Mitten in Oberhaching:Das Schweigen der Paare

Wenn Adam länger als auf einen Apfel bei Eva bleibt, fehlen ihm oft die Worte. Vielleicht hilft dagegen ja ein Seminar

Von Michael Morosow

Adam und Eva waren sicher für eine Weile ein glückliches Paar. Aber irgendwann sah ihr Schöpfer wohl die Zeit gekommen, das Gute in ihnen einer Belastungsprobe zu unterziehen, und so schuf er Apfel und Sprache. Mit der Erfindung der wortgestützten Kommunikationstechnik ist unserem Herrgott ein echter Coup geglückt. Es kam Leben in den Garten Eden, mit jedem gesprochenen Wort mehr. Und Gott sah, dass es gut war. Zumindest am Anfang. Denn ein Wort gab das andere, und heute haben wir den Salat. Die nonverbale Kommunikation, so lässt sich mit ein wenig Abstand zum ersten Sündenfall sagen, hat schon auch etwas. Gerade in amourösen Angelegenheiten. Ein Blick sagt mehr als tausend Worte, heißt es zurecht. Ein treuseliger Blick, ein charmanter Augenaufschlag ( "Spatzl, schau, wia i schau"), und alles ist gesagt. Heute aber gilt auch in der Liebe das gesprochene Wort, dessen Phonetik freilich nicht immer liebreizend ist. So etwa säuselt der verliebte Koreaner seiner Angebeteten "Nanun dangsineul mucheog saranghapnida" ins Ohr, was ins Sächsische übersetzt "Isch liebdsch" bedeutet.

Das eigentliche Problem tut sich auf, wenn Adam länger als nur auf einen Apfel bei Eva bleibt, aber auch nach Jahren noch denkt, mit "Ich liebe Dich" oder "I stand total uf di" (Vorarlbergisch) sei eigentlich alles Wichtige gesagt und müsste vorhalten bis zum letzten Sakrament. Gegen diesen Irrglauben haben alle Evas dieser Welt einen Satz kreiert, der auf den Kapverdischen Inseln ebenso verstanden wird wie in Oberhaching: "Wir müssen reden!!" Geht die Beziehung dennoch in die Binsen, spricht der Psychologe gerne von einem "lösungsverhindernden Gesprächsverlauf". Konstruktives Kommunizieren in der Paarbeziehung kann jedoch gelernt werden - sagt die Paar- und Familientherapeutin Eva Maria Gerber-Riess. Am Montag, 6. Februar, gibt sie in einem Workshop mit dem Titel "Die Sprache der Liebe" im Oberhachinger VHS-Zentrum Interessierten Tipps, wie sie "mit einfachen Mitteln der Kommunikation Missverständnisse vermeiden und ihre Partnerschaft bereichern" können. "Nur wer miteinander spricht, weiß, was den anderen bewegt", lautet ihre Devise. Ihr Wort in Gottes Ohr.

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