München:Debatte ohne Publikum

München: Noch ein nasser und unwegsamer Platz: Hier plant der Tierpark-Direktor ein neues Parkhaus.

Noch ein nasser und unwegsamer Platz: Hier plant der Tierpark-Direktor ein neues Parkhaus.

(Foto: Claus Schunk)

Tierpark-Direktor Rasem Baban hält an Parkhaus-Plänen fest

Von Julian Raff

Erstaunlich viele Münchner erreichen den Tierpark per Bus und U-Bahn. Da Hellabrunn aber längst zum Magneten für Besucher aus ganz Bayern und Österreich geworden ist, hält Direktor Rasem Baban dennoch am umstrittenen Bau eines Parkhauses an der Siebenbrunner Straße fest, das aus Eigenmitteln finanziert werden soll. Nach wie vor scheut Baban dabei die Öffentlichkeit. Ein Informations- und Meinungsaustausch mit Vertretern von Stadt und Bezirksausschuss fand, anders als zunächst geplant, hinter verschlossenen Türen statt. Aus dem Kreis der Teilnehmer liegen der SZ dennoch Informationen vor, die der Tierpark weder bestätigen noch kommentieren wollte.

Eine Verkehrsstudie überraschte demnach positiv - je nach Wochentag fahren 65 bis 73 Prozent der Münchner Besucher den Tierpark mit der U 3 oder der Buslinie 52 an. Der Zoo-Anteil am gelegentlichen Verkehrschaos fällt damit geringer aus, als zunächst befürchtet. Unabdingbar bleibt ein Parkhaus aus Babans Sicht dennoch, weil immer mehr auswärtige Besucher, viele davon aus dem Salzburger und Tiroler Raum, Tagesausflüge nach Hellabrunn unternehmen. Die Touristen dürften sich kaum überreden lassen, kurz vor dem Ziel in den Bus umzusteigen. Nicht zum Pkw-Verzicht zu bewegen sei demnach wohl auch das letzte Drittel oder Viertel der einheimischen Tierfreunde; die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist vielen Eltern mit Kinderwagen schlicht zu mühsam. Ein MVG/MVV-Kombiticket, wie es der Bezirksausschuss zuletzt vorgeschlagen hatte, lehnt Baban ab. Die Verkehrsbetriebe hätten hierfür einen aus seiner Sicht überhöhten Kostenanteil gefordert, den der Tierpark hätte zuschießen müssen.

Wie schon im Sommer sprach sich der Zoodirektor klar für den Standort Siebenbrunn aus. Das im Frühjahr von der Münchner Architektengemeinschaft DAI vorgelegte "Auenland"-Konzept ist damit aus dem Rennen. Es hatte alternativ ein "lebendes Parkhaus" mit waldartiger Außenstruktur vorgesehen, errichtet auf dem Parkplatz an der Alemannenstraße. Die städtische Fläche wird heute vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK) bewirtschaftet und finanziert so Ausrüstung und Ausbildung der Münchner Ehrenamtlichen. Für das BRK ist die Absage an die "Auenland"-Idee dennoch keine gute Nachricht: Im Zuge des Parkhausbaus in Siebenbrunn soll der Parkplatz an der Alemannenstraße stillgelegt und renaturiert werden. Während derzeit zumindest ein Teil der Parkgebühren sozialen Zwecken zufließt, würden spätere Einnahmen aus dem Parkhaus auf Jahre hinaus ein aufwendiges Bauvorhabens refinanzieren.

Der Tierpark plant in zwei Varianten. Die größere bietet 1380 Stellplätze auf fünf Ebenen, die Gesamthöhe von 18 Metern läge noch knapp unter der Isar-Hangkante. Eine kleinere Version sieht 1180 Parkplätze auf vier Geschossen vor, die Gebäudehöhe bliebe bei 14,4 Metern. Um Rückstaus in die Siebenbrunner Straße zu vermeiden, sollen dort eine Einbiegespur sowie eine Wartezone mit 40 Pkw-Plätzen auf dem Parkhausgelände angelegt werden. Zusätzlich sind zehn Busparkplätze vorgesehen. Die Zufahrt zu den Decks soll über lange gerade Rampen erfolgen, die Abfahrt über eine Spirale. Zudem ist ein Verkehrsleitsystem geplant. Die Kostenobergrenze liegt bei 10 000 Euro pro Stellplatz.

Das Gesamtprojekt käme also je nach Variante auf knapp zwölf beziehungsweise 14 Millionen Euro. Der Plan bleibt nach wie vor umstritten.

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