Mitten in Ottobrunn:Ausladende Ansagen

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Wenn eine Sitzung ausfällt, dann heißt das nicht Absage, sondern Abladung. Die Nicht-Termine lassen sich auch herunterladen

Von Martin Mühlfenzl

Der Tagesordnungspunkt "Bekanntmachungen" in Gemeinderatssitzungen und Ausschüssen darf nicht unterschätzt werden. Vor allem in Ottobrunn. Dort also gab Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) unlängst eher beiläufig bekannt, dass mal wieder eine Sitzung eines Ausschusses ausfallen würde. SPD-Gemeinderätin Ruth Markwart Kunas kommentierte das mit einem lapidaren "Aha!", was wohl eigentlich bedeuten sollte: "Mei, scho wieda!"

Rein protokollarisch bezeichnet die Gemeindeverwaltung in Ottobrunn diesen Vorgang als "Abladung". Ist ja auch logisch, die folgt schließlich auf eine Einladung. Gut, etwas leichter verständlich wäre freilich "Ausladung". Schüler würden vermutlich sicherheitshalber eine halbe Stunde früher aufstehen, wenn sie im Radio oder Internet mitbekämen, wegen Blitzeisgefahr habe das Kultusministerium eine Abladung an alle Buben und Mädchen herausgegeben. Zu groß wäre die Angst der Kinder, sie hätten da etwas nicht verstanden. Der gemeine Gemeinderat aber weiß ganz genau, was diese Abladung bedeutet. Dass er sich an diesem Abend den Stress einer Sitzung nicht aufladen muss, ihm der Saftladen aber kein Sitzungsgeld überweisen wird. Rollladen dicht also im Sitzungssaal des Wolf-Ferrari-Hauses.

Aber nur bis zum 13. Februar. Dann tagt der Bauausschuss der Gemeinde. Und der fällt so gut wie nie aus. Denn da werden schließlich vom neuen Garagendach über Fahrradstreifen bis hin zu Reihenhausfassaden, Erkern und Gauben die wegweisenden und städtebaulich tragenden Entscheidungen in der Gemeinde getroffen. Und meist findet sich auf der Tagesordnung eine ganze Wagenladung mehr oder minder bedeutsamer Punkte. Da folgen dann auch vereinzelt Bürger der Einladung in den Sitzungssaal.

Abladungen und Tagesordnungen übrigens sind online auf der Homepage der Gemeinde einzusehen und als solche auch herunterzuladen. Wenn mal wieder eine Sitzung ausfällt, setzt die Verwaltung ein rotes Ausrufezeichen hinter den eigentlichen Termin. Damit auch jeder gleich weiß: Da ist etwas passiert. Oder eben auch nicht.

© SZ vom 03.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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