Mobilität:Mit dem Mietrad aus der Staufalle

Mobilität: Vorbild München: In der Stadt gibt es bereits 90 Rad-Stationen, die meisten an U-Bahnhöfen wie hier an der Schwanthalerhöhe.

Vorbild München: In der Stadt gibt es bereits 90 Rad-Stationen, die meisten an U-Bahnhöfen wie hier an der Schwanthalerhöhe.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Mieträder der Münchner Verkehrsgesellschaft erfreuen sich in der Stadt bereits großer Beliebtheit. Jetzt soll das Angebot auf den Landkreis ausgeweitet werden. Vor allem an den S-Bahnhöfen sollen Stationen eingerichtet werden.

Von Martin Mühlfenzl

Am frühen Morgen am S-Bahnhof Deisenhofen einen freien Platz zu finden, ist ungefähr so wahrscheinlich wie einen freien Sitz in der S-Bahn zu ergattern, die der geneigte Pendler eigentlich erwischen will. Aber es gibt eine Möglichkeit, dem morgendlichen Stress zumindest rein physisch ein wenig zu entgehen - und gleichzeitig etwas für die eigene Gesundheit zu tun: radeln.

Und der Landkreis München hat sich gleich mehrere zukunftsweisende Projekte auf die Fahne geschrieben, um seine Bürger verstärkt für den Umstieg vom Auto auf das Fahrrad zu begeistern. Das neueste überschreibt die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) , die der Landkreis als Partner mit ins Boot holen will, so: "Innovative Lösungen für eine zukunftsweisende Mobilität."

Gemeint ist ein Projekt, das es in der Landeshauptstadt längst gibt und das nun auf den Landkreis München ausgeweitet werden soll: das stationäre Mietradsystem der Münchner Verkehrsgesellschaft, das sich in der Stadt bereits großer Beliebtheit erfreut - als relativ einfach zu bedienendes System, das es erlaubt, auch etwas längere Strecken zu einem einigermaßen günstigen Preis - und vor allem unabhängig von anderen Verkehrsmitteln - zu überbrücken. Vor allem aber stellen die MVG-Räder eine sinnvolle Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr da - als schnelle Möglichkeit, bis zur nächsten U- oder S-Bahnstation zu radeln.

Die Räder eignen sich gut für die bisher vernachlässigen Tangentialverbindungen

Geht es nach den Kreispolitikern, sollen auch die Landkreisbürger schneller zu ihren Bahnhöfen und von dort in ihre Heimatorte radeln können - und sich von Ortschaft zu Ortschaft besser vernetzen. "Das ist doch der große Vorteil", sagt etwa Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle (CSU). "Man kann auf den Tangentialverbindungen schließlich auch radeln." Also auf den Trassen, die in der Vergangenheit im Landkreis München stark vernachlässigt wurden und die eben jene Kommunen miteinander verbinden, die an den S-Bahnlinien liegen, die wie die Arme einer Krake aus der Landeshauptstadt herausreichen.

Es geht aber, das sagten die Verkehrsexperten der MVG bei einer Präsentation im Kreisausschuss für Mobilität, auch darum, die Mobilität nachhaltig zu fördern und direkt Verbindungen zum bestehenden Angebot des öffentlichen Nahverkehrs zu schaffen. Dabei, sagten die MVG-Vertreter, sei die Flexibilität durch sogenannte One-Way-Fahrten enorm wichtig.

Wie das System von MVG-Rad funktioniert, lässt sich an der Münchner Freiheit beobachten. Dort steht die größte von bisher etwa 90 Rad-Stationen - geplant sind im Stadtgebiet noch in diesem Jahr insgesamt 125 dieser Punkte mit 1200 Fahrrädern. Die MVG bezeichnet die moderne Oberfläche der Münchner Freiheit selbst als Mobilitätsstation, treffen dort auf engstem Raum doch nahezu alle Möglichkeiten des öffentlichen Nah- und des Individualsystems aufeinander - von der U-Bahn über die Tram, eine Car-Sharing-Station, Ladesäulen für E-Autos und die Taxis bis eben hin zu den MVG-Rädern.

So dicht wie in der Stadt wird das Netz nicht sein

Eine derartige Dichte in Gemeinden des Landkreises herzustellen, ist schwierig. "Das brauchen wir auch nicht. Es geht auch darum, mal in den Nachbarort oder zum Einkaufen radeln zu können", sagte Landrat Christoph Göbel (CSU). Von Garching nach Unterföhring vielleicht bald über einen Radschnellweg. Von Oberhaching nach Unterhaching. Und das am besten noch organisiert über die MVG-App.

Über das Smartphone kann ein MVG-Rad lokalisiert werden, denn die Bikes müssen nicht zwingend nach der Fahrt in einer regulären Station abgestellt werden. Online kann das Rad reserviert werden, über die App wird ein Öffnungscode für das stabile, blau-silberne Bike versendet.

Die Kosten müssen die Kommunen übernehmen

Die systemintegrierten Rad-Stationen für eine Kommune - meist am S-Bahnhof - stellt die MVG bereit, sie ist auch für den Betrieb der Stationen verantwortlich. Bezahlen muss die Station freilich die Kommune selbst - die Kosten liegen zwischen 20 000 Euro (Station für acht Räder plus fünf Fahrräder) und etwa 30 000 Euro (15er-Station, zehn Räder). Die Kreisräte haben daher beantragt, dass sich auch der Landkreis am Aufbau solcher Stationen beteiligen solle. Außerdem soll Landrat Göbel Verhandlungen mit den Kommunen führen. "Das ganze funktioniert ja nur, wenn sich viele beteiligen", sagte Göbel. "Wir sollten ein engmaschiges Netz anstreben."

Die Kosten für die Nutzer betragen acht Cent pro Minute auf dem Rad, für Studenten fünf Cent. Das Jahrespaket liegt bei 48 Euro und beinhaltet 30 Freiminuten am Tag. Weiterführende Informationen bietet die MVG unter www.mvg.de.

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