Königsweg Ausbildung:Vollendet und veredelt

Die IHK zeichnet die jahrgangsbesten Auszubildenden im Landkreis aus. Ihr Werdegang zeigt: Der Weg in den Beruf lohnt sich. Ebenso deutlich wird, dass sich Betriebe immer stärker um Nachwuchs bemühen müssen.

Von Irmengard Gnau, Aying

Joshua Wacker und Julia Schlemmer sind sich in ihrer Überzeugung einig. "Ich wollte nach der Schule unbedingt einen Beruf lernen", sagt Wacker. Nach dem Realschulabschluss hätten seine Eltern den heute 20-Jährigen aus Ottobrunn durchaus in Richtung Abitur gehen sehen, erzählt Vater Norbert Wacker. "Aber jetzt hat er uns vom Gegenteil überzeugt."

Joshua Wacker entschied sich nämlich stattdessen für eine Ausbildung beim Kunststoffexperten Gore in Putzbrunn. "Chemie hat mich schon immer interessiert, und ich wollte Produkte herstellen, mit denen man etwas anfangen kann", sagt Wacker. Nun, drei Jahre später, ist er ausgebildeter Produktveredler im Bereich Textil - und einer der 14 besten von mehr als 1150 Absolventen der IHK-Lehrbetriebe im Landkreis.

"Sie können sich sicher sein: Wir brauchen Sie alle dringend." Das Lob, das der IHK-Regionalausschussvorsitzende Christoph Leicher den Jahrgangsbesten bei der Auszeichnung durch die Kammer am Montag aussprach, bringt die Situation am Ausbildungsmarkt auf den Punkt: Der Landkreis ist einer der investitionsstärksten der ganzen Bundesrepublik, erfreulicherweise, viele Firmen expandieren, das Geschäft läuft, Arbeitsplätze entstehen. Doch diese mit geeigneten Fachleuten zu besetzen, ist gleichzeitig eine Herausforderung. Viele Firmen nehmen die Nachwuchsförderung angesichts dessen selbst in die Hand, allein 901 Ausbildungsbetriebe im Landkreis gehören der IHK an.

1329 neue Ausbildungsverträge

Im September, zum Start des neuen Ausbildungsjahrs, meldete die regionale Industrie- und Handelskammer stolz, dass insgesamt 1329 neue Ausbildungsverträge geschlossen werden konnten, 5,3 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Der Wermutstropfen dabei: Gleichzeitig blieben 750 Plätze unbesetzt, weil es keine passenden Bewerber gab - etwa ein Drittel der im Landkreis gemeldeten Stellen. Als Gründe verweisen die Experten auf weniger Schulabgänger und nicht zuletzt eine zunehmende Akademisierung - Abitur und Studium liegen hoch im Kurs. Dabei ist die Hochschule längst nicht der einzige Weg, wie Julia Schlemmers Beispiel zeigt. Ein Studium reizte die 21-Jährige nach dem Abitur nicht, sie suchte nach einer Alternative. "Ich bin sehr modeinteressiert", sagt Schlemmer, so kam sie schließlich zu Schustermann und Borenstein, einem Bekleidungsfachgeschäft mit Hauptsitz in Aschheim. Dort machte sie in den vergangenen eineinhalb Jahren ihre Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau; begleitend bildet sie sich an der Akademie Handel weiter, in weiteren eineinhalb Jahren wird sie zusätzlich den Titel Handelsfachwirtin erworben haben. "Ich würde jedem Abiturienten raten, eine Ausbildung zu machen", sagt Schlemmer. "Man lernt das Arbeitsleben kennen, sammelt Erfahrung und entwickelt sich auch persönlich weiter."

Außerdem bietet das duale Bildungssystem in Deutschland längst viele Möglichkeiten, sich begleitend zum Beruf noch weiter fortzubilden. Florian Hofer etwa hat sich nach seiner erfolgreich absolvierten Ausbildung als Zerspanungsmechaniker bei der Firma Fritzmeier Technologie in Helfendorf nun noch für die Technikerschule beworben. Seinen Beruf schätzt der 19-Jährige als vielfältig, gerade arbeitet er in der Werkzeugherstellung. "Ich habe noch keinen Tag gehabt, an dem ich dachte, ach Mist, heute musst du in die Arbeit", sagt Hofer mit einem Grinsen. Auch Eva-Maria Klöble gefällt die Bandbreite der Arbeitsmöglichkeiten, die sich ihr nach ihrer Ausbildung bieten.

Als Elektronikerin für Betriebstechnik habe sie am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Garching "alles von der Platinenproduktion bis zum Programmieren" ausprobieren und lernen können, erzählt die 20-Jährige. Dass sie in einem technischen Beruf arbeiten wollte, wusste Klöble schon länger, auch wenn sie dort als Frau immer noch eine mittlere Seltenheit ist. Über Praktika fand sie schließlich den passenden Job - und schaut jetzt optimistisch in die Zukunft. "Mir gefällt vor allem, dass man nicht im Büro sitzt und dass man mit dem Kopf dabei sein muss", sagt sie.

Um auch in Zukunft gute und motivierte Nachwuchskräfte zu gewinnen, sind die Unternehmen gefordert. "Es ist nicht leicht, insbesondere für unbekanntere Berufe junge Leute zu finden", sagt Maria Brandstätter aus der Personalabteilung von Gore. "Deshalb ist es wichtig, ihnen zu zeigen, welche vielfältigen Möglichkeiten ihnen mit unseren Ausbildungen später offen stehen." Wichtig sei es daher etwa, in die Schulen zu gehen und Berufe und Betriebe vorzustellen, ergänzt Ausbilder Norbert Schmid. Das hat sich auch die IHK übergreifend vorgenommen. Künftig soll es etwa einen landkreisweiten "Tag der Ausbildung" geben, an dem Schüler mehrere Unternehmen besuchen und in deren Arbeitswelt hineinschnuppern können, um sich einen Eindruck zu machen.

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