Mitten in Hofolding:Hart wie Marmelade

Von einer unfeinen Methode, etwas aus einem Automaten zu holen

Von korbinian eisenberger

Eine Eigenart des Menschen ist es, seine Habe nach Möglichkeit zu verteidigen. Manchmal ist sein Besitzgut Angriffen aber wehrlos ausgeliefert, etwa in Automaten, die Kaugummis oder Zigaretten beherbergen. Nur gut, dass der Mensch in der Regel den konventionellen Umgang pflegt, Münzen einwirft und mit einer Zigarettenschachtel oder einem Gummibärli-Packerl von dannen zieht. Es gibt aber auch solche, die es weniger gut mit dem Metallgehäuse meinen.

Jüngst etwa machten sich unbekannte Pyrotechniker an zwei Zigarettenautomaten in Sauerlach und Hofolding zu schaffen, Sprengladungen zerstörten nachts den Unterboden. Die Tatsache, dass sich da jemand zu solch unchristlicher Zeit selbst bedient, dürften die Anwohner gewohnt sein. Dass es dabei so laut zugehen musste, störte dabei schon eher. Und so rief ein aufgeweckter Zuhörer sofort die Polizei, die aber nur noch die Trümmer einsammeln konnte.

Bei solch rabiater Gewalt kann die Polizei nicht mehr viel ausrichten. Selbstjustiz des Automatenbesitzers, wie sie der Kabarettist Gerhard Polt in einem bitterbösen Sketch darstellt, ist freilich auch keine Lösung. Richard, eine von Polts finstersten Figuren, erzählt darin, wie zwei Rotzlöffel zu später Stunde am Gummibärli-Automaten vor seiner Tankstelle herumhantieren. Schließlich geht er zum Gegenangriff über und erwehrt sich mithilfe eines Gewehrs vom Kaliber "Da können Sie zwei Elefanten zamspannen, der schiaßt durch wie durch Marmelade". Die Burschen am Automaten bekommen das dann auch zu spüren.

Der Bande in Hofolding und Sauerlach erging es da deutlich besser, die Automaten haben sie beide geknackt. Zehn Meter weit habe es die gesprengten Teile geschleudert, beklagt die Firma Ostermeier noch Tage danach. 2500 Euro Schaden pro Stück, Bargeld und Zigaretten fehlen. Und nicht nur das: Versicherungen kommen wegen der vielen Übergriffe auf Automaten für solche Schäden schon lange nicht mehr auf. Polts Kunstfigur und seiner Elefantenflinte wäre so etwas wahrscheinlich nicht passiert. Dafür hatte Richard aber eine Anklage wegen Totschlags am Hals.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: