Mitten in Putzbrunn:Schmerzfreier Sozialdemokrat

Allen Krisen der Bayern- und Bundes-SPD zum Trotz steht der frühere Gemeinderat Günther Scheckeler seit über 45 Jahren zu seiner Partei

Von Stefan Galler

Als Fußballtrainer Klaus Augenthaler im Sommer 2003 seinen Job beim 1. FC Nürnberg verlor, fragte ihn ein Reporter noch am Parkplatz vor der Geschäftsstelle am Valzner Weiher, was er jetzt vorhabe. Der knorrige Niederbayer antwortete trocken: "Ich hole mir jetzt beim Bürgermeister die Tapferkeitsmedaille für drei Jahre Nürnberg." Und machte damit klar, dass der "Club", von Fans und Gegnern gleichermaßen als "Depp" verschrien, aus seiner Sicht nicht viel gemeinsam hat mit einer Wohlfühl-Oase. Dennoch bleibt festzuhalten, dass drei Jahre als Übungsleiter bei einem mittelfränkischen Sportverein noch lange nicht ausreichen, um sich selbst den Heldenstatus zu verleihen.

Für große Ehrungen muss man aus anderem Holz geschnitzt sein: Der Putzbrunner Günther Scheckeler etwa wurde jetzt von der SPD für 45 Jahre Parteiarbeit ausgezeichnet. Und zwar mit der Tapferkeitsplakette der Sozialdemokraten: der Willy-Brandt-Medaille. Allen Krisen der Bayern- und Bundes-SPD zum Trotz steht der frühere Gemeinderat seit über 45 Jahren zu seiner Partei. Da kann man schon mal die Samtschatulle mit den Orden aufmachen. Der Landtagsabgeordnete Peter Paul Gantzer, Sozi seit 47 Jahren(!), kam extra nach Putzbrunn geeilt, die Kreis-Spitze war mit Annette Ganssmüller-Maluche und Ingrid Lenz-Aktas vertreten.

Wie Putzbrunns SPD-Chef Alexander Bräuer berichtete, nahm der Geehrte alle Huldigungen bescheiden hin. Wer gehofft hatte, eine Brand(t)rede zum vom Landtagswahlkampf getriebenen Kurs von Sigmar Gabriel in der Flüchtlingspolitik oder zur umstrittenen Haltung der Parteispitze zu TTIP und Vorratsdatenspeicherung zu hören, wurde enttäuscht. Vielleicht ja, weil es zur Definition von Tapferkeit gehört, Schmerzen ohne Wehklagen zu ertragen. Es ist jedenfalls nicht bekannt, wie Scheckeler aktuell zur Arbeit seiner Partei in der Bundesregierung steht. Eines aber ist gewiss: Mit Bürgermeister Klostermeier ist der engagierte Putzbrunner gut befreundet, dessen Politik schätzt er. Deshalb würde er ihn auch gewiss niemals um einen Orden anbetteln.

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