Müller beerbt Dworzak:SPD verteidigt ihre Bastion

Gabriele Müller sichert ihrer Partei in Haar mit mehr als zehn Prozentpunkten Vorsprung das Bürgermeisteramt. Sie will den Kurs des scheidenden Amtsinhabers Helmut Dworzak fortsetzen. Die CSU räumt nach engagiertem Wahlkampf die deutliche Niederlage ein.

Von Bernhard Lohr

Die SPD hat ihre Hochburg im Münchner Osten verteidigt. Gabriele Müller folgt dem nach 22 Jahren aus dem Amt scheidenden Helmut Dworzak nach. Und das Ergebnis war am Ende doch recht deutlich. Müller ließt ihren Herausforderer Thomas Reichel von der CSU mehr als zehn Prozentpunkte hinter sich. Sie holte 55,8 Prozent, Reichel 44,2 Prozent. Kurz nachdem gegen 19.30 Uhr das vorläufige amtliche Endergebnis im Kleinen Saal des Bürgerhauses an die Wand geworfen worden war, gratulierte Wahlverlierer Reichel der SPD-Frau Müller.

Unter den gut 50 Gästen im Saal brandete Applaus auf. Müller sagte, der sachliche, ruhige Wahlkampf der SPD habe sich ausgezahlt. Von allen Seiten wurde die mit 49,3 Prozent niedrige Wahlbeteiligung beklagt. 2008 lag sie bei 50,8.

Noch vor Reichel hatte Bürgermeister Dworzak seine Wunschnachfolgerin umarmt und ihr einen Strauß roter Nelken überreicht. Dworzak zeigte sich erleichtert über den geglückten Stabwechsel. "So ein Übergang nach so vielen Amtsjahren ist immer schwierig." Die Umstände hätten der SPD nicht gerade in die Hände gespielt.

Pech sei es gewesen, dass der Einbruch bei der Gewerbesteuer gekommen sei. Der Streit um Hochhäuser, gegen die die Initiative "Mia san Haar" voll auf CSU-Linie liegend einen Bürgerentscheid anstrebt, habe den Wahlkampf emotional aufgeladen. Dworzak sagte, bei Bundes- und Landtagswahlen holten die Konservativen regelmäßig die Mehrheit. Er wertete deshalb Müllers Sieg als Anerkennung für die gute Arbeit der SPD auf lokaler Ebene in Haar.

Die CSU hat in Haar noch nie einen Bürgermeister gestellt. Sie witterte im Ausscheiden des Platzhirschs Dworzak die Gelegenheit, die Verhältnisse zu ihren Gunsten zu wenden. Der Wahlkampf war engagiert geführt. Reichel wollte "Frischen Wind" ins Rathaus bringen. Reichel tippte vor der Auszählung auf ein Ergebnis zwischen 45 und 55 Prozent für sich. Er landete am unteren Ende dieser Skala.

Dennoch war bei den CSU-Vertretern am Wahlabend nur zwischen den Zeilen Enttäuschung herauszuhören. Reichel sagte, er habe nach dem Zuspruch der letzten Wochen an den Informationsständen auf mehr gehofft. Der Wähler habe dafür gestimmt, dass alles "weiter so wie bisher" laufen solle. Eine Mobilisierung für die CSU durch die Hochhaus-Debatte könne er nicht ausmachen. Insgesamt sei die Wahlbeteiligung enttäuschend, sagte er. Zwei von drei Haarern seien durch die Gemeindepolitik direkt betroffen. Doch anscheinend drückten die Bürger wenige Probleme. Gegen die jahrelange Dominanz der SPD in Haar sei schwer anzukommen.

CSU-Vorsitzender Dietrich Keymer sagte, "wir haben uns natürlich mehr ausgerechnet". Über Gründe für die Niederlage wollte er nicht spekulieren. Die CSU habe Themen gesetzt. Daran habe es nicht gemangelt. Dritter Bürgermeister Hans Stießberger lobte den Kandidaten: "Thomas war überragend." Die CSU habe gut gekämpft.

Dennoch gab er noch vor Auszählung des Gemeinderatsergebnisses der Befürchtung Ausdruck, die CSU könnte auch das Ziel verfehlt haben, an Mandaten zuzulegen. Ein Ergebnis lag zum Redaktionsschluss nicht vor. Die künftige Bürgermeisterin Müller sagte, sie wolle Politik für die Bürger machen; für die Kinder, für die Familien und die Senioren. Sie werde auf die erfolgreiche Arbeit unter Hans Wehrberger und Helmut Dworzak aufbauen. "Damit es gut so weitergeht."

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