 Haltestellen für Busse gibt es in Ottobrunn. Neun davon werden für die längeren Busse umgebaut werden müssen, mit zum Teil immensem Aufwand. Hierfür hat der Planungsausschuss des Gemeinderats am Dienstagabend grünes Licht gegeben. Bis zu eine halbe Million Euro wird die Gemeinde in das Verkehrsprojekt investieren.

Für die längeren Busse müssen die Haltestellen verlängert und die Bordsteinkanten erhöht werden. Letzteres im Sinne der Barrierefreiheit, um es etwa Rollstuhlfahrern zu ermöglichen, ohne den Einsatz einer Platte selbständig in den Bus zu gelangen. Für Sehbehinderte sollen im Zuge des Umbaus sogenannte taktile Platten als Leitsysteme auf dem Boden verlegt werden. Zudem wird die Gemeinde an besonders stark frequentierten Haltepunkten längere Bushäuschen auf- und Beleuchtungen einbauen.

Mit den neuen Bussen und Haltestellen, machte Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) deutlich, soll auf der Linie 210 auch Zeit gespart werden. Allerdings, da waren sich die Gemeinderäte einig, gehe es hier um Sekunden. Den Busfahrern soll möglichst an allen Haltestellen die Möglichkeit gegeben werden, gerade aus voller Fahrt möglichst nah an die Gehsteigkante heranzufahren. Bei vier Türen, sagte Loderer, beschleunige sich dann auch das Ein-und Aussteigen. Drei bis vier Sekunden könnten so bei jedem Halt gewonnen werden. Dies sei vor allem in den Hauptverkehrszeiten von Vorteil. "Es geht schon auch darum, den Verkehr am Laufen zu halten", sagte der Bürgermeister.

Die Kosten von etwa 500 000 Euro schreckten einige Gemeinderäte zunächst ab. SPD-Fraktionssprecherin Ruth Markwart-Kunas äußerte zudem Bedenken, ob Viertürer insbesondere am Endhaltepunkt Neuperlach Süd überhaupt Vorteile bringen würden. "Da kommen die Pendler aus dem vollen Bus zwar schneller raus, aber dann staut es sich vor den nur zwei Türen am Bahnhof", sagte Markwart-Kunas. Doch auch sie ließ sich vom Argument des schnelleren Fahrgastwechsels innerhalb Ottobrunns überzeugen - wohl auch, weil Bürgermeister Loderer klar machte, dass für den Bahnhof Neuperlach Süd die Stadt verantwortlich sei: "Da können wir nichts machen."

Neue Linie von Neuperlach in das Gewerbegebiet

Welchen Stellenwert der Busverkehr in Ottobrunn hat, konnte der Bürgermeister noch mit einer Ankündigung hervorheben: Auf Wunsch von Ottobrunner Firmen im Gewerbegebiet am Finsinger Feld, des Landkreises sowie der Gemeinde plant der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund eine ganz neue Linie von Neuperlach Süd in das Gewerbegebiet fahren zu lassen - zunächst voraussichtlich drei Mal pro Tag zu den Schichtzeiten der Arbeiter.

"Da braucht es dann im Finsinger Feld noch ein paar infrastrukturelle Änderungen, aber das werden wir bald mit den Firmen besprechen", sagte Loderer. Außerdem betonte er: "Wir dürfen auch nicht vergessen, dass wir die Gemeinde sind, die am meisten vom Nahverkehrsplan des Landkreises profitiert hat." Da wäre es "schon ein komisches Signal", sagte Loderer, wenn der Kreis neue, größere Busse beschließt - "und wir sagen Nein."

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