Mitten in Haar:Szenen einer Ehe

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Die Gemeinde und der Bezirk sind eng miteinander verbandelt. Da bleiben Spannungen nicht aus

Von Bernhard Lohr

Was gaben sie beide für ein perfektes Bild ab. Bezirkstagspräsident Josef Mederer beugte sich in Tracht mit dem Schlegel in der Hand über das Fass. Und Bürgermeisterin Gabriele Müller stand fesch im Dirndl daneben, um sich die erste gezapfte Mass kredenzen zu lassen. Das erste Starkbierfest, das der Bezirk Oberbayern in seinem Kleinen Theater in Haar ausrichtete, konnte man als einen Akt der Eheanbahnung verstehen. Die Gemeinde und der Bezirk, die in Haar mit der Isar-Amper-Klinik so eng verbandelt sind, traulich Seit' an Seit'.

Das war nicht immer so. Wenn zwei Partner eng aufeinandersitzen, gibt es Reibungspunkte. Und wenn es nicht kracht, leben sie nebeneinander her. Hier die Gemeinde mit ihrer kleinen Welt; und da der deutschlandweit beachtete Klinikbetrieb, der sich nicht an Gemeindegrenzen orientiert. Und so passieren halt Dinge wie vor bald zwei Jahren, als die Gemeinde erst kurz vor knapp zu einer Gedenkfeier im Klinikum eingeladen wurde. Das Rathaus zeigte der großen Klinik die kalte Schulter. Kein Bürgermeister kam und auch kein Stellvertreter. Der gleichzeitig stattfindende Jahresempfang ging vor.

Zwischenzeitlich kamen sich Müller und Mederer am Biertisch näher. Und doch gab es am Dienstag ein Déjà-vu. Der Bezirk feierte in Haar mit 200 Gästen aus nah und fern seine große Klinikreform, die mit sieben neuen Gebäuden für mehr als 100 Millionen Euro weit gediehen ist. Kurz bevor es losging, erfuhr Mederer, dass die Bürgermeisterin nicht kommen würde; und auch keiner ihrer Stellvertreter. Das hatte das Rathaus telefonisch zwei Stunden davor mitgeteilt: Es gebe wichtige Termine. Wie Müller am Mittwoch erläuterte, stand im Rathaus das entscheidende Treffen mit Architekten und Gemeinderäten für den Schulbau im Jagdfeld an. Müllers Stellvertreterin Katharina Dworzak war dabei unabkömmlich. Und der zweite Stellvertreter Thomas Reichel hatte als Lehrer Unterricht in einer zwölfte Klasse.

Mederer sah sich also von seiner Partnerin versetzt. Und er nahm es gelassen wie ein erfahrener Ehemann. Er habe vorgehabt, in seiner Rede das gute Verhältnis mit der Kommune hervorzuheben, sagte er. Das spare er sich dann halt.

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