Mobilität im Landkreis:Alternative zum Auto

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Der Verkehrsexperte der Grünen im Landkreis, Markus Büchler, will mit seiner Fraktion im Kreistag die Weichen in der Verkehrspolitik neu stellen. (Foto: Angelika Bardehle)

Radschnellwege, Straßenbahnen, Elektrobusse - die Grünen fordern ein Umdenken in der Verkehrspolitik. Mit ihrem Antragspaket an den Kreistag ernten sie spontanen Zuspruch von Landrat Göbel.

Von Stefan Galler, Landkreis

Dauerstaus auf den Straßen, überfüllte und verspätete oder regelmäßig ausgefallene S-Bahnen: Die Verkehrsprobleme in und um München werden von Jahr zu Jahr größer und wegen des anhaltenden Zuzugs wird sich die Situation nur noch weiter verschärfen. Die Grünen im Landkreis suchen nach Auswegen aus dem Dilemma. Mit einem ganzen Maßnahmenpaket an den Kreistag wollen sie den Weg zu einer alternativen Verkehrspolitik weisen. Zentrale Bestandteile: Radschnellwege, Straßenbahnen und die Elektrifizierung von Bussen.

Laut Christoph Nadler, dem Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Kreistag, ist im wahrsten Sinne des Wortes höchste Eisenbahn: "Wir müssen jetzt Gas geben und Maßnahmen einleiten, dann können sie zumindest realisiert werden, wenn sie unumgänglich sind." Zusammen mit Fraktionskollegen stellte Nadler die insgesamt fünf Anträge seiner Fraktion zum Thema Mobilität vor, welche in diesen Tagen bei der Kreisverwaltung eingebracht wurden. "Die Mobilität ist eines der brisantesten Themen im Landkreis. Durch den fortwährenden Zuzug werden wir mit immer mehr Verkehrsproblemen konfrontiert", sagte Nadler bei dem Pressegespräch. "Da besteht dringender Handlungsbedarf."

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Nach Ansicht der Grünen darf der ständige Bau neuer Straßen nicht die Lösung sein. "Das können wir uns auf Dauer gar nicht leisten, siehe die unverhältnismäßigen Kosten beim Neubau der A 99-Anschlussstelle Aschheim/Ismaning", so Nadler. Es gelte die Regel, dass mehr Straßen auch mehr zusätzlichen Straßenverkehr anzögen. Weshalb man ganz im Sinne der Klima- und Energieinitiative des Landkreises "29++" auf alternative Möglichkeiten der Fortbewegung setze, also öffentlichen Personennahverkehr und Fahrrad.

Grundvoraussetzung für eine zeitgemäße Reform der Mobilität im Landkreis ist nach Ansicht der Grünen, auch personell Weichen zu stellen. "Verkehrspolitik kann nicht so nebenher laufen", so Nadler. "Da die Abteilungen des Landratsamtes ohnehin teilweise überlastet sind, schlagen wir vor, eine neue Stelle zu schaffen." Es soll eine Fachkraft eingestellt werden, die sich speziell nur mit Verkehrsbelangen befasst.

Konkret geht es den Grünen etwa darum, die Elektrifizierung des Busse im Landkreis zu forcieren. Derzeit werde nur die Linie 232 in Unterföhring auf einen Einsatz von Elektrobussen vorbereitet. Die Grünen fordern, dass schon in der aktuellen Testphase ein Konzept erstellt werden solle, wie und unter welchen Bedingungen auf möglichst drei weiteren Linien solche energiesparenden Transportmittel eingesetzt werden können. "Wir können nicht so lange warten, bis wir alle Erfahrungen in Unterföhring gemacht haben", sagt der Grünen-Fraktionschef.

Tangentialen auf dem eigenen Territorium

Was die beschleunigten Radwege im Landkreis angeht, bringen die Grünen gleich zwei Anträge auf den Weg: Einerseits wollen sie durch ein geeignetes Institut ein landkreisweites Konzept für tangential ausgerichtete, schnelle Radwegverbindungen zwischen den Gemeinden erarbeiten lassen. Wenn schon im S-Bahn-System alle Linien radial aufs Zentrum zuführten, möge man doch "auf dem eigenen Territorium vorangehen und Tangentialen einrichten", fordert Markus Büchler, der stellvertretende Grünen-Fraktionssprecher im Kreistag. So wünsche man sich eine Potenzialanalyse durch den Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum.

Auch den Bau der Radschnellwege wollen die Grünen forcieren. Kürzlich wurde die Machbarkeitsstudie zur Pilotstrecke zwischen Garching, Unterschleißheim und München fertiggestellt, aktuell werden bestehende Fördermöglichkeiten durch den Bund geprüft. Die Grünen wollen den Ausgang nicht tatenlos abwarten, sondern bereits jetzt weitere Machbarkeitsstudien ausarbeiten lassen, etwa für die vom Planungsverband favorisierten Strecken Heimstetten-Markt Schwaben und München-Unterhaching-Taufkirchen-Oberhaching sowie für jene durch das Würmtal. Weitere Korridore, die sich aus Sicht der Grünen für eine Prüfung anbieten, sei jener von München über Haar nach Zorneding und von München nach Ottobrunn.

Doch nicht nur an sportliche Verkehrsteilnehmer denken die Grünen. In ihrem Antragspaket drängen sie auch darauf, dass der Landkreis Voraussetzungen für den Ausbau des schienengebundenen Verkehrs schafft. Zu untersuchen seien insbesondere die zuletzt in der Studie "Perspektiven im öffentlichen Personennahverkehr im Landkreis München" enthaltenen Projektideen: eine Straßenbahn zwischen Garching und Unterschleißheim/Oberschleißheim; eine Straßenbahn oder U-Bahn aus München bis Ottobrunn/Gewerbegebiet Brunnthal; eine Straßenbahn oder U-Bahn von Martinsried nach Germering sowie eine tangentiale Straßenbahnverbindung im Bereich Messe München, Dornach, Aschheim, Kirchheim, gegebenenfalls bis Ismaning/Unterföhring.

Zu guter Letzt wollen die Grünen, dass der im September 2015 beschlossene Nahverkehrsplan fortgeschrieben wird. "Der bisherige Nahverkehrsplan beruht auf den Einwohnerzahlen von 2012. Deshalb müssen wir auch hier auf die Tube drücken, um aktuell zu bleiben", sagt Fraktionschef Nadler. Eine erste Reaktion vom Landrat haben die Grünen nach eigenen Worten bereits erhalten. Nur eine Stunde, nachdem sie ihre Anträge per Mail ans Landratsamt geschickt hatten, sei bereits eine Antwort von Christoph Göbel (CSU) in die Mailbox geflattert. Der knappe Wortlaut: "Sehr schön!"

© SZ vom 17.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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