MVG-Streik:Ude droht GDL mit Aussperrung

Wenn es um die Streiktaktik der GDL geht, wird Oberbürgermeister Ude wütend. Jetzt sei bald die "Zeit für harte Reaktionen" gekommen.

S. Lode, K. Riedel und M. Völklein

Der Streik der drei Gewerkschaften Transnet, GDBA und GDL hat den öffentlichen Nahverkehr in der Region München zwar teilweise lahmgelegt, das große Chaos ist jedoch ausgeblieben. Der politische Konflikt verschärft sich aber immer mehr. Münchens OB Christian Ude (SPD) ist erzürnt über die Streiktaktik der GDL, die ihre Streikpause bei U-Bahn, Tram und Bus spontan beendet hatte und drohte der Gewerkschaft unverhohlen mit der schärfsten Waffe der Arbeitgeber: einer Aussperrung. "Die Zeit für harte Reaktionen, von denen man sonst bei Arbeitskämpfen absehen würde, reift heran", sagte er in Richtung GDL.

MVG-Streik: Oberbürgermeister Christian Ude verurteilte das Verhalten der Lokführer-Gewerkschaft scharf.

Oberbürgermeister Christian Ude verurteilte das Verhalten der Lokführer-Gewerkschaft scharf.

(Foto: region.mue)

Ude verurteilte das Verhalten der Lokführer-Gewerkschaft scharf: "Wenn ein Arbeitskampf so geführt wird, wie die GDL es tut - ohne Ankündigung, ohne Notfallvereinbarungen und mit Krankmeldungen - dann wird die Aussperrung zu einer aktuellen Frage." Nach Darstellung der MVG hatten sich in den vergangenen Wochen viele GDL-Mitglieder krank gemeldet und so die Situation verschärft. Dem widerspricht die GDL. Deshalb habe man auch das zwischenzeitlich errichtete Notnetz lange aufrecht erhalten müssen, argumentiert die MVG.

Der doppelte Streik führte am Morgen zu vollen Waggons und Bahnsteigen bei S- und U-Bahn. Im S-Bahnverkehr fielen lediglich auf der Linie S2 zwischen Dachau und Laim zeitweise die Züge komplett aus. Und obwohl sich der bundesweite Streik von Transnet und GDBA vor allem auf den Nahverkehr konzentrieren sollte, waren am Münchner Hauptbahnhof auch viele Fernreisende betroffen. Die Anzeigentafel zeigte Verspätungen bis zu 40 Minuten. Die Gewerkschaften werteten den zeitlich befristeten Ausstand als erfolgreich. Es sei gelungen, ein Zeichen zu setzen, ohne die Reisenden zu sehr zu belasten, so Transnet-Sekretär Johann Gebhardt.

Weil die Fahrdienstleiter in einem Stellwerk in Allach ihren Dienst nicht antraten, konnten in diesem Streckenabschnitt keine Züge rollen. Das traf nicht nur die Bahnen der Linie S2, sondern auch die Fern- und Regionalzüge Richtung Ingolstadt. Die anderen S-Bahn-Linien verkehrten nach Angaben der Bahn weitgehend planmäßig; einzelne Verstärkerzüge fielen aus, zudem waren oftmals verkürzte Züge eingesetzt. Die Bayerische Oberlandbahn (BOB) setzte südlich von Holzkirchen Ersatzbusse ein, zwischen München und Holzkirchen kam es zu Verspätungen. Betroffen war auch der Allgäu-Express, kurz "Alex" genannt.

Wegen des GDL-Streiks fuhren die U-Bahnen oft nur im Zehn-Minuten-Takt, die Tramlinie16 entfiel komplett. Einzelne Busse konnten ebenfalls nicht aus den Depots ausrücken. Insbesondere an den Knotenpunkten drängelten sich die Menschen. "Damit hat unser Warnschuss an die Arbeitgeber gesessen", sagte dbb-Verhandlungsführer Willi Russ. Bis zum nächsten Verhandlungstermin am 3. November wolle man nicht erneut streiken.

Andreas Nagel von der Aktion Münchner Fahrgäste forderte beide Seiten auf, weiter zu verhandeln und in dieser Zeit auf erneute Arbeitskampfmaßnahmen zu verzichten. Die Fahrgäste nähmen selbst Streiks resigniert hin. Wer könne, sei ohnehin längst aufs Rad oder Auto umgestiegen. Letzteres führte zu vollen Straßen und Staus bis zu zehn Kilometern.

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