München:Berufung im Fall Ottfried Fischer

Eigentlich war der Erpressungsfall um Ottfried Fischer abgeschlossen. Nun geht der Prozess wohl in die Fortsetzung. Die Anklage ist mit dem Urteil des Amtsgerichts unzufrieden.

Christian Rost

Der Erpressungsfall Ottfried Fischer wird möglicherweise komplett neu am Münchner Landgericht verhandelt. Die Staatsanwaltschaft hat Berufung gegen alle Urteile des Amtsgerichts eingelegt, das Ende Oktober zwei Männer und zwei Frauen aus dem Rotlichtmilieu der "Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs des Herrn Fischer" sowie einen früheren Bild-Reporter der Nötigung schuldig sprach und Geldstrafen bis 14.000 Euro verhängte. Barbara Stockinger, Sprecherin der Staatsanwaltschaft, sagte, man wolle sich den Gang in die nächste Instanz "offen halten".

Prozessauftakt gegen Betrueger von Ottfried Fischer

Der Fall Ottfried Fischer wird möglicherweise wieder komplett neu am Münchner Landgericht verhandelt.

(Foto: dapd)

Die vier Angeklagten aus dem Milieu trifft die Entscheidung unerwartet. Für sie war das Verfahren um das Video, das den Schauspieler beim Sex mit Prostituierten zeigt, eigentlich erledigt. Ihre Anwälte hatten im Prozess mit Staatsanwalt und Richter vereinbart: Geständnis gegen Geldstrafen. Alle vier gaben zu, beim Entstehen des kompromittierenden Filmes eine Rolle gespielt zu haben.

Der Ex-Bild-Reporter, der das Video zugespielt bekam, beteuerte indes seine Unschuld. Er habe mit dem Material Fischer nicht zu einem Interview genötigt. Verurteilt wurde er trotzdem. Dass sein Fall neu verhandelt wird, war schon kurz nach dem Urteil klar, denn der Springer-Verlag sieht sich verpflichtet, die Pressefreiheit zu verteidigen.

Für die Rotlichtleute ist die Aussicht auf eine Fortsetzung der Geschichte unterdessen sehr unangenehm. Zum einen müssen sie empfindlichere Strafen einkalkulieren. Und darüber hinaus haben sie sich in Sachen Fischer ohnehin noch einmal vor Gericht zu verantworten: Dass sie seine Kreditkarten kopierten und mit den Belegen fast 75.000 Euro von seinem Konto abbuchen wollten, wird noch als eigener Betrugsfall angeklagt.

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