Nachbarschaftsstreit:Hart an der Grenze

Nachbarschaftsstreit: Das geplante Gewerbegebiet läge nominell zwar auf dem Gebiet der Gemeinde Taufkirchen. Näher dran und entsprechend belastet aber wären die Nachbarn in Ottobrunn.

Das geplante Gewerbegebiet läge nominell zwar auf dem Gebiet der Gemeinde Taufkirchen. Näher dran und entsprechend belastet aber wären die Nachbarn in Ottobrunn.

(Foto: Claus Schunk)

Ottobrunn fühlt sich arg bedrängt von Taufkirchens Plänen für ein neues Gewerbegebiet - und will sich wehren

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Thomas Loderer ist auf die Nachbarn aus Taufkirchen derzeit nicht gut zu sprechen. Der Ottobrunner Bürgermeister (CSU) kritisiert mit deutlichen Worten das Taufkirchener Vorhaben, zwischen der Ludwig-Bölkow-Allee und der A 8 ein neues Gewerbegebiet auszuweisen - ziemlich weit weg vom eigentlichen Taufkirchener Ortskern und direkt am westlichen Ottobrunner Siedlungsgebiet. Die Gemeinderäte in der Nachbarkommune, lässt Loderer verlauten, täten sich "seit jeher schwer, das Potenzial für eine "Innenentwicklung" zu nutzen. "Da ist die Versuchung groß, sich auf die Außenentwicklung zu konzentrieren", so Loderer weiter.

Der Planungs- und Umweltausschuss in Ottobrunn hat sich einstimmig in einer Stellungnahme gegen das Taufkirchener Ansinnen ausgesprochen, die Fläche, die heute noch ein sogenannter regionaler Grünzug ist, in eine Gewerbefläche umzuwandeln. Dies müsste über eine Änderung im Regionalplan der Region München geschehen - und einen entsprechenden Antrag hat die Gemeinde Taufkirchen bereits gestellt. Für Loderer wäre dies "ein weiteres unrühmliches Beispiel für eine Regionalplanung, die ihrem Namen nicht gerade Ehre macht". Das Gebiet zwischen Ludwig-Bölkow-Allee und Autobahn hat momentan den Status eines zusammenhängenden Freiraums, der vor allem in dicht besiedelten Gebieten zur Verbesserung des Bioklimas und der Sicherung des Luftaustauschs sowie der Erholung dienen soll.

Und wenn es um dicht besiedelte Areale geht, kommt Loderer richtig in Fahrt, schließlich weist seine Gemeinde - die von der Fläche her kleinste aller Kommunen im Landkreis mit der drittgrößten Bevölkerungszahl - nach der Landeshauptstadt München die größte Bevölkerungsdichte in der Republik auf. Einfacher gesagt: Platz, um eigene Projekte zu verwirklichen, ist hier nicht mehr vorhanden. Das freilich erlebt auch der Gemeinderat immer wieder, der handlungstechnisch an seine Grenzen stößt. Ein Fehler, so Loderer, der seinen Ursprung im Jahr 1955 hat, als der vormalige Unterhachinger Ortsteil in den Rang einer eigenständigen Gemeinde erhoben wurde. Eine Gemeinde ohne Fläche. Die damalige Entscheidung, eine derart beengte Kommune zu schaffen, bezeichnet Loderer als "Totalversagen der zuständigen staatlichen Stellen", nicht zuletzt des Landratsamtes München. Gleichwohl habe sich die Ottobrunner Kommunalpolitik, so Loderer, immer wieder mit diesen Gegebenheiten arrangieren können - und den Blick immer auf die Entwicklungsmöglichkeiten im Inneren des Ortes gerichtet. Auf das Wolf-Ferrari-Haus, Ottobrunns Kulturzentrum, etwa.

Dass nun die Nachbarn der eigenen Kommune wieder derart auf die Pelle rücken, ärgert Loderer. Gleichwohl er die Gründe des Gemeinderates in der vier Mal so großen Gemeinde zu kennen glaubt: Taufkirchen würde schließlich mit neuem Gewerbe Geld in die eigenen Kassen spielen. Egal was die Nachbarn dazu sagen: "Wen stört's, wenn dies fernab des eigene Ortsgebiets geschieht, wenn man also nicht unmittelbar betroffen ist."

Die Betroffenen haben nun den Regionalen Planungsverband angerufen, um die großen Nachbarn davon abzuhalten, sie im Osten immer weiter einzuengen

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