München:Die Preisfrage

Vielen Bürgern wird das Leben in der Region zu teuer. Kommunen bieten günstigen Wohnraum an, doch der Neubau kommt nur schleppend voran

Von Daniela Bode

Viele Alleinerziehende, Familien und Senioren können sich Wohnungen auf dem freien Markt nicht mehr leisten. Die Lage ist ernst, weil günstiger Wohnraum fehlt. Und die Nachfrage wird in Zukunft noch steigen. Die Kommunen sind zunehmend gefragt, Abhilfe zu schaffen. Manche Gemeinden haben viel günstigen Wohnraum zur Verfügung, andere wenig. Garching ist die Landkreisgemeinde mit den meisten staatlich geförderten Wohnungen, Grasbrunn beispielsweise hat gar keine. Der Wohnungsbau soll angekurbelt werden. Eine der größten Herausforderungen dürfte dabei werden, Grundstücke zu finden, auf denen günstige Wohnungen entstehen können.

Max Wagmann ist Vorstandsmitglied der Awohnbau Genossenschaft. Die Genossenschaft wurde 2013 gegründet, um bezahlbaren Wohnraum anzubieten. "Wir stecken in den Startlöchern. Aber bei uns hakt's an den Grundstücken", sagt Wagmann. Awohnbau sei schon an die Stadt München herangetreten, weil im Landkreis nichts vorangehe. "Wir wollen bei zehn Euro pro Quadratmeter oder drunter bleiben." Der Durchschnittspreis im Landkreis liegt bei 12,50 bis 12,80 Euro.

Nach Angaben des Landratsamts existieren im Landkreis etwa 4500 geförderte Wohnungen, also solche, die unter Beteiligung staatlicher Förderprogramme errichtet wurden. 2500 davon gehören der Stadt München, 103 dem Bezirk Oberbayern und 121 der Bezirksfinanzdirektion München. Dem Landkreis verbleiben 1770 geförderte Wohnungen, die den Gemeinden und den Baugestellschaften gehören und von denen für die meisten der Landkreis das Belegungsrecht hat. Garching steht da mit 563 staatlich geförderten Wohnungen zu einer Kaltmiete von etwa sieben Euro pro Quadratmeter an der Spitze. Auch Haar ist gut aufgestellt. Dort gibt es der Gemeinde zufolge 316 geförderte Wohnungen, von denen für 108 die Gemeinde das Belegungsrecht hat, für einen Teil der Landkreis und einen Teil der Bezirk . Ottobrunn hat 71 staatlich geförderte Wohnungen vorzuweisen, Neubiberg 42.

München: Im Landkreis wird viel gebaut - dennoch fehlen an allen Ecken und Enden bezahlbare Wohnungen.

Im Landkreis wird viel gebaut - dennoch fehlen an allen Ecken und Enden bezahlbare Wohnungen.

(Foto: Robert Haas)

In vielen Gemeinden indes gibt es keine staatlich geförderten Wohnungen wie etwa in Aying, Grünwald, Grasbrunn und Straßlach. Das hat unterschiedliche Gründe. So hat Aying seinen Bürgern bezahlbare Grundstücke über Einheimischenmodelle zur Verfügung gestellt. In Grünwald gibt es frei finanzierte günstige Wohnungen mit Kaltmieten zwischen acht und 8,50 Euro - wie auch in anderen Gemeinden im Landkreis. In Grasbrunn ist die letzte Sozialbindung für eine geförderte Wohnung vor einigen Jahren ausgelaufen. Jedoch bietet die gemeindliche Grasbrunner Projektentwicklungs GmbH & Co. KG ein paar vergünstigte Wohnungen an. Für mehr bezahlbaren Wohnraum habe es bisher keinen Bedarf gegeben, sagt Hauptamtsleiterin Nicole Zeh.

Straßlach verfügt über zehn Wohnungen in einem Mehrfamilienhaus, die über das Einheimischenprogramm gefördert sind. Wiesnwirt Toni Roiderer trat zuletzt an die Gemeinde heran mit dem Ansinnen, auf seinem Grundstück in Hochbirk ein Apartmenthaus mit vergünstigten Wohnungen zu bauen: kleinere Einheiten, für die die Gemeinde das Belegungsrecht hätte und für die sie die Höhe der Miete festlegen könnte. Damit dort gebaut werden kann, müsste erst ein Bebauungsplan aufgestellt werden, da es sich um Außenbereich handelt.

Der Bestand an gefördertem Wohnraum schrumpft, da Wohnungen aus der Sozialbindung fallen. In drei bis vier Jahren wird es laut Volker Broich, Leiter der Gruppe Wohnungswesen im Landratsamt, dazu kommen, dass mehr Anträge auf geförderte Wohnungen gestellt werden als vorhanden sind. Nach Schätzungen wird der Landkreis bis Ende 2020 rund 1000 geförderte Wohnungen benötigen, um den Status Quo zu halten.

Schwierig ist die Lage auch für Menschen, die zu viel Geld haben, um eine geförderte Wohnung zu bekommen, aber zu wenig, um sich eine am freien Wohnungsmarkt leisten zu können. Um da den Bedarf zu decken, arbeiten viele Gemeinden mit der Baugesellschaft München Land (BML) zusammen, in der bis auf Grünwald, Putzbrunn und Gräfelfing alle Landkreisgemeinden Gesellschafter sind. Sie errichtet Wohnraum im Auftrag der Gemeinden, wobei diese ein Grundstück zur Verfügung stellen und eine Stammeinlage zahlen. Die Kommune erhält dafür Belegungsrechte. Vor allem aber schafft die Baugesellschaft erschwingliche Wohnungen für den eigenen Bestand. Im Landkreis hat das Unternehmen Geschäftsführer Ulrich Bittner zufolge 2400 eigene Wohnungen, von denen 583 öffentlich gefördert sind.

Max Wagmann, Vorstandsmitglied der Awohnbau

"Wir stecken in den Startlöchern. Aber bei uns hakt's an den Grundstücken."

Die BML ist aktuell in vielen Gemeinden aktiv. Im Frühjahr wurden 40 Wohnungen für die Gemeinde Unterföhring fertiggestellt. Gerade entstehen in der Josef-Seliger-Siedlung in Ottobrunn im ersten Bauabschnitt 51 Wohnungen. Noch dieses Jahr beginnt die BML in Aying mit dem Bau von zwölf preisgünstigen Wohnungen. Kommendes Jahr steht in Neubiberg in Kooperation mit der BML der Bau von 32 Wohnungen und vier Maisonettehäusern an; auch in Aschheim und Oberhaching gibt es Projekte. Manche Gemeinden arbeiten auch mit anderen kommunalen Wohnungsbaugesellschaften zusammen oder verfügen selbst über solche.

Wer auch immer die Wohnungen errichtet. Eins gilt immer: Die Grundstücke sind im Landkreis München, wo die Bodenpreise in den Himmel schießen, das A und O. Kürzlich erzählte ein Bürgermeister im Landkreis, dass bei einem Grundstück in Oberhaching mit 1600 Euro pro Quadratmeter ein Spitzenwert erzielt worden sei. Die Schaffung günstigen Wohnraums wird angesichts solcher Grundstückspreise zur Quadratur des Kreises. BML-Geschäftsführer Bittner sagt: "Unsere Gesellschaft ist auf die Bereitstellung durch die Kommunen angewiesen."

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