Mitten in Taufkirchen:Mit dem Rücken zum Wildbad

Bayern ist CSU-Land, aber es gibt wenige Orte im Freistaat, die derart verknüpft sind mit der Partei wie Wildbad Kreuth. Die Taufkirchner SPD bemüht sich nun klammheimlich, das zu ändern

Von Iris Hilberth

Es gibt vermutlich nichts in Bayern, was die SPD seit Jahrzehnten mehr ärgert als die erfolgreiche Verknüpfung ihrer politischen Konkurrenz mit ihrem schönen Bundesland: Weiß-blau ist gleich Bayern, ist gleich CSU. Berge, Seen, Tracht und Bier - haben alles die Christsozialen erfunden. Da können sich die Sozis noch so viele Lederhosen anziehen - authentisch finden das die Wähler in den seltensten Fällen. Und so gibt es auch nicht wenige Orte in Bayern, die ganz einfach von der CSU besetzt sind, auch wenn sich die anderen Parteien noch so bemühen, dort heimisch zu werden.

Niederbayern mit dem politischen Aschermittwoch etwa ist eine klare CSU-Domäne. Vor allem aber: Wildbad Kreuth. Das ehemalige Sanatorium südlich des Tegernsees, das am Anfang jedes Jahres ins nationale Medieninteresse rückt, weil die CSU dort tagt und nach dem Weihnachtsfrieden ihre ersten politischen Attacken reitet. Und immer wieder schreiben alle vom Mythos dieses "legendären" Ortes, weil sich hier Franz Josef Strauß einst von der Schwester CDU trennen wollte und viele Jahre später Edmund Stoiber gestürzt wurde. Dieses Kreuth wollte die CSU nun aufgeben und überlegte es sich dann kurz darauf in diesem Sommer doch wieder anders. Die SPD in Taufkirchen hat wohl sofort aufgehorcht, doch offenbar den zweiten Teil dieser Entwicklung verschlafen.

Man muss dazu wissen, dass in den ebenfalls "legendären" Wolferstetterkeller in Vilshofen die Bayern-SPD einzog, nachdem der CSU die Örtlichkeit am Aschermittwoch zu klein geworden war. Nun pirscht sich die Taufkirchner SPD möglicherweise an Wildbad Kreuth heran. Noch ein bisschen heimlich, für Kenner der Örtlichkeit aber zweifelsfrei auszumachen. Auf dem Plakat für ihre Weihnachtsfeier am 5. Dezember wird zwar in den örtlichen, durchaus schmucken und fotogenen "Wolfschneiderhof" geladen. Doch im Hintergrund des Posters prangt großformatig das verschneite Kreuth. Die Perspektive lässt den Betrachter womöglich noch ein wenig im Unklaren, denn das bekannte Gebäude der Hanns-Seidl-Stiftung liegt hinter dem Fotografen, der die schneebedeckte Wiese in den Fokus genommen hat, auf der Generationen von Hubschraubern schon Generationen hochkarätiger CSU-Gäste abgesetzt haben. Eine CSU-Wiese also. Dennoch verkündet die SPD Taufkirchen fast schon aufständisch: Weihnachten ist rot-weiß. Dumm nur, dass der Maibaum auf dem Foto weiß-blau ist.

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