Eine herrliche Vorstellung, dieses autonome Fahren! Gut, runter in die Tiefgarage muss man noch selber gehen, aber unten angekommen, wartet schon das Auto mit geöffneter Fahrertür. Nichts wie rein in den sich freilich selbst reinigenden Wagen, der noch ehe die Haustür ins Schloss fällt, per App schon auf Wohlfühltemperatur gebracht worden ist. Und dann kann es losgehen.
Der virtuelle Kutscher kennt den Weg. Raus aus der Garage, rechts, links, gerade aus und dann schnell auf die Autobahn. Ohne Stress kann man sich ganz entspannt ins Büro chauffieren lassen vom autonomen James, dem unsichtbaren und äußerst verschwiegenen Chauffeur. Während der fahrerlose Wagen leise surrend vor sich hin cruist, ist natürlich auch ein zweites Frühstück drin: ein schöner Kaffee, eine resche Breze und die Tageszeitung. Doof nur, dass die noch eigenhändig umgeblättert werden muss. Aber egal, man kann eben nicht alles haben. Noch nicht. Wer weiß heute schon, was findige Ingenieure morgen vielleicht noch herausfinden.
Kurz vor der Ausfahrt Haar passiert dann das Malheur. James hat heute offenbar keine Lust auf den Weg in die Arbeit. Er ignoriert das Schild und fährt einfach weiter. Ein Softwarefehler hat aus dem autonomen, aber guten Mann offenbar einen dreisten Entführer mit Eigenleben gemacht: Über irgendeine Cloud gesteuert geht es jetzt gen Süden, in die Toskana, wo gerade die Olivenernte begonnen hat.
Ist die Schrecksekunde über den eigenmächtigen Fahrer und die verpasste Ausfahrt erst einmal vorbei, wird ganz schnell klar: Das ist ein guter Plan, denn so eine von fremden Mächten verfügte kurze Auszeit erhält schließlich auf lange Sicht die Arbeitskraft. Nur dem Chef muss das noch jemand klar machen. Könnte ja James übernehmen, der autonome Butler. Der will ganz bestimmt auch länger in Italien bleiben.