Mitten in Unterhaching:Outsourcing am Straßenrand

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Parkplätze sind in Unterhaching rar, was auch mit vielen abgestellten Anhängern zu tun hat. Das ist kein Zufall. Sie erfüllen einen klaren Zweck.

Von Iris Hilberth

Neulich war Firmung in St. Alto. Reichlich Verwandtschaft reiste an, die meisten kamen mit dem Auto. Doch erwies es sich für all die Tanten, Onkel und Großeltern als ziemlich schwierig, ihr Fahrzeug rechtzeitig vor Beginn des Gottesdienstes irgendwo in der Gegend abzustellen. Rund um die Kirche war schon alles zugeparkt und bei der zeitraubenden Suche in den nahegelegenen Straßen stellten die Gäste genervt fest: Die Unterhachinger haben hier zwar alle eigene Garagen und Stellplätze am Haus, freie Parkplätze gibt es dennoch nicht.

Denn am Straßenrand reihen sich allerlei Vehikel, die nicht so ausschauen, als würden sie in absehbarer Zeit den Platz frei machen. Mit der Hoffnung, vielleicht fährt ja einer weg, kommt man hier nicht weit und so beschleicht den Besucher das Gefühl: Unterhaching ist ein einziger großer Anhänger-Parkplatz.

Am Straßenrand findet sich alles: solche mit und ohne Plane, hohe und flache, gepflegte und ranzige, einige allein zum Transport gedacht, manche auch zum Wohnen. Ein paar haben Schrott geladen, eine verrostete, dreirädrige Ape etwa oder ein altes Schiff. Vor allem bei den geschlossenen Anhängern stellt sich jedoch die Frage: Was ist da eigentlich drin? Womöglich gar nichts, weil sie nur für die Fahrt in den Urlaub dienen, schließlich ist der Kofferraum immer zu klein. So kann all das Geraffel, das früher auf die Rückbank zwischen die Kinder gequetscht wurde, bequem hinterhergezogen werden. Das würde auch erklären, warum die Dinger die meiste Zeit nur rumstehen.

Oder sie sollen erst gar nicht ans Auto gehängt werden, weil das sowieso keine Anhängerkupplung hat. Vielleicht haben ihre Besitzer nie daran gedacht, mit solch einem Anhänger rumzufahren. Der ganze Anhänger-Wahnsinn ist nichts anderes als eine perfekte Täuschung. Was wie ein Anhänger aussieht, ist fester Bestandteil einer trickreichen Rochade. In Wirklichkeit ist es so: Was die Zimmer unnötig vollstellt, kommt in den Keller. Wenn es dort dann auch nervt, hat man ja noch die Garage. Kommt man dann irgendwann nicht mehr an die Fahrräder ran, bietet sich eine Auslagerung an. Und so einen Anhänger bekommt man schon für 500 Euro.

© SZ vom 18.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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